Körper, Konzept, Medien

Die Linzerin, die die Kunstwelt revolutionierte

VALIE EXPORT, Film „Adjungierte Dislokationen“, 1973
VALIE EXPORT, Film „Adjungierte Dislokationen“, 1973 © Hendrich

Ihr erstes Objekt war eine Zigarettenpackung mit ihrem Porträt und Künstlernamen: VALIE EXPORT. Heute wird ihr Name international hoch geschätzt.

Am 17. Mai wird die Medien- und Performancekünstlerin, Filmemacherin und feministische Theoretikerin 80.

Wie aus Waltraud Lehner VALIE EXPORT wurde

1940 in Linz als Waltraud Lehner geboren, wuchs sie in einem Lehrer-Haushalt auf. Als die in der Kreuzschwesternschule erzogene junge Frau mit 18 ein Kind bekam (sie nannte es Perdita, die Verlorene), heiratete sie. Doch schon bald brach sie mit ihrer bürgerlichen Existenz. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Linz zog sie 1960 nach Wien, studierte Textildesign, fand Anschluss an die Künstlerkreise rund um die Wiener Gruppe, Art Club und „Strohkoffer“ und erfand 1966 ihren Namen als künstlerisches Konzept in Versalien.

Im Umfeld des Wiener Aktionismus — sie war mit Peter Weibel und Hermann Nitsch Mitglied des „Wiener Instituts für direkte Kunst“, dessen Frauenbild sie jedoch ablehnte — sorgte sie mit Körperaktionen und Expanded Cinema-Aktionen wie ihrem „Tapp und Tastkino“ (1968) oder der im Schritt offenen „Aktionshose: Genitalpanik“ für Schlagzeilen. Ihre Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau, ihre Experimente mit neuen Medien und damit einhergehenden veränderten Wahrnehmungen machten sie zu einer internationalen Pionierin der Medienkunst und der feministischen Kunst.

1970 präsentierte sie in London ihre erste Videoarbeit „Split Reality“, in der Fernseharbeit „Das Bewaffnete Auge“ setzte sie sich in Dialog mit der Filmavantgarde, ihre Filme „Unsichtbare Gegner“, „Menschenfrauen“ und „Die Praxis der Liebe“ wurden bei den Filmfestspielen in Berlin gezeigt. Und sie nahm an internationalen Ausstellungen u.a. im Pariser Centre Pompidou, bei der documenta und im New Yorker MoMA teil. 1980 war sie mit Maria Lassnig offizielle Vertreterin Österreichs auf der Biennale in Venedig, 2009 Kommissärin. Neben ihren künstlerischen Aktionen und Werken war VALIE EXPORT stets auch in der Theorie und in der Ausbildung tätig. An ihrem grundsätzlichen künstlerischen Anliegen — „Körper, Konzept, Medien“ — habe sich wenig geändert, meinte sie erst vor wenigen Jahren.

2018 stand die vielfach ausgezeichnete Künstlerin an der Spitze der vom Magazin „trend“ ermittelten „Liste der 100 erfolgreichsten heimischen Künstler“, noch vor Heimo Zobernig und Erwin Wurm.