Unspezifische „Kreuzschmerzen“ sind eine sprichwörtliche Volkskrankheit. Physikalische Behandlungen sind die Mittel der ersten Wahl. Dazu sollte offenbar auch eine Vibrationsplatten-Therapie gehören. Experten der MedUni Wien haben in einer umfassenden Analyse der wissenschaftlichen Literatur praktisch durchgehend Belege für eine positive Wirkung der Ganzkörper-Vibrationsbehandlung gefunden.
„Der primäre unspezifische untere Rückenschmerz (NLBP; Anm.) ist eine häufig auftretende und klinisch bedeutende Erkrankung mit erheblichen sozioökonomischen Auswirkungen. Die Ganzkörper-Vibrationstherapie (WBVT) hat sich bei unterschiedlichen Indikationen (Anwendungsgebieten; Anm.) zur Verbesserung von Schmerz und Sensomotorik (z. B. Osteoporose) in bis dato sehr heterogenen Studiensettings als wirksam erwiesen“, schrieb das Expertenteam von der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin der MedUni Wien unter deren Leiter Richard Crevenna jetzt in der Wiener Medizinischen Wochenschrift (doi: 10.1007/s10354-023-01026-4).
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Die Autoren durchforsteten deshalb die wichtigsten wissenschaftlichen Datenbanken zu klinischen Studien über den Einsatz der Vibrationsplatten bei unspezifischem „Kreuzweh“. Insgesamt wurden in diese Auswertung zwölf Originalarbeiten mit insgesamt 821 Probanden aufgenommen. Zehn dieser klinischen Untersuchungen waren randomisierte (Probandenzuteilung zu Studiengruppen per Zufall) Studien mit Kontrollgruppen.
Die Untersuchungen verglichen zum Beispiel Ganzkörper-Vibrationstherapie mit sonst keinen Maßnahmen, mit Bewegungstherapie, Ganzkörper-Elektromuskelstimulation oder Kombinationen von WBVT mit Bewegungsübungen etc. Die Häufigkeit der Anwendung der Behandlung lag zwischen zwei und dreimal pro Woche und dauerte zwei bis 18 Wochen. Die Vibrationsfrequenz schwankte zwischen fünf und 30 Hertz.
Laut den Wiener Experten waren die Ergebnisse trotzdem eindeutig. „In allen zehn Studien, welche die Schmerzintensität untersuchten, wurde eine signifikante Schmerzreduktion festgestellt. In fünf von sechs Studien, welche die tägliche Funktion untersuchten, wurde über eine signifikante Verbesserung der täglichen Aktivitäten berichtet, während in allen vier Studien, welche die körperliche Funktion untersuchten, eine signifikante Verbesserung festgestellt wurde. In allen drei Studien, welche die Propriozeption (Tiefensensibilität; Anm.) untersuchten, wurde über eine signifikante Verbesserung berichtet“, schrieben die Fachleute.
Keine der analysierten wissenschaftlichen Untersuchungen zeigte unerwünschte Nebenwirkungen. „Daher scheint die Ganzkörper-Vibrationstherapie in Verbindung mit einem multimodalen Ansatz eine sichere und wirksame Behandlung zu sein“, meinen die Wiener Fachleute zum Abschluss, was in Zukunft womöglich mehr „Kreuzweh“-Geplagte auf die Vibrationsplatte bringen könnte.