Es ist eine Frage des Gespürs, ein Sehen des hörenden Herzens

Die Blindenpastoral der Diözese Linz feierte das 60-Jahr-Jubiläum

Blindenseelsorger Herr Franz Lindorfer (l.) und Bischof Manfred Scheuer (r.) dankten und gratulierten Monika Aufreiter. Seit 26 Jahren ist sie Referentin für die Blindenpastoral in der Diözese Linz. © Franz Reischl

Monika Aufreiter, die Referentin der Blindenpastoral der Diözese Linz, konnte bei der Jubiläumsfeier „60 Jahre Blindenpastoral“ am 1. Adventsonntag neben Bischof Manfred Scheuer und Blindenseelsorger Franz Lindorfer, OPraem, viele weitere Gäste begrüßen. Sie waren ins Blindenzentrum des Blinden- und Sehbehindertenverbandes OÖ in Linz nicht nur aus Oberösterreich gekommen, sondern aus ganz Österreich – von Wien bis Vorarlberg.

Es war – nicht der Anzahl, sondern der Atmosphäre nach – eine familiäre Feier mit Festgottesdienst, Rückschau, Essen und Gemeinschaftspflege. Blinde und sehbehinderte Menschen nahmen daran mit helfenden Sehenden sowie Freundinnen und Freunden teil.

Lesen Sie auch

Christine Dittelbacher, die den Festakt moderierte, verwies auf ein Motto, das in der Blindenpastoral hochgehalten wird: Sehende helfen Blinden, Blinde helfen Blinden, Blinde helfen Sehenden, Sehende helfen Sehenden. Diese Hilfe sprach auch Bischof Manfred Scheuer in seiner Begrüßung an. Er dankte den blinden Menschen, dass sie uns, den Sehenden, helfen zu sehen – das heißt: wahrzunehmen.

Auf dieses Helfen kam er auch in der Predigt zurück: Es geht bei Jesus um eine innere Sehkraft, die die Schönheit der Schöpfung und das, was andere brauchen, wahrnehmen kann. „Es ist eine Frage des Gespürs, ein Sehen des hörenden Herzens. Es vernimmt, wo Liebe nottut.“

Auch in der Einladung zur Kommunion griff Bischof Manfred wieder dieses andere Sehen auf, indem er ein wenig den gängigen Einladungstext „kostet und seht, wie gut der Herr ist“ änderte. Er lud ein: „Kostet und spürt, wie gut der Herr ist.“

Der Rückblick auf 60 Jahre rief bei vielen Teilnehmenden Erinnerungen an schöne Erlebnisse und Erfahrungen wach. Es tat und tut sich viel in der Gemeinschaft der blinden Menschen: Woche der Begegnung, Wanderungen, Bergsteigen, Wallfahrten, Besinnungsnachmittage, Frühstücke im Dunkel, Atemseminar, soziale Aktionen wie zum Beispiel eine Patenschaft für indische Mädchen, eine „Liturgie-Werkstatt“, Tanzen, Singen.

Singen in der Gemeinschaft – das war auch bei dieser Feier zu erleben – bedeutet den blinden Menschen viel. Dieses Singen unterstützten die Geschwister Mauracher aus Sarleinsbach (bzw. Vorderweißenbach), die die Feier musikalisch umrahmten und dabei auch zum Mitsingen einladende Lieder sangen.

Auf den Tischen standen wunderschöne Holzschalen. Die Teilnehmenden an der Feier durften sie als Geschenk mit nach Hause nehmen. Die Blindenpastoral hatte sie bei Josef Pum aus Grünbach bei Freistadt in Auftrag gegeben, 100 an der Zahl. Er hat sie alle aus einem Baum, eine Kirsche, gearbeitet. Die Schale ist ein Symbol für das Motto der Jubiläumsfeier „Freude – Fülle – Segen“. In all den Jahren wurde sie oftmals gefüllt und soll sich weiter füllen.

Von Ernst Gansinger