„Ein Debüt, das ich mir lange erträumt habe“

Der italienische Bariton Federico Longhi über seine Karriere und seine Rolle im Linzer „Troubadour“

Kehrt in der Rolle des Grafen Luna in „Il Trovatore“ ans Linzer Musiktheater zurück: Bariton Federico Longhi.
Kehrt in der Rolle des Grafen Luna in „Il Trovatore“ ans Linzer Musiktheater zurück: Bariton Federico Longhi. © Longhi

Zum dritten Mal wurde der italienische Bariton Federico Longhi (Jg. 1973) zu einem Gastspiel ins Linzer Musiktheater eingeladen.

In der heutigen Uraufführung von „Il Trovatore“ von Giuseppe Verdi wird er den Grafen Luna spielen.

VOLKSBLATT: Herr Longhi, es gibt also ein Wiedersehen mit Ihnen in Linz, wo Sie in den Spielzeiten 2016 und 2017 in den Verdi-Opern „Falstaff“ und „Rigoletto“ große Erfolge feierten. Ist der Graf Luna eine Neueinstudierung?

FEDERICO LONGHI: Dies ist ein Debüt, das ich mir schon lange erträumt habe, und ich bin sehr froh, dass ich es in Linz, dessen Theater und Publikum mir sehr am Herzen liegen, feiern darf.

Ihr Repertoire im Baritonfach ist inzwischen ja gewachsen, aber wohl noch lange nicht erschöpft. Gibt es weitere Opern auf Ihrer Wunschliste, vielleicht gar Entdeckungen von Raritäten oder unbekannte Werke, die im Moment in Mode zu sein scheinen?

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In der nächsten Saison werden schon viele meiner Träume wahr: „Nabucco“ bei den Domstufen Festspielen in Erfurt, „Macbeth“ in Frankreich — in diesem Fall eine seltene, schwierige Aufgabe auf Französisch — und das Verdi Festival in Parma.

Sie kommen aus dem Aostatal und haben Flöte studiert, bevor Sie an eine Gesangskarriere gedacht haben. Dann ging es Schlag auf Schlag. Wie wurden Sie von Ihren Gesangslehrern unterstützt und wer hat Sie besonders geprägt?

Meine Karriere begann dank eines Gesangswettbewerbes von Giulietta Simionato, die mir die Gelegenheit gab, in meiner ersten Rolle zu debütieren, dem Figaro in „Der Barbier von Sevilla“ in Turin. Eine andere große Diva, die mir geholfen hat, ist Katia Riccarelli. Wir haben wundervolle Konzerte zusammen gesungen. Mit ihrer Unterstützung habe ich auch in wichtigen Rollen debütiert.

Empfehlungen oder Talent allein reichen nicht immer aus, bewähren muss sich der „Glückspilz“ selbst. Sie sind das beste Beispiel dafür. Denken Sie manchmal an Ihre Studienzeit? War es ein schöner Weg bis zum heutigen Ziel einer Internationalität?

Empfehlungen sind natürlich nicht alles. Es war ein langer Weg, viel Arbeit, Studium. Es gab kleine und große Herausforderungen! Man braucht viel Glück, aber man muss auch immer wachsen und sich verbessern wollen.

Hatten Sie während des Studiums Vorbilder und welcher Sänger ist heute eines für Sie?

Ich habe viele Baritone als Vorbilder. Mein Maestro Giuseppe Valdengo, mit dem ich den Falstaff wirklich studiert habe, war ein großartiger Interpret dieser Rolle von Toscanini. Und dann habe ich Piero Cappuccilli immer wieder zugehört, und ich liebe Ludovic Tezier. Am Ende muss die Arbeit an Partitur und Gesang aber immer von einem selbst gemacht werden. Wir sind alle unterschiedlich, jeder mit seinem eigenen Vokalinstrument.

Nun zu Verdi und seinem „Troubadour“. Der Titelträger ist ein solcher in der Figur des Manrico. Nicht nur in diesem Werk Ihr Rivale im Kampf um Leonoras Liebe. Kennen Sie Ihre Linzer Gegenspieler, wie verliefen die Proben für das Stück?

Wenn wir über den Tenor Sung-Kyu Park sprechen, der Manrico spielt, ihn kenne ich seit vielen Jahren, seit unserer gemeinsamen Zeit in der Meisterklasse von Katia Ricciarelli. Mit großer Freude arbeite ich hier in Linz wieder mit ihm zusammen. Wir haben uns, obwohl er in Italien lebt, seither nicht mehr getroffen. Jetzt stehen wir gemeinsam auf der Bühne und kämpfen um unsere Leonora, die talentierte Izabela Matula, eine wundervolle Kollegin und jetzt schon eine gute Freundin. Ich werde mich künftig an die gesamte Besetzung, die Chorkünstler, die Orchestermitglieder, das ganze Theater erinnern und möchte allen danken … wundervolle Leute!

Deutet Regisseur Gregor Horres die populärste Verdi-Oper zum Vorteil eines besseren Verständnisses der Handlung oder wird man viel Fantasie für seine Umsetzung brauchen?

Maestro Horres ist top, ein sorgfältiger Kenner der Handlung und der Psyche der Charaktere. Er hat in jeden von uns hinein gegraben und die Charaktere sowohl auf interpretativer als auch auf vokaler Ebene ans Licht gebracht, alle von einer starken und sicheren Umgebung umrahmt.

Bei Enrico Calesso am Pult des Bruckner Orchesters wird man sich aus Erfahrung auf den Totaleinsatz für die Musik verlassen können, die Liebe, Leidenschaft, Rache und noch mehr Emotionen ausdrückt. Welcher der vier Akte ist das größere Gefühlserlebnis?

Mit Maestro Calesso ist es immer eine Reise in die Musik. Er vertieft sich, ist ein sorgfältiger Kenner der Partitur, hat das Ohr immer auf die Stimme gerichtet. Es ist eine wahre Freude, mit ihm zu arbeiten und bei diesem Debüt dabei zu sein. Im ganzen Stück spürt man Gänsehaut, die Emotionen, die aufeinander folgen, gehen durch die Seele, den Körper und fließen durch die Stimme.