Rund 20 Vertreter der österreichischen Theater-, Opern- und Konzertbühnen haben am gestrigen Dienstag an einem Arbeitstreffen mit Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) teilgenommen.
Die Vorschläge und Reaktionen der einzelnen Häuser fielen sehr unterschiedlich aus, berichtete das Ö1-„Morgenjournal“ am Mittwoch.
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Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt, erneuerte seine Forderung, Contact-Tracing einzusetzen: „Wir wissen, wer auf welchem Platz sitzt, wir bitten auch die Zuschauer, die Karten nicht zu tauschen, und im Falle einer Infektion könnten wir die Infektionskette dadurch sofort unterbrechen“, sagte Föttinger im ORF-Radio.
Bedenken hat Thomas Birkmeir, Intendant am Wiener Theater der Jugend: „Da stellt sich allein schon ein datenschutzrechtliches Problem. Ich kann nicht einfach willkürlich von jedem die Daten einholen, ich müsste es natürlich erfragen und dann ist noch die gesetzliche Grundlage eine Frage.“
Birkmeir glaubt, dass ein Normalbetrieb mit voller Auslastung erst dann wieder möglich sein werde, wenn es einen Impfstoff gibt. „Stellen Sie sich vor, Sie haben voll besetzte Reihen und Mitte-Mitte hat jemand einen Hustenkrampf. So schnell hast du die Leute wahrscheinlich noch nie rauslaufen sehen aus einem Theaterraum“, zeigte sich der Theatermann überzeugt.
„Wir haben alle sehr unterschiedliche Bedürfnisse“, fasste Volkstheater-Direktorin Anna Badora die Videokonferenz zusammen. Badora erwartet, dass es nach dem virtuellen Treffen, an dem unter anderem auch Bregenzer Festspiele, Staatsoper, Burgtheater, Vereinigte Bühnen Wien, Musikverein und Konzerthaus teilnahmen, eine neue Direktive von Lunacek geben wird.
„Ich vermute, dass das eine Mischung wird aus Ansagen und Eigenverantwortung der einzelnen Häuser“, sagte die scheidende Direktorin des Volkstheaters.
Für die Staatssekretärin selbst hat das Gespräch „einen übersichtlichen Problemaufriss zu den Herausforderungen für den Proben- und Spielbetrieb gebracht“, aber auch gezeigt, „dass hinsichtlich gesundheitspolitischer Notwendigkeiten, künstlerischer Machbarkeit und ökonomischer Sinnhaftigkeit unterschiedliche Standpunkte existieren“, hieß es am Mittwoch gegenüber der APA.
„Woran ich mit dem Gesundheitsministerium arbeite, ist eine schlanke Verordnung mit Schutzbestimmungen, die gewährleisten, dass die Infektionsrate weiterhin niedrig bleibt bzw. noch reduziert werden kann. Die eingetroffenen Anregungen werden von uns gesammelt und an das Gesundheitsministerium übermittelt. Einigkeit bestand darin, dass Eigenverantwortung ein wichtiger Faktor ist. “
Das Arbeitsgespräch mit Vertretern der Kabarettszene, das am Montag stattgefunden hat, nannte Lunacek einen „konstruktiven und wertschätzenden Austausch“, der die Langfristigkeit des Umsatz- und Einnahmenentfalls auch in diesem Segment des Kulturbetriebs verdeutlicht habe.
„Ich arbeite gemeinsam mit der Sektion an Maßnahmen, die die Betroffenen bei ihrem Weg zurück in den regulären Veranstaltungsbetrieb unterstützen.“ Konkrete Vorschläge „wie verstärkte Nachwuchs- und Frauenförderung sowie Anreizmodelle für mehr Kabarett auf kommunaler Ebene“ habe sie aus dem Gespräch mitgenommen.