Energieautark, grün, psychosozial, ohne CO2 und so

Stationentheater „Fürsorgliche Städte“ im Nordico: Utopien von Markus Zett und Claudia Seigmann

Ex-Buhlschaft Miriam Fussenegger spinnt den roten Faden.
Ex-Buhlschaft Miriam Fussenegger spinnt den roten Faden. © Reinhard Winkler

Fürsorge neu denken, um unser Zusammenleben und das Leben auf der Erde zu erhalten. Mit diesem Anspruch konzipierten Markus Zett und Claudia Seigmann das Stationentheater „Fürsorgliche Städte“ in den Räumen der Ausstellung „What the Fem“ im Linzer Nordico. Premiere war am Donnerstag.

Hinter dem hausbackenen Titel steht das theaternyx* und sein Ansatz, wie in der Gesellschaft allgemein, im Besonderen aber in Linz, Fürsorge gelebt werden könnte, pragmatisch gegliedert in öffentliche Aufgabe, Zukunftsmodell, Lebensabschnitte, Generationen und Kulturen. Vier Protagonistinnen halten dazu Vorträge. Besucher (Pause) Innen ziehen von Raum zu Raum.

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Begeistert erzählt Sophie Netzer von Versuchen, „wie damals schon in Singapur“, als Dächer grün wurden, Parks größer, neue Wohn- und Begegnungsformen entstanden. Auf Linz umgelegt hieße das eine energieautarke, selbstversorgende, feministische, emotionsbasierte Grünstadt mit Flusslauf vom Parkbad über die Franckstraße zurück zum Hafen.

Die nächste Station dringt als Linz im Jahr 2063 per Kopfhörer ins Gemüt. Es zwitschert und quakt zu sozialhimmlischen Utopien. Gerecht verteiltes Einkommen, begründet im Tauschen und Teilen, sichert harmonisches Zusammenleben. Man könnte sich bei den Hippies wähnen, nur weniger relaxed. Miriam Fussenegger, die ehemalige Salzburger Buhlschaft, spannt einen roten Faden zwischen den Zuschauern als Symbol für Verbundenheit und Vernetzung und spinnt dazu eine kühne Wirtschaftstheorie zur Emanzipation von der Weltwirtschaft durch regionale Währungen. Zurück bleibt ein hübsches Bild am Boden.

Überschwängliche Ideale sprudeln nur so neben Schilderungen von Versuchsprojekten. Vorgetragen wie Grundschulunterricht, gespickt mit pompösen Parolen, frei von Fertigdenken oder Ergebnissen, Hauptsache lokal, bio, nachhaltig, beziehungszentriert, in Kreisläufen. Am Besucher liegt es, die Wohlfühl-Ideen aufzufangen wie bunte Seifenblasen. Im realen Leben erwacht vielleicht auch Groll beim Gedanken an die gescheiterte Wasserbucht in Urfahr. Naiv, heiter, schulmäßig und trotz der nur 60-minütigen Dauer etwas lang.

www.theaternyx.at