Fastenzeit nicht nur zur Askese, sondern zur Selbstfindung nützen

Psychologin sieht darin gute Gelegenheit für mehr Achtsamkeit

Um zur inneren Ruhe zu kommen, eignet sich ein Spaziergang in der Natur. Dort kann man viel Schönes auf sich wirken lassen.
Um zur inneren Ruhe zu kommen, eignet sich ein Spaziergang in der Natur. Dort kann man viel Schönes auf sich wirken lassen. © Zhuravleva Katia – stock.adobe.com

Man muss nicht unbedingt religiös sein, um die Fastenzeit für sich zur Vorbereitung auf Ostern zu nutzen. Sprich, sich bewusst Zeit zu nehmen, um mit sich ins Reine und zu einem inneren Gleichgewicht zu kommen, zu einem „Aufblühen im Frühling“.

„In der Fastenzeit muss es nicht immer nur um einen Verzicht von Alkohol oder Süßem gehen und schon gar nicht darum, anderen zu beweisen, dass man dieses Vorhaben tatsächlich durchziehen kann“, betont Renate Pelzguter, Klinische- und Gesundheitspsychologin, im VOLKSBLATT-Gespräch.

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Sie sieht nicht zwingend die Askese im Vordergrund, „sondern viel mehr das Loslassen von Dingen, von denen man glaubt, nicht ohne sie leben zu können. Und das ist dann ganz individuell.“ Spannend findet sie das Vorhaben, Stress zu fasten.

Stress-Fasten: Ruhiger Start in den Tag

„Viele Menschen sind im Alltag so eingespannt, dass sie es gar nicht mehr schaffen, zur Ruhe zu kommen“, weiß Pelzguter von ihren Klienten. Sie rät daher zu mehr Achtsamkeit auf das Hier und Jetzt und sich zum Beispiel für einen bewussten ruhigen Start in den Tag zu entscheiden. „Selbst, wenn das nicht jeden Tag gelingt, ist es schon hilfreich, dies am Wochenende zu tun“, sagt die Psychologin.

Ein Spaziergang in der Natur, bei dem man nicht den Gedanken nachhängt, sondern die Umgebungsgeräusche – ein Vogelgezwitscher, das Plätschern eines Gewässers oder ähnliches – aufnimmt, kann heilsam sein.

Aber selbst wenn keine Zeit für diese Auszeit ist, kann man sich in besonders stressigen Situationen ein paar ruhige Atemzüge gönnen, um wieder runter vom Gas zu kommen.

Austausch mit einem guten Freund

Eine durchaus auch hilfreiche Methode, besser zu sich selbst zu finden, ist, sich z. B. einmal in der Woche mit einem guten Freund, einer guten Freundin zu einem bestimmten Thema auszutauschen. Mittlerweile gebe es aber auch Apps, die einem helfen, zu mehr Achtsamkeit zu finden oder MBSR-Seminare (Mindfulness Based Stress Reduction), die qualitätszertifiziert auf Stressreduktion durch Achtsamkeit setzen.

Von Michaela Ecklbauer