Freier Geist, begnadeter Künstler

Der Komponist Augustinus Franz Kropfreiter starb vor 20 Jahren

Kropfreiter vor dem „Altdorfer-Altar“ in St. Florian: Inspiration für die „Altdorfer-Passion“ (1965)
Kropfreiter vor dem „Altdorfer-Altar“ in St. Florian: Inspiration für die „Altdorfer-Passion“ (1965) © Stift St. Florian/Moser

Im ehrwürdigen Kloster der Augustiner Chorherren in St. Florian umfängt einen in der prachtvollen Basilika der Klang der so genannten Brucknerorgel. So, als hörte man gerade das grandiose Spiel eines Orgelvirtuosen. Es hätte Augustinus Franz Kropfreiter sein können, jener schöpferisch bedeutende Musiker und Komponist, der durch sein vielfältiges Werk die musikalische Landschaft Österreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich prägte. Vor 20 Jahren verstarb Kropfreiter am 26. September 2003 völlig unerwartet mit 68 Jahren.

Am 9. September 1936 in Hargelsberg geboren, trat Kropfreiter blutjung ins Florianer Stift ein und lernte dort alles über Musik kennen, was ihm später nach Studien an der Hochschule in Wien und gründlicher Fachausbildung als Komponist nützlich sein konnte. Sein Name glänzte in vielen Bereichen, der Schüler Kropfreiter wurde bald zum Lehrer später berühmter Künstlergrößen.

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Kropfreiters unverwechselbare Persönlichkeit ist in St. Florian bis heute gegenwärtig. Es war nicht immer leicht für den Chorfrater, Laienbruder ohne den Status eines geweihten Priesters, den Alltag mit seinen kirchlichen Verpflichtungen und den eines frei über sich zu entscheidenden Menschen in Einklang zu bringen. Das Dreigestirn Anton Bruckner/St. Florian/Kropfreiter begleitet die Musikwelt durch das Heute und regt für die Gegenwart unwillkürlich zu einem aktuellen Gedanken an.

Da gerade das jährlich veranstaltete Brucknerfest stattfindet mit einem seltenen Programm, in dem schöpferische Frauen das Sagen haben: Was hätte Kropfreiter davon gefallen? Zum 20. Todestag hätte der Marienverehrer die Aufführung so mancher Komposition aus seiner Feder verdient. Orgelmusik im Festprogramm überhaupt wäre ohnehin wünschenswert gewesen. „Die Orgel spricht mir aus Leib und Seele“, so Kropfreiter. Die Brucknerorgel wurde sein Lieblingsinstrument und hat ihn beeinflusst beim Komponieren wie beim Improvisieren – Kunstformen, die er als das Wichtigste des schöpferischen Aktes bezeichnete. Darin har er seinem großen Vorbild Anton Bruckner nachgeeifert.

Bis 1. Oktober

Erwähnenswert ist eine äußerst gelungene Sonderausstellung, noch bis 1. Oktober in der Stiftsbibliothek St. Florian. Liebevoll und mit Fachgefühl kuratiert von Paul Sonnleitner, dem kundigen Stiftsorganisten. In drei Vitrinen zieht förmlich das Schaffen und Leben Kropfreiters vorüber. Ein kritischer Geist und begnadeter Künstler, bleibt Kropfreiter weiterhin im Gedächtnis durch sein Werk, das uns sicher noch vieles zu sagen gehabt hätte. Eine vierte Symphonie hat er in Skizzen hinterlassen, mit Anton Bruckner wird er es unter seiner Orgel vollenden.

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