Bruckner-Mancini-Crossover zum Jubiläum

Spring-String Quartet feiert mit umjubeltem Programm im Arkadenhof

Spring-String Quartet im Arkadenhof © Reinhard Winkler

Bruckner, Mancini, Mandelbrot … Drei geniale Köpfe hat das vierköpfige heimische Streichensemble Spring String Quartet in seinem jüngsten Projekt unter einen Hut gebracht. Arrangiert von Michael Radanovic, einem weiteren Masterbrain, ist dabei eine musikalisch-mathematisch fein ausgetüftelte Hommage an drei ganz Große ihres Fachs entstanden, die im Bruckner Jubiläumsjahr 2024 ihren 200. beziehungsweise jeweils den 100. Geburtstag feiern.

Umwerfende Neuinterpretation

Man nehme Anton Bruckners klangkathedralenartige Sätze aus seinen Sinfonien, mische diese mit den berühmtesten Hits des US-amerikanischen Filmkomponisten Henry Mancini und lasse diese die mathematischen Berechnungen zur fraktalen Geometrie des französischen Mathematikers Benoit Mandelbrot durchlaufen. Fertig ist eine umwerfende Neuinterpretation von klassischen und modernen Motiven, Intervallfolgen und Rythmusmustern, die in ihrer Struktur und Kombination das Verhältnis des sogenannten „Goldenen Schnitts“ abbilden, der seit jeher in der Bildenden Kunst und in der alten Musik eine große Rolle spielt.

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Herrlich schräg

Den Auftakt zu dem herrlich schrägen Jubiläums-Programm im Linzer Arkadenhof macht dann wohl eine der berühmtesten Filmmusiken überhaupt, nämlich „The Pink Panther Theme“, der 1964 Oscar-nominierte Titelsong von Henry Mancini zum gleichnamigen Film und der folgenden Serie mit Peter Sellers in der Hauptrolle als Polizeiinspektor Jaques Clouseau. Kombiniert wird das Hauptthema mit dem 1. Satz aus Anton Bruckners 1. Sinfonie c-Moll von 1865, die der Komponist auch gerne als „S‘ kecke Beserl“ bezeichnete. Und so kommt als quergebürstete Neuinterpretation „Der kecke Panther mit dem rosa Beserl“ heraus, als eine innovative Tonschöpfung à la Bruckner, Mancini und Mandelbrot. Christian Wirth und Marcus Wall an den Violinen panthern sich virtuos durch das Stück, humorvoll und ausdrucksstark begleitet von Julian Gillesberger an der Viola und Stephan Punderlitschek am Violoncello.

Spring-String-Metamorphose

In der Folge werden alle Bruckner’schen Sinfonien der Spring-String-Methamorphose unterzogen. Unter anderen das Scherzo aus der 2. Sinfonie c-Moll als Crossover mit Mancinis Soundtrack zum Filmhit „Two for the Road“ aus dem Jahre 1967. Diese Neuinterpretation kommt im Stile bester venezianischer Salon- und Kaffeehausmusik daher, eine Mischung aus schrägen Variationen in Swingtime-Manier, Primgeiger Christian Wirth surft rasant im Dreivierteltakt quer durch die Sequenzen, während Marcus Wall flott das Hauptthema auf den Violinsaiten zitiert.

Noch schneller dahin geht es im folgenden „Scherzo di Speedy“, einer Hommage an Mancinis Soundtrack „Mr. Lucky“ von 1960 und die berühmte Comicmaus Speedy Gonzales, verrührt mit Bruckners Scherzo aus der 3. Sinfonie d-Moll, bei dem sich Marcus Walls Violine und das Violoncello von Stephan Punderlitschek ein rasendes Wettrennen liefern, angefeuert vom donnernden Applaus des Publikums.

Quer durch alle Bruckner’schen Sinfonien, gut gemixt mit Welthits wie „Moonriver“, den Titelmelodien zu Filmklassikern wie „Columbo“, „Peter Gunn“, „Charade“ und „Hatari!“ geht es in der Folge weiter. Das Serenadenkonzert mündet in einer nicht zu überbietenden, hinreißenden Crossover-Interpretation von Bruckners Motette „Locus Iste“, gekreuzt mit dem schnulzigen Evergreen „Die Dornenvögel“, begleitet von heftigem Wetterleuchten über dem Linzer Landhaus und tosendem Beifall des Publikums. Vielen Dank, schöner kann ein musikalischer Sommerabend nicht gelingen!

Von Barbara Duftschmid

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