Die traditionelle Klassische Linzer Klangwolke stand diesmal mit einem neuen Konzept unter dem Leitgedanken, Frauen aus dem Umfeld von Anton Bruckner einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Im Mittelpunkt des Abends stand die Komponistin Mathilde Kralik von Meyrswalden, 1857 in Linz geboren. Ihre Verbindung mit Bruckner bestand darin, dass sie seine Privatschülerin wurde und später in Wien bei Bruckner am Konservatorium der Stadt Wien Komposition studierte. Sie schuf in ihrem langen Leben bis 1944 Opern, Oratorien, Solokonzerte und Werke für Klavier und Orgel.
Der Abend begann mit einer „Sinfonie As-Dur für Streichorchester“ von Hans Rott, einem Zeitgenossen von Kralik und Bruckner. Das Werk bot auch Gelegenheit, das Orchester des Abends kennenzulernen. Das Female Symphonic Ochestra Austria (unter der Schirmherrschaft von Hera Lind) gastierte zum ersten Mal in Linz und wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen. Es steht unter der Leitung seiner Gründerin Silvia Spinnato, einer aus Neapel stammenden Musikerin, die von Salzburg aus dieses Orchester aufgebaut und geformt hat. Die junge und dynamisch agierende Dirgentin zeigte sich auch bei den nachfolgenden Werken sehr sicher und zeitkompetent. Als Hauptwerk des Abends kam in einer Uraufführung das „Konzert für Violine und Streichorchester d-moll“ von Mathilde Kralik von Meyrswalden zur Darbietung.
Dieses Werk bot dem Orchester, besonders der Solistin Francesca Dego, reichlich Möglichkeit, die Leistungstiefe und die Virtuosität zum Klingen zu bringen. Zum Dank für dem Beifall spielte die Solistin als Zugabe ein Werk eines amerikanischen Zeitgenossen überaus virtuos und spannend. Als leztes Werk fand die Uraufführung der „Sinfonie f-Moll“ von Mathilde Kralik von Meyrswalden statt. Dieses große Werk gibt den Brucknerschen Geist allerdings in sehr sublimierter Form wieder. Es hat Längen, aber auch Tiefen vor allem in den Adagio-Satz. Sie zeigen die kompositorische Kunst von Mathilde Kralik und rechtfertigen so die Bemühungen, ihre Kompositionen wieder zur Auffühung zu bringen. Im 3. und 4.Satz der Sinfonie kam die international tätige Linzer Organistin Magdalena Hasibeder eindrucksvoll zum Einsatz. Das Wirken der Sopranistin Jacquelyn Wagner – sie versuchte mit ihrem dramatischen Sopran das Fortissimo spielende Orchester zu übertönen – war leider dadurch stark beeinträchtigt.
Fazit: Der Versuch, die Klassische Linzer Klangwolke neu zu gestalten, ist durchaus gelungen, auch wenn der Besuch im Saal etwas reduziert war. Allerdings im Gedanken, dass viele Besucher im Freien an der Donau den Abend genießen konnten.