Weil ein Arzt im Linzer Kepler Uniklinikum (KUK) während einer heiklen Operation das Spital verlassen hatte, wurde er bis zur Klärung des Sachverhalts vom Dienst suspendiert. Außerdem brachte der Arbeitgeber des Mediziners eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ein.
Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP) kündigte am Sonntag eine genaue Prüfung des Vorfalls an. „Sollte sich der Verdacht auf ein Fehlverhalten bestätigen, so ist dies nicht zu tolerieren und dienstrechtliche Konsequenzen werden folgen“, betonte sie via Aussendung.
Der Vorfall passiert am Dienstag: Ein 77-Jähriger wurde wegen eines Aortarisses in die Uniklinik geflogen und dort operiert. Allerdings hatte der Oberarzt, der den Eingriff leitete, während einer noch kritischen Phase der Operation an einen Assistenzarzt übergeben und das Krankenhaus verlassen. Der Mediziner kehrte zwar später in den Operationssaal zurück und beendete den Eingriff, allerdings kam es zu Komplikationen und der Patient verstarb.
Laut dem ärztlichen Leiter des KUK, Ferdinand Waldenberger, habe man ein Gutachten bei einem gerichtlich beeideten Sachverständigen in Auftrag gegeben. Aus derzeitiger Sicht gebe es jedoch keinen Hinweis auf ein medizinisch-fachliches Fehlverhalten des Arztes.
Für Haberlander ist eine vollständige Klärung des Vorfalls auch deshalb wichtig, weil es sich um eine universitäre Abteilung handle, deren Ruf über Österreich hinaus untadelig ist und die es zu schützen gilt. Der Schaden für den Ruf der betroffenen Abteilung und des Kepler Klinikums sei bedauerlich.
Ermittlungen eingeleitet
Die Staatsanwaltschaft Linz hat gestern Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet. „Es wurde die Obduktion sowie die Sicherstellung der Krankengeschichte angeordnet“, so Pressesprecher Reinhard Steiner zum VOLKSBLATT. „Grundsätzlich ist es nicht korrekt, wenn ein Arzt während einer Operation das Spital verlässt“, betont Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer OÖ. Sollten wichtige Gründe vorliegen, muss gewährleistet sein, dass ein Facharzt einspringt.