„Jemand, der den Propheten beleidigt, muss getötet werden…“

Istanbuler Verlag zielt mit islamistischem „Katechismus für Frauen“ auf deutschsprachige Leser — Vertrieb auch im österreichischen Buchhandel

Was haben die islamistische Milli-Görüs-Gemeinschaft (IGMG), ein deutscher Salafisten-Shop und der Internet-Gigant Amazon gemeinsam?

Sie vertreiben ein Buch, in dem gefordert wird, was im Oktober in Frankreich dem Lehrer Samuel Paty widerfuhr: Ein Islamist hat ihn bestialisch ermordet, weil er mit dem Zeigen von Mohammed-Karikaturen den Propheten beleidigt haben soll.

Der Mörder tat, was das im Istanbuler Uysal-Verlag erschienene Buch „Ilmihal für Frauen — Islamisches Grundwissen für Frauen“ (Ilmihal = Katechismus) postuliert: „Jemand der den Propheten beschimpft, beleidigt oder seine Religion in irgendeiner Weise schlecht macht, muss getötet werden“, heißt es dort auf Seite 177.

„Islamisches Grundwissen für Frauen“, das auch in Österreich vertrieben wird. ©Uysal Verlag

Selbst Reue rettet den „Täter“ nicht: „Wenn er Buße tut und Reue zeigt, wird zwar seine Reue von Allah angenommen, er muss trotzdem getötet werden. Ihm darf keine Besinnungszeit verliehen werden. Er muss getötet (werden), ganz unabhängig davon, ob er bereut und Buße tut.“

Auf Seite 177 dieses Buches wird gefordert, was in Paris dem Lehrer Samuel Paty widerfuhr: Die Tötung für Beleidigung des Propheten ©Uysal Verlag

Autorin starb an Corona

Übersetzungsfehler sind auszuschließen: Der Verlag hat das vom Islamwissenschafter Asim Uysal und seiner im Vorjahr an Corona verstorbenen Frau Mürside schon 2010 verfasste Buch in deutscher Übersetzung herausgebracht.

Neben dem Mordaufruf enthält das Buch auch im Hinblick auf die Stellung der Frau Haarsträubendes. Obwohl der Titel zur Vermutung verleitet, das Werk richte sich direkt an Frauen, ist es für den Mann gedacht, dessen „religiöse Pflicht“ es sei „sich Wissen über gottesdienstliche Verrichtungen, die Menstruation, islamische Frauenbekleidung und andere frauenbezogene religiöse Bestimmungen anzueignen und seiner Ehefrau zu vermitteln“. So wird dem Mann gesagt, was die beste Ehefrau ist: Nämlich „die, die dich erfreut, wen du sie ansiehst, und die dir Folge leistet, wenn du ihr etwas aufträgst“.

„Leichtes Schlagen“

Ins Paradies kommt die Frau demnach, wenn sie „fünfmal am Tag betet, im Fastenmonat fastet, ihre Scham hütet und ihrem Gatten folgt“. Immerhin hält das Buch auf Seite 54 fest: „Der Islam verbietet hartes Schlagen der Frau als Bestrafung“. Allerdings widmet sich ein Kapitel dem Thema „leichtes Schlagen“.

In der Türkei hat das Buch den Sanktus von höchster Stelle. Die türkische Version wird (in gleicher Aufmachung wie die deutsche) sowohl von der türkischen Religionsbehörde Diyanet als auch deren deutscher Filiale Ditib angeboten. Die deutsche Ausgabe ist bei Amazon für 14 Euro wohlfeil. im Milli-Görüs-Buchklub (Kitap Kulübü) kostet sie einen Euro mehr. Ebenso beim vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz der salafistischen Ansaar-Organisation zugerechneten Umma-Shop in Düsseldorf. Auch in der Schweiz wird der deutsche Islamisten-Katechismus vertrieben — allerdings sind dort dafür 36 Euro zu berappen.

Thalia stoppt Verkauf

In Österreich ist er in der Wiener Aziziye-Buchhandlung erhältlich. Die türkische Ausgabe gab es bis am Dienstag (9.3.2021) auch bei Thalia. Eine Unternehmenssprecherin teilte am Abend mit, der Titel werde „sowohl stationär in unseren 37 Buchhandlungen als auch online auf thalia.at gesperrt“. Amazon kündigte gegenüber dem VOLKSBLATT an, man werde „das Werk unter die Lupe nehmen“.

Von Manfred Maurer