Sein Geburtstag am heutigen Dienstag ist Bryan Adams ziemlich egal. „Ich habe vor etwa 15 Jahren aufgehört, meinen Geburtstag zu feiern“, sagte der kanadische Rockmusiker, Hitschreiber und Starfotograf im Interview der dpa. „Ab einem gewissen Alter lässt man es einfach. Ich gehe wahrscheinlich einfach irgendwo etwas essen oder so.“ Am kommenden Freitag spielt der Kanadier im Messequartier Dornbirn, am 6. Dezember im Planai Stadion in Schladming.
Wenn der Rockstar nicht auf der Bühne steht, mag es der am 5. November 1959 im kanadischen Kingston Geborene lieber unauffällig und unprätentiös. Das gilt für fast alle Lebensbereiche. „Ihr werdet mich definitiv nicht in Jogginghose mit vier Bodyguards durch den Central Park joggen sehen. Das ist nicht meine Welt“, sagt er. „Ich fühle mich völlig hinter den Kulissen wohl – und wenn ich meine Musik mache und meine Konzerte spiele.“
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Seine aktuelle Welttournee dauert noch bis Mitte Dezember. Schon im Jänner beginnt die nächste. Für 2025 kündigte Adams auch ein neues Studioalbum mit dem Titel „Roll With The Punches“ an. „Wahrscheinlich gibt es Anfang des Jahres einen neuen Song.“
Neben der Musik tritt Adams als Fotograf in Erscheinung. Unter anderem Mick Jagger, Shania Twain, Céline Dion, Amy Winehouse und Take That standen schon vor seiner Linse. Neben Showgrößen porträtiert er auch Kriegsveteranen und Obdachlose, um ihnen Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Sein vielleicht bekanntester Song wurde erst im Nachhinein ein globaler Kulthit. Als „Summer Of ‚69“ im Jahr 1985 als Single veröffentlicht wurde, landete er in den USA zwar auf Platz fünf der Charts. In Großbritannien kam er aber nicht über Platz 42 hinaus. Dennoch gilt das Lied heute als Klassiker und Partykracher.
„Meine Musik entwickelt manchmal ein eigenes Leben“, sagte der in Ontario geborene Adams vor einigen Jahren im dpa-Gespräch. „Es ist dieser Trinken-Party-Karaoke- und Es-ist-Wochenende-Song geworden. Ich kann mir das nicht erklären.“
Sein Gespür für Ohrwürmer bewies er während seiner langen Karriere zuhauf. Nach dem Durchbruch in den 80ern schüttelte er einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel. „Cuts Like A Knife“, „Run To You“, „Somebody“ oder „One Night Love Affair“ – viele Songs laufen bis heute im Radio. „Summer Of ‘69“ sorgt auf Partys für heisere Kehlen und lässt selbst zurückhaltende Gäste nach dem zweiten Bier zur Luftgitarre greifen.
Was einen guten Song ausmacht? „Dass ich mich am nächsten Tag noch an ihn erinnern kann“, sagt Adams. „Ich höre mir meine eigene Musik nicht an. Aber wenn sie im Radio läuft, mache ich lauter.“ Sein Erfolgsrezept sind eingängige Melodien und Texte, mit denen sich fast jeder identifizieren kann. „Ich denke, das Wichtigste an einem guten Song ist Ehrlichkeit“, sagte vor einigen Jahren dem britischen „Classic Rock“-Magazin. „Die Leute spüren, ob etwas echt ist.“
Emotionale Balladen sind eine weitere Spezialität von ihm. So zählt „(Everything I Do) I Do It for You“, sein Grammy-prämierter Titelsong für den Film „Robin Hood: König der Diebe“ von 1991, zu den Höhepunkten seiner Karriere. Weitere berühmte Schmachtfetzen sind „Heaven“, „Straight From The Heart“, „Please Forgive Me“ und „Have You Ever Really Loved A Woman?“.
Privat ist der Kuschelrock-Spezi seit langem mit seiner früheren Assistentin Alicia Grimaldi liiert. Das Paar hat zwei gemeinsame Töchter. Mirabella Bunny kam 2011 zur Welt, Lula Rosylea wurde im 2013 geboren. Verheiratet sind Adams und Grimaldi bisher nicht – dem Vernehmen nach. Sein Privatleben schirmt der überzeugte Veganer weitgehend von der Öffentlichkeit ab. „Das geht niemanden außer mir etwas an“, sagte er dem „Telegraph“.
Privat hat der Musiker, der in London lebt und dort ein Studio hat, sein Glück mit Grimaldi gefunden. Beruflich war Bryan Adams mit verschiedenen Partnerinnen erfolgreich, darunter Barbra Streisand („I Finally Found Someone“), Spice Girl Melanie C („When You’re Gone“) und Jennifer Lopez („That’s How Strong Our Love Is“).
Jedes Duett war für Adams ein Erlebnis. „Wenn ich zurückblicke, dann waren alle wunderschön“, erzählte er im dpa-Gespräch. Besonders aber beeindruckte ihn, dass Tina Turner 1984, als er noch ein Newcomer war, mit ihm das kernige Rockduett „It’s Only Love“ aufnahm. „Warum sollte sie mit einem völlig Unbekannten singen?“
Im Herzen ist Adams ein Rocker geblieben. Das merkt man, wenn er bei seinen Konzerten voller Leidenschaft Klassiker wie „Run To You“ oder „Can’t Stop This Thing We Started“ zum Besten gibt. Mit dominantem Gitarrensound – für den sorgt seit 1976 sein Mitstreiter und Leadgitarrist Keith Scott – und mit kraftvollem Schlagzeug ist seine Musik tief im klassischen Rock verwurzelt.
Zuletzt rockte Adams auch wieder deutlich härter. Er veröffentlichte die Songs „Rock And Roll Hell“ und „War Machine“. Beide hatte er mit seinem langjährigen Songwriting-Partner Jim Vallance schon Anfang der 80er-Jahre – noch vor seinem eigenen großen Durchbruch – für die Hardrock-Band Kiss geschrieben.
Das Musikvideo für „Rock And Roll Hell“ drehte er auf dem Dach der Londoner Royal Albert Hall. Dort hatte er im Mai drei gefeierte Konzerte gegeben, in denen er jeweils ein komplettes Album zum Besten gab – „18 Til I Die“, „Reckless“ und „So Happy It Hurts“. Mitte November erscheint ein Boxset mit allen drei Konzerten. Man ahnt es schon: Bei „Summer Of ’69“ sang das Publikum besonders laut mit.