Die Größe liegt in der Einfachheit

Vor 25 Jahren starb der große Schauspieler Josef Meinrad

Er spielte die unterschiedlichsten Rollen und war äußerst populär: Josef Meinrad mit seiner Gattin Germaine Renée Clement. © APA/Neumayr

Man würde ihm nicht Genüge tun, würde man ihn auf seine Rollen reduzieren. Denn er hat in seinem Schauspielerleben viele verschiedene und äußerst widersprüchliche Figuren verkörpert. Vor 25 Jahren starb der große Josef Meinrad.

Er spielte den Teiresias in der „Antigone“ des Sophokles, Ibens Peer Gynt, Molnars Liliom, Molières eingebildeten Kranken, Shakespeares Heinrich IV.. Und natürlich war er der Superstar in Nestroy-Stücken und legendär als Valentin in Raimunds „Verschwender“.

Als Frosch in der „Fledermaus“ stand er auf den großen Opernbühnen und als Musicalstar sah man ihn in „My Fair Lady“ und im „Mann von La Mancha“. Er war regelmäßig Gast der Salzburger und Bregenzer Festspiele und vieler anderer Bühnen im In- und Ausland.

Von Oberst Böckl bis Pater Brown

Nicht weniger beeindruckend und breit gestreut liest sich die Liste von Meinrads filmischen Auftritten: Sie reicht von Lustspielen bis hin zu anspruchsvollen Literatur-Verfilmungen. Als liebenswürdiger tollpatschiger Oberst Böckl an der Seite von Romy Schneider in der Sissi-Trilogie blieb er ebenso im Gedächtnis wie als Pater Brown.

Es gab aber auch ernste Seiten: Mit Orson Welles drehte Meinrad Kafkas „Der Prozess“, mit Otto Preminger „Der Kardinal“, später war er auch in Fernsehrollen im „Ringstraßenpalais“ oder in „Waldheimat“ zu sehen.

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Dabei sollte Meinrads berufliche Reise ursprünglich ganz woanders hin gehen: Am 21. April 1913 in Wien als Josef Moucka geboren, bereitete sich der Sohn eines Straßenbahners zunächst auf den Priesterberuf vor. Eine Zeit, die ihn nachhaltig prägte, ihn Disziplin und Beherrschung lehrte und die Erkenntnis, dass die Größe in der Einfachheit liegt. 1929 verließ er das Redemptoristen-Gymnasium in Wiener Neustadt und absolvierte eine kaufmännische Lehre, um nebenher Schauspielunterricht zu nehmen. Schon damals soll er sich Josef Meinrad genannt haben.

Seinen allerersten Auftritt soll Meinrad 1930 bei den Hans-Sachs-Festspielen in Korneuburg gehabt haben. Es folgten weitere kleine Rollen, er blieb noch bis 1935 Büropraktikant. 1936 trat er mit zeit- und regimekritischen Texten von Jura Soyfer am politischen Kabarett ABC von Leon Askin in Wien auf. Im Burgtheater stand er erstmals 1940 in einem Stück von Hermann Bahr auf der Bühne. Nach Kriegsende wurde Meinrad 1947 dort festes Mitglied, trat bis 1983 in 195 Rollen auf und wurde der große Volksschauspieler, der es wie kein anderer verstand, hohe Kunst zur Unterhaltung zu machen. Schon 1959 war ihm für sein Wirken der Iffland-Ring übertragen worden.

Seine Abschiedsvorstellung an der Burg gab der beliebte Schauspieler in Hugo von Hofmannsthals „Der Schwierige“. Lebensbilanz: 7228 Auftritte, über die er akribisch Buch führte. Am 18. Februar 1996 erlag Meinrad einem langen, schweren Krebsleiden. M. Wagenhofer