Bisher bekannte Antworten auf wichtige Fragen 2019-nCoV
Wie erfolgt die Übertragung?
Die Übertragung des neuartigen Coronavirus passierte – wie bei anderen Coronaviren – von Mensch zu Tier. Nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen hat das Virus seinen Ursprung im Huanan Seafood-Großhandelsmarkt, einem Markt für Meeresfrüchte in Wuhan und wurde offenbar von Fledermäusen auf Schlangen und dann auf den Menschen übertragen, wie Ursula Wiedermann-Schmidt, die Leiterin der Infektiologie an der MedUni Wien, erklärte.
Auf diesem Markt wird mit lebenden und frisch geschlachteten Tieren gehandelt, auch Schlangen werden in China gegessen. Der Markt wurde bereits Anfang des Jahres von den chinesischen Behörden geschlossen. Die genaue Herkunft des Virus ist aber noch unklar. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist laut WHO nachgewiesen. Inzwischen gibt es laut der Infektiologin vermehrt Anzeichen, dass eine Ansteckung auch während der Inkubationszeit, die bis zu 14 Tagen betragen kann, möglich ist.
Wodurch ist das Coronavirus gekennzeichnet?
Da die Gensequenz des neuen Virus früh von Wissenschaftern bestimmt und öffentlich zugänglich gemacht wurde, ist bekannt, dass es sich bei dem neuen Erreger um ein Beta-Coronavirus handelt, das genetisch zu über 80 Prozent mit dem SARS-Coronavirus übereinstimmt. Die Familie der Coronaviren umfasst zahlreiche mit einer Hülle umgebene Viren mit einem Genom aus einer Einzelstrang-RNA. Sie sind genetisch sehr variabel und können verschiedene Wirtsorganismen befallen.
Die häufigsten Coronaviren, die beim Menschen Infektionen und Symptome auslösten, seien das Alphacoronavirus 229E und das Betacoronavirus OC43, erklärte Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Zentrum für Virologie in Wien. Beide können harmlos verlaufende Atemwegsinfektionen verursachen. Dem SARS-Virus, das seinen Weg ebenfalls in China begann, und bei betroffenen Personen schwere Pneumonien verursachte, fielen weltweit an die 800 Menschen zum Opfer. Das seit 2012 bekannte MERS-Coronavirus, wird vor allem auf der arabischen Halbinsel über Dromedare sporadisch auf Menschen übertragen und kann bei den Betroffenen ebenfalls lebensbedrohliche Pneumonien verursachen.
Welche Symptome gibt es und wie unterscheidet sich das neue Coronavirus von Influenza?
Laut WHO löst das neue Virus Atembeschwerden, Fieber und Husten aus. In schwereren Fällen kann es eine Lungenentzündung verursachen, und zu Nierenversagen und zum Tod führen. Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die bereits zuvor an schweren Grunderkrankungen litten bzw. älter waren. Die Coronavirus-Erkrankungen, auch jene, die jetzt in Europa festgestellt wurden, sind alle mit Reisen nach Wuhan etc. in China in Verbindung zu bringen. Da in Österreich derzeit eine Grippewelle herrscht, muss abgeklärt werden, ob ein Kontakt mit dem neuen Coronavirus überhaupt möglich gewesen sein kann. Empfohlen wird, sich im Fall eines Verdachts in Österreich an die Rettung zu wenden oder an Ärzte bzw. Allgemeinmediziner.
Auch bei der „Gesundheits-Hotline“ unter der Telefonnummer 1450 bekommt man Informationen. Nach wie vor wird gegen Influenza die in Österreich erhältliche Impfung empfohlen. „Die echte Grippe ist aktuell bei uns viel näher und gefährlicher als das Coronavirus, man kann sich aber schützen. Den wirksamsten Schutz bietet die Influenza-Impfung – auch während der Grippesaison“, sagte Gesundheitsminister Anschober am Montag. In der vorigen Grippesaison starben in Österreich nach Expertenschätzungen über 1.000 Menschen an den Folgen der Grippe.
Wie kann man sich schützen?
Um generell die Ausbreitung von Infektionskrankheiten der Atemwege zu vermeiden, sollte besonders in Regionen mit Fällen des neuartigen Coronavirus auf gute Händehygiene geachtet werden und die Husten- und Nies-Etikette sowie Abstand zu Erkrankten eingehalten werden. In Anbetracht der herrschenden Grippewelle sind diese Maßnahmen derzeit aber überall und jederzeit angeraten. Eine Impfung wird wohl nicht vor 2021 erhältlich sein. Eine rasche Weiterverbreitung innerhalb der EU wird bei der Einhaltung von krankenhaushygienischen Maßnahmen und entsprechender Kontaktnachverfolgung derzeit als gering eingestuft, hieß es vom Gesundheitsministerium.
Besteht in Österreich Grund zur Sorge?
Nein, wie mehrere Experten, etwa der medizinische Direktor des Wiener KAV, Michael Binder und auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonen. „Wir können der weiteren Entwicklung mit professioneller Gelassenheit entgegenblicken“, sagte Binder am Sonntag. Die Spitäler seien gut gerüstet, Pläne – die im Fall der Grippe ohnehin laufen – seien aktiv. Die internationale Zusammenarbeit zwischen den Institutionen funktioniere sehr gut, so Anschober am Sonntag. In Wien gibt es derzeit zwei Verdachtsfälle, bei denen die Testergebnisse am Montag erwartet werden, zuvor erwiesen sich zwei weitere Fälle als negativ.
Die WHO hatte vergangene Woche auf Anraten eines unabhängigen Notfall-Ausschusses keine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt. Die Experten verwiesen unter anderem auf die geringe Zahl von Fällen im Ausland. Die Verbreitung des Virus außerhalb von China sei erwartbar gewesen. Der Ausschuss kann aber jederzeit neu einberufen werden. Um einzuschätzen, wie gefährlich das Virus tatsächlich ist, müssen nach Expertenmeinung die Verläufe genau beobachtet werden. Aufgrund der nachgewiesenen Möglichkeit einer Mensch-zu-Mensch Übertragung ist laut WHO bzw. Gesundheitsministerium mit dem Auftreten von weiteren Fällen in Europa zu rechnen.