Eingesperrt mit der Schwiegermama

Pop: James Blunt gastierte auf dem Linzer Domplatz

Blendender und fitterEntertainer: James Blunt
Blendender und fitterEntertainer: James Blunt © Drindorfer

Frauen hätten ihre Männer gewaltsam in James-Blunt-Konzerte gezerrt. Solche Gerüchte gibt es, aber man soll natürlich nicht alles glauben. Für die geschundenen Männlein hat James Blunt immerhin Trost parat. Der Song „High“ in derart hoher Tonlage, dass ihn nur „Mädchen und Hunde“ hören können, sagt Blunt. „My gift for you“, das Geschenk an die Männer: „…drei Minuten Stille“. Selbstironie und britischer Humor, sogar das blubbernde „Postcards“ machte so in Linz Spaß. Blunt mit Ukulele („die nehme ich gerne, damit ich größer aussehe“), die Band steuert kreischende E-Gitarre bei. Fast schon Rock´ n´Roll, wild! Gerne als Heulboje verunglimpft (von männlichen Kritikern), zeigte sich Blunt am Freitag auf dem Domplatz vor allem als blendender Entertainer.

Hüpft sehr fit mit grellroter Akustikgitarre auf die Bühne, eröffnet mit „Breathe“. Live eine formidable Schunkel-Nummer, ebenso „Wisemen“. Bei „Carry You Home“ fängt er dann an zum Rumheulen. Autsch! Neigungsgruppe „Ballade“, ein Versuch.

Die Lockdowns waren hart, 68 Tage mit der Schwiegermutter eingesperrt, „You have a special word for it: schaiße“. Der 1974 als James Hillier Blount geborene Brite albert herum, animiert fleißig, schwirrt einmal mit Gasmaske ins Publikum und umarmt Menschen. Songs wie das ziellos mäandernde „I Really Want You“ waten im Schnulzensumpf, später beim etwas kräftigeren „Love Under Pressure“ steht die Hälfte des in Sitzreihen aufgefädelten Publikums.

Feuerzeuge haben die gesunden Menschen von heute selten mit, dafür leuchten kollektiv Smartphones. Seinen größten Hit, das schmachtende „You´re Beautiful“, trägt Blunt unprätentiös vor. Das tut dem Song sehr gut. Blunt rudert anfeuernd mit den Armen, balanciert abenteuerlich auf dem Piano, legt noch nach. „Bonfire Heart“ ziemlich schräg, militärische Liebes-Metaphern des einstigen Captain der britischen Armee (unter anderem in Kosovo und bei der Beerdigung von Queen Mum). „Say sausages!“ (Sagt ,Würsteln´), Blunt fotografiert zum Abschied ein lächelndes Auditorium. Sehr netter Abend, aber da war noch jemand.

Alles leuchtet: Avec

Die Vöcklabruckerin Avec, bürgerlich Miriam Hufnagl, hatte vor Blunt mit einem zu kurzen, halbstündigen Auftritt eröffnet. Warme und glasklare Stimme, Avec spülte eine Welle des musikalischen Wohlbehagens über den Domplatz.

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Das Lied „Home“ zärtlich und stark, „Under Water“ ist große Popkunst: Intimes, Schmerzhaftes in einen Song gegossen und zum Leuchten gebracht. So geht Gefühl. In der Mediathek des Kultursenders arte ist noch bis 21. September ein Konzertmitschnitt von Avec abzurufen: arte.tv/de/

Von Christian Pichler

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