Klang und Zauber mit „Lohengrin“

Umjubelt: Thielemann und seine Staatskapelle bei den Osterfestspielen

Jacquelyn Wagner(Elsa von Brabant) und Eric Cutler (Lohengrin)
Jacquelyn Wagner (Elsa von Brabant) und Eric Cutler (Lohengrin) © APA/Gindl

Vieles hat man gehört und gelesen über das Ende von Thielemann und der Staatskapelle Dresden nach zehn Jahren zu Ostern in Salzburg. Und das ist wirklich eine Ära der besonderen Art. Auf dem diesjährigen Programm stehen drei schon vom Konzept her ungemein attraktive, weil hochaktuelle Sinfoniekonzerten, das zehntägige Jubiläums- und Luxus-Festival begann am Samstag mit Wagners „Lohengrin“. Und was in dieser „melodiösesten meiner Opern“ (Zitat Richard Wagner) echt anrührt, ist das Geheimnis von „Ostern in Salzburg“, aber das unter ganz speziellen Voraussetzungen. Allein das „Vorspiel“ — so kurz nach den virtuos-brillanten „Ouvertüren“ von „Holländer“ und „Tannhäuser“ — versetzt sofort in eine andere Welt.

In eine fast sphärische Stimmung versetzt

Binnen Sekunden wird das überaus internationale Publikum im restlos ausverkauften Großen Festspielhaus (Karten bis 490 Euro!) in eine fast sphärische Stimmung versetzt. Aus dem Nichts erheben sich nach und nach die hohen Streicher, dann kommen Bläser dazu … bis hin zum sinfonischen Vollklang. Mit die genialsten neun Minuten der Opernliteratur, vorausweisend nicht nur auf „Parsifal“, sondern schon Verdi vorwegnehmend.

Allein, wie Thielemann das klanglich abmischt, Bögen spannt, Höhepunkte setzt — das trifft mitten ins Herz. Dazu steht ihm mit der Staatskapelle Dresden ein grandioser Theater-Klangkörper zur Seite, der dem seit 2012 als Chef in der (Semper)Oper und am Konzertpodium agierenden Maestro jeden Wunsch erfüllt. Und das sind nicht gerade wenige.

Die „Lohengrin“-Partitur ist von erhabener Schlichtheit und großer Raffinesse. Das wird im Orchestergraben auf das Feinste realisiert und ergibt 200 Minuten lang den Opern-Krimi, der uns medial von der Regie versprochen wurde. Seit den 1970er-Jahren wird der „Lohengrin“ vom sogenannten Regietheater sehr gemocht. Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito, für ihre tiefenpsychologischen Deutungen bekannt, wollten eher die Vorgeschichte der eigentlichen Oper mit Fokus auf Elsa herausfiltern. Wenn dann aber immer wieder Gelächter als Reaktion des Publikums irritiert, fehlt es dann doch an Stringenz. Das alles in monotoner Szenerie, immer die gleiche, ziemlich trostlose Gegend am Fluss vor der Burg und in seltsamen, auch (ungewollt) Heiterkeit auslösenden Kostümen.

Wunderbares Debüt von Eric Cutler

Allen voran als Titelheld Eric Cutler. Der Zwei-Meter-Hüne nimmt sofort musikalisch für sich ein. Aus dem Mozart- und dem italienischen Fach kommend, überrascht sein lyrisches Material.

Und: Er kann echt leise und doch hörbar singen, dazu die gewaltigen Momente mit packend-hohen Tönen. Ein wunderbares Debüt! Als Elsa Jacquelyn Wagner mit lyrischem Sopran, nicht allzu kontrastreich. Martin Gantner als präsenter Telramund gibt mit Ortrud, seiner Gemahlin, das „dunkle Paar“.

Diese findet in Elena Pankratova eine würdige Interpretin dieser Wahnsinnspartie. Mit warmem, dunklem Timbre, gelegentlich scharf in ekstatischer Höhe: Hans-Peter König als Heinrich der Vogler geradezu die Idealbesetzung.

Der eigentliche Stern am Vokalhimmel dieses Abends aber war der Chor: Was hier der Sächsische Staatsopernchor mit Salzburger Verstärkung von Bachchor und Chor des Landestheaters erlebbar machte, war außerordentlich. Makellose Textverständlichkeit, dazu klanglich prachtvoll und von der Regie zu viel Bewegung auf der Riesenbühne angehalten — Chapeau, das war herausragend.

Am Ende geradezu hymnische Begeisterung für Thielemann und die Staatskapelle und ein dröhnendes Buhkonzert dem Regie-Team.

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