Eizellspende in Österreich zu wenig bekannt: Hohe Nachfrage

Zahl der Frauen, die nur durch eine Eizellspende schwanger werden kann, ist im Steigen

Im Kinderwunsch Institut Dr. Loimer in Linz warten derzeit 70 Frauen auf eine Eizellspende. © Kinderwunsch Institut Dr. Loimer

Immer mehr Frauen entscheiden sich erst später im Leben für eine Familie. Doch die Fruchtbarkeit sinkt mit zunehmendem Alter, insbesondere ab 35 Jahren, rapid. Für viele dieser Frauen ist eine In-Vitro-Fertilisation (IVF) mit gespendeten Eizellen dann die einzige Option, um schwanger zu werden.

Doch die Anzahl der verfügbaren Spenderinnen ist in Österreich nicht ausreichend, um die Nachfrage zu decken. Aktuell kommen allein im Kinderwunsch Institut Dr. Loimer in Linz wöchentlich sieben bis zehn Patientinnen auf die Warteliste dazu. Christine und Leonhard Loimer, Geschäftsführer des Kinderwunsch Institut Dr. Loimer, fordern eine Änderung der Gesetzgebung, um die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten einer Eizellspende in Österreich informieren und aufklären zu können.

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Seit der Legalisierung 2015 ist die Eizellspende in Österreich eine erlaubte Methode, um Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch zu helfen. „Waren es im Jahr der Gründung unseres Instituts vor vier Jahren noch ein bis zwei Patientinnen pro Woche, für die eine Eizellspende infrage kam, sind es jetzt bereits sieben bis zehn, die diese Behandlungsform in Anspruch nehmen müssen, um ihren Kinderwunsch erfüllen zu können“, betont Christine Loimer.

Mit 40 Jahren liege die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft bei gerade einmal 20 Prozent. Die Chancen, durch eine künstliche Befruchtung mit gespendeten Eizellen schwanger zu werden, sei deutlich höher als bei einer Behandlung mit eigenen Eizellen. Denn die Spenderin darf nicht älter als 30 Jahre sein. Pro Behandlungszyklus liegt die Schwangerschaftsrate bei der Eizellspende bei knapp 69 Prozent.

Mangel an Eizellspenderinnen

Derzeit können nur etwa 30 Prozent der Kinderwunsch-Patientinnen innerhalb von sechs Monaten behandelt werden. Dies bedeutet, dass viele Frauen lange Wartezeiten auf eine Spende in Kauf nehmen müssen, was ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft weiter verringert. Derzeit stehen mehr als 70 Paare auf Loimers Warteliste.

Manche Patientin steht kurz vor ihrem 45. Geburtstag, danach ist die Spende nicht mehr erlaubt, da der Gesetzgeber ein Alterslimit für die Empfängerin der Eizellen festgelegt hat“so der Reproduktionsmediziner.

Aktuelle Situation in Österreich

Weil es kein amtliches Melderegister für Eizellspenden gibt, gibt es auch keinen Überblick über die Anzahl der bereits erfolgten Spenden. Im Kinderwunsch Institut Dr. Loimer wurden in den vergangenen vier Jahren etwa 200 derartige Behandlungen durchgeführt.

Von den 18- bis 30-jährigen Frauen, die bereits gespendet haben, wurden alle durch Mundpropaganda aufmerksam oder erfuhren von einer Freundin oder Bekannten, die bereits gespendet hat, über diese Option.

So läuft die Eizellspende ab

Die Voruntersuchungen der potenziellen Spenderin nehmen etwa zwei Monate in Anspruch. Die Spenderin muss nicht nur gesund sein, sondern wird in mehreren Arztgesprächen auch einer kritischen Sozialanamnese unterzogen.

Der Spendeprozess per se dauert inklusive der hormonellen Stimulation maximal 14 Tage. Während dieser Zeit muss sich die Spenderin täglich hormonelle Spritzen verabreichen. Zur Zyklusmitte erfolgt die Entnahme der Eizellen unter leichter Narkose, diese werden umgehend mit dem Samenmaterial des Partners der Empfängerin befruchtet und anschließend fünf Tage im Labor zu Embryonen kultiviert. Nach der Entnahme der Eizellen und deren Befruchtung kann die Spenderin die Spende nicht mehr zurückziehen.

Rechtliche Situation zur Mutterschaft

Die Mutterschaft liegt klar bei der Empfängerin der gespendeten Eizellen. Die Spenderin wird durch einen Notariatsakt rechtlich freigestellt und hat gegenüber dem mit ihren Eizellen gezeugten Kind keinerlei Verpflichtungen und Rechte.

Allerdings muss sich die Spenderin damit einverstanden erklären, dass ihre Daten an das Kind spätestens an dessen 14. Geburtstag weitergegeben werden können. Denn es handelt sich um eine „offene Spende“.

Derzeit gibt es noch keine Erfahrungswerte, ob die Eltern das Kind tatsächlich damit konfrontieren. Da die Eizellspende erst seit 2015 in Österreich erlaubt ist, sind die ältesten Kinder erst acht Jahre alt.

Aber immer mehr ausländische Paare entscheiden sich aufgrund der „offenen Spende“ für eine Behandlung in Österreich, da sie sich die Option sichern wollen, dass das Kind einmal auf die Daten der Spenderin zugreifen kann.

Datenbank wäre wichtig

Grundsätzlich dürfen die Eizellen einer Spenderin an maximal drei Familien gehen. Ohne eine zentrale Datenbank, wie sie in Ländern wie Spanien geführt wird, ist es jedoch schwierig sicherzustellen, dass eine Spenderin nicht bereits in anderen Bundesländern mehrfach gespendet hat.

„Es ist essenziell, dass das Fortpflanzungsmedizingesetz hier nachgeschärft und eine zentrale Datenbank eingeführt wird. Das ist eine Frage der Sicherheit für die Empfängerinnen von Eizellen“, fordert Dr. Loimer.

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