„Es geht nicht darum, sich über etwas lustig zu machen“

Dokumentartheater „Zehn Ave Maria“ über den Katholizismus in Linz

Angela Waidmann und Corinna Mühle
Angela Waidmann und Corinna Mühle © Herwig Prammer

„Meine Großmutter würde jetzt zehn ‚Ave Maria‘ beten.“ Regisseur Hans-Werner Kroesinger ist mit seiner Partnerin Regine Dura wieder zu Gast am Linzer Landestheater und hat mit Unwegsamkeiten zu kämpfen.

Das für sechs Personen ausgelegte Stück „Zehn Ave Maria“, das am Samstag in den Kammerspielen seine Uraufführung feiert, muss mit fünf statt geplant sechs Spielern auskommen — coronabedingt. Nun sei man am Umdisponieren, sobald alle Ensemblemitglieder fit sind, werde man das Stück wieder in der ursprünglichen Version auf die Bühne bringen.

Dura und Kroesinger sind keine Unbekannten in Linz, sie nahmen sich bereits den Swap-Skandal und die Geschichte der VOEST vor und formten daraus sehenswertes Dokumentartheater.

Diesmal ist das Feld ein äußerst breites, das mit viel Recherchearbeit beackert wird, gemeinsam mit den Darstellern entstand ein Stück über den Katholizismus im Allgemeinen und in Oberösterreich im Speziellen.

„Wann wurde ein Bischof schon festgenommen?“

Man habe viele Gespräche im Vorfeld geführt bis hinauf zum Bischof, erklärt Dura, die für Text und Konzept verantwortlich zeichnet. Dazu haben auch die Teammitglieder Materialien bereitgestellt, etwa einen alten Katechismus oder Berichte aus oberösterreichischen Zeitungen. Daraus entstand eine Erzählung, die sich zu Beginn in sehr poetischer Art mit der Schöpfung auseinandersetzt und sich dann auf einen historischen Streifzug durch die Geschichte der Institution Kirche in Oberösterreich begibt. Dabei spiele auch der ehemalige Bischof Rudigier eine herausragende Rolle, so Dura: „Wann wurde ein Bischof schon festgenommen?“

Schließlich mündet das Stück in einem Blick in eine mögliche Zukunft des Katholizismus, in der Frage, wohin sich die Kirche öffnen könne.

„Es geht darum, welche Erzählungen es gibt und wie sie uns erzählt werden“, so Regisseur Kroesinger. So befrage das Stück etwa die Geschichte der Eva oder von Maria.

Bühne und Kostüme stammen von Rob Moonen, der sich u.a. im Linzer Mariendom inspirieren ließ, die musikalische Leitung hat Nebojsa Krulanovic inne. Den Text stemmen — jedenfalls bei der Premiere am Samstag (19.30 Uhr) — Corinna Mühle, Cicilia Pérez, Christian Taubenheim, Angela Waidmann und Lutz Zeidler.

Der Titel „Zehn Ave Maria“ sei übrigens in keiner Weise ironisch gemeint, betonen die beiden Theatermacher. „Es geht uns überhaupt nicht darum, sich über etwas lustig zu machen“, sagt Hans-Werner Kroesinger und Dura ergänzt: „Ich würde niemals den Glauben in Frage stellen. Was wir kritisch hinterfragen, ist die Institution des Glaubens.“

Das könnte Sie auch interessieren