Gratis-Impfung gegen HPV bis zum 30. Geburtstag wird gut angenommen

4.958 Frauen und 1.650 Männer zwischen 21 und 30 Jahren holten 2024 die Immunisierung nach

Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander und Gynäkologie-Primar Lukas Hefler weisen auf die Bedeutung der HPV-Impfung hin. © Land OÖ/Tina Gerstmair

Viele Initiativen rund um die einzige Impfung gegen Krebs und die Möglichkeit der Gratis-HPV-Impfung bis zum 30. Geburtstag haben dazu beigetragen, die Inanspruchnahme des HPV-Impfangebotes in Oberösterreich deutlich zu erhöhen.

Gebärmutterhalskrebs wird zu 90 Prozent von Humanen Papillomaviren (HPV) verursacht, die auch für eine Reihe anderer Krebserkrankungen verantwortlich sind. Eine Impfung bietet beinahe 100-prozentigen Schutz. Bereits seit mehr als einem Jahrzehnt besteht die Petrol Ribbon Initiative, die über diverse Themen betreffend „Unterleibskrebs“ informieren und aufklären möchte, insbesondere über die schützende Wirkung der HPV-Impfung.

Lesen Sie auch

Initiator Prim. Univ.-Prof. Lukas Hefler, Vorstand der Abteilung Gynäkologie am Ordensklinikum Linz und Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz und Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander setzen sich auch 2024 für die Bewusstseinsbildung ein.

Aufklärungsarbeit an den oö. Schulen

Mit Start des Schuljahres wurden wieder alle 5. Schulstufen an Oberösterreichs Schulen mit insgesamt 28.420 HPV-Foldern beschickt, damit diese durch Lehrkräfte bei den Informationsabenden an die Eltern verteilt werden können. „Wir wollen Eltern und Erziehungsberechtigte darauf aufmerksam machen, wie wichtig und sinnvoll die HPV Impfung für ihre Kinder ist. Deshalb unterstütze ich diese Aktion seit Anbeginn und bedanke mich bei den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern sowie Helferinnen und Helfern für ihre engagierte Arbeit“, sagt Haberlander.

Um diese hohe Schutzwirkung entfalten zu können, sollte die HPV-Impfung jedenfalls vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen, da die Humanen Papillomaviren vorrangig über sexuelle Kontakte übertragen werden. Darüber hinaus ist laut aktuellen Untersuchungen die Impfantwort bei Kindern zwischen neun und zwölf Jahren am besten.

Seit 2014 an den Schulen gratis

Bereits 2014 wurde die Impfung in das österreichische Kinderimpfkonzept aufgenommen und wird seither gratis an Schulen angeboten. Die Durchimpfungsrate liegt allerdings immer noch auf zu niedrigem Niveau, der Impfrückstand der Pandemiejahre konnte noch nicht wieder aufgeholt werden.

Ein abgeschlossenes Impfschema (2 bzw. 3 Teilimpfungen) hatten 2022 bei den Neun- bis Elfjährigen 13 Prozent, bei den Zwölf- bis 13-Jährigen 49, bei den 14-Jährigen 53 und bei den 15- bis 20-Jährigen knapp 40 Prozent. Bei den 21- bis 30-Jährigen waren es nur 5 Prozent, da vor 1999 geborene Personen nicht von der Aufnahme ins kostenfreie Kinderimpfprogrammvprofitieren konnten.

Aus diesem Grund ist die Aufklärungsarbeit an Schulen einer der Grundpfeiler der Petrol Ribbon Initiative. „Sie ist eine der wenigen Impfungen, die nachweislich vor Krebserkrankungen und anderen von den Viren indizierten Krankheiten schützen. Darüber hinaus ist der Impfstoff einer der am besten getesteten weltweit und wurde bereits millionenfach angewendet“, erklärt Primar Hefler.

Um das Bewusstsein für diese Impfung gegen Krebs zu steigern, rief er im Herbst 2023 Oberösterreichs Schulen zu einem Ideenwettbewerb zur Steigerung der Awareness für die HPV-Impfung auf. Insgesamt haben sich oberösterreichweit 15 Schulen an dem Wettbewerb beteiligt. Sie wurden eingeladen, ihre Projekte im Festsaal des Ordensklinikum Linz einer Jury bestehend aus Ärztinnen und Ärzten und Expertinnen und Experten aus der Öffentlichkeitsarbeit zu präsentieren.

„Wir waren begeistert von der Kreativität und der Professionalität der Ideen und Ausführungen. Meist wurden diese Kampagnen im Rahmen eines Schwerpunktprojektes an den Schulen entwickelt und erstrecken sich über Social Media-Kampagnen, Plakate, Aktionstag, etc.“, so Hefler.

HPV-Impfprogramm in Oberösterreich – kostenlos bis zum 30. Geburtstag

  • Für alle Schulkinder in der 5. Schulstufe wird die Impfung kostenfrei im Rahmen von Schulimpfungen durchgeführt.
  • Zusätzlich wird die Impfung allen Kindern und jungen Erwachsenen vom vollendeten 9. Lebensjahr (= 9. Geburtstag) bis zum vollendeten 30. Lebensjahr (= bis zum 30. Geburtstag) an den öffentlichen Impfstellen der Bezirkshauptmannschaften, der Magistrate und der Abteilung Gesundheit im Landesdienstleistungszentrum in Linz kostenlos angeboten.
  • Die HPV-Impfung kann auch bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten bis zum 30. Geburtstag kostenlos nachgeholt werden. In den teilnehmenden Ordinationen (Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde, Gynäkologie und Geburtshilfe) gibt es dazu einen HPV-Impfgutschein.
  • Für junge Männer, welche sich im Präsenzdienst befinden, stellt das österreichische Bundesheer Impfungen zur Verfügung.

Deutlich mehr Nachhol-Impfungen durch kostenloses Angebot

Seit Ausweitung des kostenfreien HPV-Impfangebotes vom 21. bis zum 30. Geburtstag mit 1. Juli 2024 haben sich in OÖ in den ersten drei Monaten bereits 6.608 Personen zwischen 21 und 29 Jahren eine HPV-Nachhol-Impfung geholt (4.958 Frauen, 1.650 Männer). Damit konnten die HPV-Impfzahlen gegenüber den Vorjahren deutlich gesteigert werden.

Insgesamt wurden 2024 von Juli bis September in Oberösterreich mit 9.127 HPV Impfungen bei Personen bis zum 30. Geburtstag bereits mehr als doppelt so viele Impfungen durchgeführt wie im Vergleichszeitraum 2023 (4.160).

„Das große Interesse an der HPV-Impfung ist erfreulich und bestärkt uns in unseren Bemühungen, diese Impfung gegen Krebs noch mehr im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Ziel ist es, dass sich möglichst viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Oberösterreich mit einer HPV-Impfung schützen“, sagt Haberlander.

HPV-Test ab 30

Die zweite Säule in der Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs ist die regelmäßige Früherkennungsuntersuchung durch Frauen- und Fachärzte. Regelmäßige HPV-Tests zum Nachweis/Ausschluss einer HPV-Infektion sollten ab dem 30. Geburtstag in rund dreijährigen Abständen durchgeführt werden.

Im Verlauf ihres Lebens infizieren sich 80 bis 90 Prozent der Menschen mit HPV ohne dies zu bemerken. Ein Großteil dieser Viren sind Niedrigrisikotypen, die zu infektiösen, stark wachsenden Hautveränderungen im Genitalbereich (Kondylome/Feigwarzen) führen können.

Andere, sogenannte „Hochrisikotypen“ sind für die Entstehung verschiedener Arten von Krebserkrankungen verantwortlich: Schamlippen-, Penis- und Enddarmkrebs, Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum sowie Gebärmutterhalskrebs.

Allein in Österreich erkranken etwa 400 Frauen jährlich an Gebärmutterhalskrebs.„Unterleibskrebs war im Gegensatz zu Brustkrebs immer ein Tabuthema. Dies konnte mithilfe der Petrol Ribbon Kampagne inzwischen verbessert werden. Bei den anderen durch HPV verursachten Krebsarten gibt es noch viel Aufklärungsarbeit“, sagt Primar
Hefler.

Ein Ziel der Aktion ist es, noch nicht betroffene Personen über diese Krebsarten aufzuklären, den regelmäßigen Besuch bei Frauenärztinnen und Fachärzten anzuregen und nicht zuletzt zur HPV-Impfung zu motivieren. „HPV-bedingte Krebserkrankungen können unabhängig von Geschlecht und Alter jede und jeden treffen. Die rechtzeitige Impfung gegen HPV im Kindes- oder Jugendalter bietet einen fast 100-prozentigen Schutz gegen diese Erkrankungen“, betont Hefler.