Mit jungen Flügeln am Bruckner-Flügel

Martin Nöbauer widerfuhr diese Ehre bei den Brucknertagen in St.Florian

An diesem Instrument empfing Anton Bruckner seine schöpferischen Inspirationen. Am Donnerstag spielte darauf Martin Nöbauer.
An diesem Instrument empfing Anton Bruckner seine schöpferischen Inspirationen. Am Donnerstag spielte darauf Martin Nöbauer. © R. Winkler

Einer der interessantesten Programmbeiträge bei den Brucknertagen in St. Florian war am Donnerstag ein Konzertabend auf dem Hammerflügel in der stiftseigenen Sala terrena. Das Instrument, auf dem Anton Bruckner seine schöpferischen Inspirationen empfing, ist nach 125 Jahren spielbar und seit den Brucknertagen 2021 nach einer gründlichen Restauration im Einsatz. Heuer wurde es von dem 25-jährigen Steyrer Klaviertalent Martin Nöbauer zum Klingen gebracht mit einem Programm, das mit viel Forschungskenntnis so ausgewählt wurde, dass es Bruckners geistiger Entwicklung entsprach und in die Welt der Klaviermusik vor seiner Zeit zurückführend auf ihn einen Einfluss ausgeübt hatte

Beethoven, Schubert und Schumann, ihre Musik auf dem Hammerflügel feierte somit eine Art Weltpremiere, denn wie hätte man sie in dieser anderen Klangwelt jemals gekannt. Und schon gar nicht in der Wiedergabe mit solcher Perfektion, wie sie der junge Künstler vorführte. Nöbauer, schon jetzt mehrfach mit Preisen bedacht, übte die ehrenvolle Aufgabe der Mitwirkung an den Brucknertagen mit der entsprechenden Ehrfurcht und Demut aus, die er auch durch sein sympathisches Auftreten unterstrich.

Wenn mit ihm die virtuose Überlegenheit durchging

Sensationell flexibel bewältigte er den Umgang mit dem Klangcharakter des Hammerflügels, der eine besondere Sensibilität voraussetzt. Anschlags- und Grifftechnik, Transparenz der Töne, die Wirkung des Farbspektrums, die Ausdrucksintensität oder gewisse rhythmische Regeln — alles zusammen mag für die Betonung der Eigenschaften des Instrumentes bestimmend sein. Vielleicht war jedoch die angestrebte Identifikation mit den Werken nicht immer gelungen, wenn Nöbauer die Kraft seiner persönlichen Stärke zur dynamischen Schärfe hervorkehrte und mit ihm die virtuose Überlegenheit durchging. Das tat dem Genuss der Beethoven-Sonate E-Dur op.109 aus der Reihe der späten Sonaten keinen Abbruch. Anders bei Schuberts „Wandererfantasie“ mit ihren unspielbaren Passagen, die den Blick mehr in alle Tiefen vom Empfindungsleben des Komponisten lenkte und das berühmte Thema des gleichnamigen Liedes emotional abwandelte. Dem 25-jährigen Schubert mochte dies nicht so eindringlich gelungen sein, wie überliefert wird. Weit von Bruckner weg in die Romantikwelt eines Robert Schumann flog dann Nöbauer mit seinen jungen Flügeln zum Abschluss und beehrte den Poeten der Musik mit der C-Dur Arabeske und der selten gespielten frühen Klaviersonate in fis-Moll.

Bruckner und das Klavier: nicht unbedingt eine Liebesbeziehung für den Meister auf der Orgel. Daher ist das Klavierschaffen Bruckners mehr als mager. Aber von Beethoven hätte vielleicht die geniale Hammerklaviersonate op.106 so manche Wünsche noch erfüllen können. Das letzte Wort sprach eine Schumann-Zugabe aus seinen Kinderszenen. Viel Beifall und Bewunderung für die Leistungen eines Ausnahmetalentes.

Von Georgina Szeless

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