Aufwendige Serie „Hunyadi – Aufstieg zur Macht“ feierte Weltpremiere

Zehnteilige Serie mit Hunderten Komparsen und 56 Millionen Euro Budget - Voraussichtlich im Frühjahr 2025 auf ORF 1 und ORF ON

Kádár Gellért als János Hunyadi © ORF/Beta Film/ MR Film

Eines der größten Serienprojekte der europäischen TV-Geschichte ist unter Beteiligung des ORF in Ungarn entstanden. „Rise of the Raven“ ist ein Historiendrama nach wahren Begebenheiten, das mit einem Budget von 56 Millionen Euro an mehr als 170 Drehtagen produziert wurde. Zum Vergleich: Ein „Tatort“-Krimi kostet um die 1,5 Millionen Euro. Auf der Fernsehmesse Mipcom in Cannes war am Dienstagabend Weltpremiere. Auf ORF 1 und ORF ON ist die Serie, die mit so klingenden Namen wie Laurence Rupp, Cornelius Obonya und Murathan Muslu aufwartet, wohl im Frühjahr 2025 zu sehen.

Für die zehnteilige Serie waren Hunderte von Komparsen und etwa 100 Pferde an gigantischen Sets in der Nähe von Budapest im Einsatz. Es geht um den ungarischen Feldherren Janos Hunyadi, der im 15. Jahrhundert ein Invasionsheer des osmanischen Reiches zurückgeschlagen hat. Politische Machtspiele europäischer Herrscherdynastien erschweren dem Helden zusätzlich seinen Einsatz für das Abendland.

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Narrativ könnte an heutiges Ungarn erinnern

Die Handlung könnte manche Zuschauerinnen und Zuschauern an das Narrativ der heutigen ungarischen Regierung unter dem Rechtspopulisten Viktor Orban erinnern. Ein tapferer Kämpfer, der Eindringlinge an den Grenzen des Landes abwehrt und sich gleichzeitig gegen die Intrigen feindlich gesinnter europäischer Großmächte behaupten muss. Und tatsächlich hat das ungarische Nationale Filminstitut (NFI) knapp die Hälfte des Projekts bezahlt.

Dornhelm einer von drei Regisseuren

Was sagen die Macher dazu? „Wenn diese Produktion Propaganda hätte sein sollen, dann hätte ich es nie gemacht“, versicherte der österreichische Filmemacher Robert Dornhelm, einer von drei Regisseuren des Zehnteilers, auf Nachfrage. Regisseurin Orsi Nagypal ergänzte, dass es in der Geschichte letztlich um Verrat und Aufrichtigkeit gehe. Auch die Charaktere, etwa der des Gegenspielers, Sultan Murad, seien differenziert gezeichnet.

Das deutsche Unternehmen Beta Film, Mitfinanzier des Mittelalter-Action-Dramas, vertreibt die Reihe. Beta-Chef Jan Mojto kann verstehen, dass sich Außenstehenden gewisse Bezüge zur aktuellen Politik aufdrängen: „Aber wir wollten diesen spannenden Teil unbekannter europäischer Geschichte unbedingt inszenieren, und wir haben uns dabei von niemandem beeinflussen lassen.“ Sowohl er als auch Dornhelm stehen mit ihrer Biografie und ihrer Arbeit nicht in Verdacht, totalitäre Regime zu unterstützen oder gar gutzuheißen.

Dass angesichts wachsender fremdenfeindlicher Strömungen nicht Zustimmung von der falschen Seite kommt, können die Macher allerdings nicht garantieren. „Das kann immer passieren“, räumte Mojto ein. „Als wir ‚Unsere Mütter, unsere Väter‘ gemacht haben, wurden wir vom polnischen Staat verklagt, weil in der Serie auch der Antisemitismus in Polen Thema war.“

Das ungarische NFI hatte bereits 2022 mehr als 60 Millionen Dollar für die Entwicklung und Produktion von mehr als 100 Projekten bereitgestellt. Der Großteil floss dabei in aufwendige historische Produktionen mit starken nationalistischen Untertönen. Kritische Stimmen beklagen, dass Inhalte mit kontroversen Themen so gut wie nicht mehr umzusetzen seien.

Zudem sitzen in Ungarn inzwischen vor allem Vertraute von Viktor Orban an den Schaltstellen der TV- und Medienindustrie. Und die Branche dort boomt. Budapest etwa ist neben London die beliebteste Location für Filmdrehs geworden. Wer in dem mitteleuropäischen Staat produziert, erhält dort 30 Prozent der Kosten erstattet. „In diesem Jahr wird die TV- und Medienindustrie dort wahrscheinlich einen Umsatz von einer Milliarde Euro erreichen“, prognostizierte der Co-Produzent der Serie, Oliver Auspitz. „Damit gehört Ungarn mit zu den größten Märkten der Welt.“

In Österreich ist seit 2023 ein Filmanreizmodell etabliert, das bis zu 35 Prozent der in Österreich investierten Mittel refundiert – für internationale Filmproduktionen ebenso wie im Streamingsektor oder bei heimischen Vorhaben.