FPÖ findet Atomkraft besser als Nutzung der Sonnenenergie

Freiheitliches „Njet“ zu Errichtung einer PV-Anlage in Leopoldschlag: „Atomstrom ist grüner Strom"

„Klare Kante gegen die Atomlobby“, forderte Harald Vilimsky. Der freiheitliche Spitzenkandidat für die EU-Wahl kritisiert den Green Deal der EU-Kommission auch deshalb, weil dieser „in Wirklichkeit ein Atom-Deal ist“. 75 Kilometer südlich des AKW Temelin sieht die FPÖ das völlig anders: Dort finden die Freiheitlichen ganz im Sinne der von Österreich heftig kritisierten EU-Taxonomieverordnung, dass Atomenergie grün und unproblematisch sei.

Dokumentiert wurde dieser Sinneswandel kürzlich in einer Gemeinderatssitzung in Leopoldschlag (Bez. Freistadt), wo die Firma Ökoinvest aus Ostermiething eine agrarische Photovoltaikanlage errichten möchte. Zu diesem Zweck muss das Grundstück mit der Nummer 865 KG Hiltschen von Grünland in die Sonderwidmung „Sonderausweisung für Photovoltaikanlagen“ umgewidmet werden.

Für die Errichtung einer Agri-Photovoltaikanlage (Symbolfoto) hat sich der Leopoldschlager Gemeinderat ausgesprochen — nur die FPÖ war dagegen!Bürgermeisterin Gstöttenmayr wundert sich über das FPÖ-Njet zum von allen anderen Parteien und der Bevölkerung positiv gesehenen PV-Projekt.
Bürgermeisterin Gstöttenmayr wundert sich über das FPÖ-Njet zum von allen anderen Parteien und der Bevölkerung positiv gesehenen PV-Projekt.
Foto: Flora Fellner

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Vor einem halben Jahr waren zwei Betreiber mit Plänen für Windkraftanlagen in der Marktgemeinde auf Ablehnung gestoßen. Auch die FPÖ protestierte lautstark gegen diesen „Irrsinn“. Die Projektwerber zogen ihre Pläne schnell zurück. „Umso erfreulicher fanden wir die Tatsache, ein tolles Energieprojekt in Form einer Agri-PV -Anlage in unserer Gemeinde vorgeschlagen zu bekommen“, so Bürgermeisterin Anita Gstöttenmayr (ÖVP) zum VOLKSBLATT. Sehr viele Punkte würden für dieses Projekt sprechen, das auch von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen worden sei, wie Gstöttenmayr betont.

So könnte eine landwirtschaftliche Fläche minderer Qualität, die durch die Trassenfestlegung der S 10 weiter an Wert verlieren würde, genutzt werden. Eine hundertprozentige Einspeisung des Sonnenstroms ins öffentliche Netz wäre möglich. Durch eine neuartige vertikale Bauweise kämen bei dem in Zusammenarbeit mit der FH Wels entwickelten Projekt zweiseitige Module in Zaunoptik zum Einsatz.

In der letzten Gemeinderatssitzung am 2. Mai sollte auf Antrag der ÖVP ein erster Grundsatzbeschluss zur Weiterverfolgung bzw. zur Einleitung des Umwidmungsverfahrens getroffen werden. Während SPÖ und Grüne dem Antrag zustimmten, kam von den drei FPÖ-Mandataren ein „Njet“. „Agri-PV Anlagen sind nicht notwendig und sinnvoll“, meinte Gemeinderat Josef Schimpl. Und sein Kollege Siegfried Wegrath nannte in einem Schlussstatement eine andere Präferenz: „Wir haben nichts gegen Atomstrom – Atomstrom ist ja mittlerweile grüner Strom.“

Von Manfred Maurer

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