Wiener Supermarkt abgefackelt: Drei Schuldsprüche für Männer

Wiener Supermarkt nach gescheitertem Einbruchsversuch in Flammen © APA/STADT WIEN | FEUERWEHR

Drei junge Männer sind am Dienstag für den völlig aus dem Ruder gelaufenen Versuch, einen im Foyer eines Supermarktes angebrachten Bankomaten in Wien-Floridsdorf zu knacken, von einem Wiener Schöffengericht schuldig gesprochen worden.

Einer der drei fuhr am 22. Oktober mit einem zuvor gestohlenen Pkw in das Geschäft. Weil der Bankomat nicht aus der Verankerung gerissen werden konnte, soll der Pkw angezündet worden sein, um Spuren zu verwischen. Das Geschäft brannte ab.

Die Angeklagten im Alter von 21 und 22 Jahren bekannten sich größtenteils schuldig. Der Erstangeklagte erhielt wegen des versuchten Einbruchsdiebstahls, der Brandstiftung und Suchtmitteldelikten drei Jahre Haft. Der zweite Beschuldigte wurde als Beitragstäter zum Einbruchsdiebstahl zu 18 Monaten, zwölf davon bedingt, verurteilt.

Von der Brandstiftung wurde er im Zweifel freigesprochen. Der Drittangeklagte erhielt zur Gänze eine bedingte Haftstrafe in der Höhe von zwölf Monaten für die Beitragstäterschaft beim Einbruch. Der vorsitzende Richter bezeichnete den Hauptangeklagten als „Mastermind“, der die Idee dazu und die beiden anderen dazu angeworben hatte. Die zwei Hauptangeklagten saßen seit Herbst in U-Haft. Der dritte Beteiligte befand sich auf freiem Fuß. Das Urteil des Erstangeklagten ist noch nicht rechtskräftig, die beiden anderen schon.

Der Fall hatte im vergangenen Herbst über Tage hinweg für Schlagzeilen gesorgt. In der Nacht ging in der Jedleseer Straße aus zunächst unbekannter Ursache der „Spar“-Markt in Flammen auf. Das weithin lodernde Feuer schreckte Anrainer aus dem Schlaf, die Wiener Berufsfeuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, um den Großbrand einzudämmen. Wie es dazu gekommen war, konnte von den erhebenden Kriminalbeamten vor allem dank im bzw. rund ums Geschäft gelegener Überwachungskameras sowie Bildern aus der Kamera in einer Tankstelle im Bezirk geklärt werden.

Die jungen Männer lernten einander durch den Drogenverkauf des Erstangeklagten kennen. Der 21-Jährige – er soll mit Marihuana und Kokain gedealt haben, was ebenfalls anklagegegenständlich war – wohnte sogar eine Zeit lang bei dem Zweitangeklagten, die bis zur Tat gut befreundet waren.

Das änderte sich nach der Festnahme. Wie sich nun auch beim Prozess zeigte, beschuldigten sich die beiden gegenseitig. Das begann schon bei der Frage, wer die Idee zu dem Einbruch hatte. Der Erstbeschuldigte behauptete, sein Freund habe ihm ständig Videos von gesprengten Geldautomaten gezeigt, der Zweibeschuldigte wiederum berichtete, dass der Jüngere für das Vorhaben ein Schweißgerät besorgt habe und das darin befindliche Gas im Zusammenspiel mit Benzin verwenden wollte.

Fakt ist, dass der untaugliche Plan in der Oktobernacht umgesetzt wurde. Die beiden Freunde fuhren mit einem Auto, dass der 21-Jährige zuvor einer Bekannten entwendet hatte, zu einer Floridsdorfer Tankstelle, um einen Benzinkanister zu befüllen. Im Zuge dessen wurde ein weiterer Bekannter, ein 22-Jähriger, kontaktiert, der für die Bezahlung in Form von ein paar Gramm Marihuana sein Auto als Fluchtwagen hergeben sollte.

Der 21-Jährige raste laut Staatsanwalt vorsätzlich in das Geschäft, um mit dem Auto den Bankomaten umzustoßen und aufzubrechen. Der 22-jährige Freund wartete mit dem Benzinkanister um die Ecke, um den Fahrer im Notfall aus dem Wagen zu holen, der dritte parkte mit seinem Wagen in einer Seitengasse. Das Vorhaben ging – wenig überraschend – schief, was auch der Tatsache geschuldet war, dass das gestohlene Auto eher der Kategorie Kleinstwagen zuzuordnen war. Die Banknoten purzelten nicht, wie von den Männern offenbar erhofft, aus dem Geldausgabegerät. Der Bankomat blieb vielmehr in der Verankerung stehen.

Daraufhin zündete der 21-Jährige den Pkw an, um Spuren zu verwischen. Das Geschäft brannte ab. Der angerichtete Schaden machte fast drei Millionen Euro aus. Von der Brandstiftung will der Freund nichts gewusst haben. „Ich hab’ ihm gesagt, wir sollten sofort verschwinden“, erzählte der 22-Jährige. Doch sein Freund soll gesagt haben, „er muss Spuren verwischen“. „Ich wollte es noch verhindern“, meinte der Zweitangeklagte. „Ich hab’ gesagt, er soll mit dem Scheiß aufhören. Du wirst noch jemanden verletzen.“

Doch da dürfte der 21-Jährige bereits vom Fahrzeug weg eine Benzinspur gelegt und diese angezündet haben. Als das Trio einige Zeit später zum Tatort zurückkehrte, sahen sie das Ausmaß: Eine Rauchsäule stieg weit über den Bezirk, der Supermarkt wurde ein Raub der Flammen. „Du Trottel, was hast du gemacht mit deiner Autoanzünderei?“, habe er seinen Freund gefragt. „Es war nie die Rede, dass wir was anzünden, sonst hätte ich nicht mitgemacht.“ Es habe immer geheißen, er sei nur für den Notfall in der Nähe, falls der 21-Jährige durch den Aufprall nicht mehr aus dem Fahrzeug gekommen wäre. „Er hat gesagt: ‚Komm Bro‘, du machst ja nichts Illegales. Du hilfst mir nur im Notfall aus dem Auto.“

Der 22-Jährige hätte das Geld für eine Wohnung gebraucht, nachdem die Lebensgefährtin des Freundes angedroht hatte, ihn rauszuschmeißen. „Ich war dicht, ich hab’ nicht nachgedacht“, sagte der 21-Jährige. Einig waren sich die beiden aber, dass der dritte Angeklagte, ein ebenfalls 22-Jähriger, erst von der Tat erfahren hat, als sie zum Tatort zurückkehrten. Für „zwei Gramm Gras“ habe er das Fluchtfahrzeug zur Verfügung gestellt und gelenkt, erklärte er Richter Hautz.

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