Oberösterreicher brachten Virus aus Südtirol mit

Vier Corona-Fälle in Oberösterreich: 80-Jähriger steckte drei weitere Personen an

Fast 102.000 Menschen sind in 91 Ländern mit dem Coronavirus bereits infiziert (Stand: Freitagabend). In Österreich waren Freitagnachmittag 63 Personen positiv getestet – darunter auch die ersten vier Fälle in OÖ.

Dabei handelt sich um einen 80-Jährigen aus Puchenau (Bezirk Urfahr-Umgebung) sowie einen Mann und ein Ehepaar aus Leonding (Bezirk Linz-Land). Alle vier dürften sich Ende Februar im Zuge eines Skiurlaubes in Südtirol angesteckt haben. Sie waren mit einem Reisebus unterwegs. Derzeit sind alle in häuslicher Quarantäne.

V. l.: OÖRK-Landesgeschäftsleiter-Stv. Thomas Märzinger, LH-Stv. Christine Haberlander, der Leiter der Hygiene und Mikrobiologie vom Klinikum Wels-Grieskirchen, Rainer Gattringer uind Landessanitätsdirektor Georg Palmisano
V. l.: OÖRK-Landesgeschäftsleiter-Stv. Thomas Märzinger, LH-Stv. Christine Haberlander, der Leiter der Hygiene und Mikrobiologie vom Klinikum Wels-Grieskirchen, Rainer Gattringer uind Landessanitätsdirektor Georg Palmisano ©Land OÖ/Strobl

Zumindest der 80-Jährige leide an Husten, habe aber kein Fieber, wie Landessanitätsdirektor Georg Palmisano bekannt gab. Da sich der Pensionist aber – entgegen den ausdrücklichen Vorgaben der Behörden – in eine Linzer Arztpraxis begeben hatte, muss diese vorsorglich für zwei Wochen geschlossen bleiben. In der Ordination soll es aber zu keinem Kontakt mit anderen Patienten gekommen sein. Aktuell werden weitere Kontaktpersonen der Urlauber ermittelt.

Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander rief die Bevölkerung am Freitag erneut zur Besonnenheit auf, die überwiegende Anzahl der Betroffenen hätte einen milden Krankheitsverlauf. Wichtig ist ihr ein bundesweit einheitliches Vorgehen. Eine Notwendigkeit, aktuell Großveranstaltungen in OÖ abzusagen, sahen weder Haberlander noch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger.

Über 200 Proben getestet

Insgesamt sind im Klinikum Wels-Grieskirchen, in dem derzeit alle Verdachtsfälle in OÖ geprüft werden, bereits mehr als 200 Proben analysiert worden, berichtet der Leiter der Hygiene und Mikrobiologie, Rainer Gattringer. Laut dem Mediziner ist es nach wie vor die beste Vorbeugung gegen eine Ansteckung, sich regelmäßig die Hände zu waschen, sowie in die Handbeuge und nicht direkt in die Hände zu niesen. Thomas Märzinger, stv. Landesgeschäftsleiter vom Oö. Roten Kreuz, appellierte nochmals an die Bevölkerung, nicht auf Eigeninitiative einen Arzt aufzusuchen, sondern erst die Hotline 1450 zu kontaktieren — wie es etwa am Donnerstag 146 besorgte Landsleute taten.

Die AUVA hat am Freitag auf die gestiegenen Infektionen und damit einhergehender Engpässe im Spitalsbereich reagiert. Erste Operationstermine, bei denen keine Dringlichkeit gegeben ist, wurden abgesagt.

Partielle Reisewarnungen des Außenministeriums bestehen weiter für China und Italien (3916 Infizierte und 97 Tote), umfassende Reisewarnungen der höchsten Stufe 6 nunmehr für den Iran (4747 Menschen Infektionen und 124 Tote) und Südkorea (6248 Infizierte und 42 Tote). Stand: Freitagabend (6. März 2020)


Flugstreichungen und Gesundheitschecks

Kanzler und Minister kündigten drei neue Maßnahmen gegen Ausbreitung des Virus an

Nach einem teils „dramatischen Anstieg der Corona-Infektionen im Iran, in Südkorea und in der oberitalienischen Lombardei haben Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudi Anschober und Innenminister Karl Nehammer Freitagabend drei neue Maßnahmen angekündigt, die „eine Ausbreitung des Virus in Österreich eindämmen oder zumindest verlangsamen sollen“, wie Kurz betonte.

So etwa werden keine Flugzeuge mehr von Österreich aus Flughäfen im Iran und Südkorea anfliegen. Zudem werden auch jene in Mailand und Bologna nicht mehr direkt angeflogen. Daneben werde es, wie Kurz betonte, punktuelle Gesundheitschecks an den Grenzübergängen zu Italien geben.

Außerdem müssen Passagiere, die aus jenen Ländern kommen, für die Reisewarnungen besteht, ein Gesundheitszeugnis vorweisen. Dies betreffe vor allem Iraner, Südkoreaner und Chinesen, wie Anschober erklärte. Die Maßnahmen treten mit kommender Woche in Kraft.