Hipper Life style und rechte Hetze

Eine Warnung: Christian Schwochows neuer Kinofilm „Je suis Karl“

Jannis Niewöhner als Karl
Jannis Niewöhner als Karl © Filmladen/Michaela Hermina

Eine liberale Familie in Berlin. Die Eltern offene, positive Leute, die einem Flüchtling über die Grenze halfen. In diesem Umfeld ist Maxi aufgewachsen. Bis ein vermeintlich islamistischer Bombenanschlag, bei dem Maxis Mutter und ihre beiden Brüder sterben und sie ihr Zuhause verliert, alles zerstört, alles anders werden lässt.

Maxi bleibt mit ihrem völlig aus der Bahn geworfenen Vater Alex zurück, verliert die Orientierung. Da begegnet ihr Karl, sympathisch, fesch und an ihr interessiert. Der Zuseher erfährt rasch, dass das kein Zufall ist und Karl der eigentliche Attentäter. Er gehört einer Gruppe von Rechten an, die sich Re/generation nennt und auf dem ganzen europäischen Kontinent junge Leute rekrutiert. Ziel: Machtergreifung. Coole Musik, hipper Lifestyle und Partysound treffen bei der Sommerakademie in Prag auf rechte Hetze, die sich nach und nach immer deutlicher, klarer und hasserfüllter offenbart. Über Social media werden gefakte Opferporträts als Propagandavideos verbreitet. Die Halt suchende Maxi lässt sich verführen.

Mit seinem neuen Kinofilm „Je suis Karl“ macht Christian Schwochow, geadelt durch die Regie von zwei Folgen von „The Crown“, die Gefahr von rechts in starken Bildern sichtbar, bleibt dabei aber dabei zu plakativ und reißerisch. Jannis Niewöhner überzeugt als charismatischer Karl, Luna Wedler als emotionale Maxi und der geniale Milan Peschel als leiser, leidender Vater. Vieles bleibt offen, etwa Karls Weg, Gefühle kommen nur an wenigen Stellen hoch, etwa, wenn Maxis Vater um seine Frau trauert, der Toten Kleider kauft.

Am Ende eine Kamikaze-Aktion, von der man sich fragt, ob die wirklich so stattfinden würde, und eine Eskalation, die (hoffentlich überzeichnet) zeigt, wohin es führen könnte, wenn sich zu viele von solchen Leuten verführen lassen. Da hilft auch das hoffnungsvolle Schlussbild nicht mehr.

Von Melanie Wagenhofer

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