Besser hätte der Countdown für den runden Geburtstag kaum laufen können. Johnny Depp, der heute 60 Jahre alt ist, ließ sich schon vor wenigen Wochen in Cannes groß feiern. Das Kostümdrama „Jeanne du Barry“, in dem er den französischen König Ludwig XV. spielt, eröffnete Mitte Mai die Filmfestspiele an der Croisette.
Depp flanierte über den roten Teppich, gab Autogramme und machte Selfies mit Fans. Es war seine erste Premierenfeier nach dem schlagzeilenträchtigen Gerichtsstreit in den USA mit seiner Ex-Frau Amber Heard vor einem Jahr, aus dem er als Sieger hervorgegangen ist. Depp hatte sich 2011 von seiner langjährigen Partnerin, der französischen Schauspielerin Vanessa Paradis, mit der er die Kinder Lily-Rose (24) und Jack (21) hat, getrennt. 2015 heirateten er und Heard, die nach 15 Monaten Ehe die Scheidung einreichte — nach Vorwürfen von häuslicher Gewalt. Depps Karriere brach durch den langen Gerichtsstreit mit seiner Ex-Frau zeitweise ein.
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Nachdem Hollywood Depp boykottierte, wendet er sich nun seinerseits von der Traumfabrik ab. „Ich brauche kein Hollywood“, meinte Depp in Cannes. Im Herbst dreht er „Modi“, sein zweites Regieprojekt, mit seiner eigenen, in Europa ansässigen Produktionsfirma IN.2 in Budapest. Für das Biopic über den italienischen Künstler Amedeo Modigliani holt er u. a. Riccardo Scamarcio und Al Pacino vor die Kamera.
Von Edward bis Jack Sparrow
Depp erlebte eine schwierige Kindheit im ländlichen Kentucky, mit Angst vor den häufigen Gewaltausbrüchen seiner Mutter. Schon als Jugendlicher probierte er Drogen aus, er schmiss die Schule und wollte Musiker werden. Als Gitarrist tingelte er durch LA und landete erst als Komparse, dann mit TV-Rollen vor der Kamera.
Der Durchbruch zum Teeniestar kam 1987 als Undercover-Agent in der TV-Serie „21 Jump Street“. „Der dümmste Job, den ich je gemacht habe“, klagte er später. Im Familiendrama „Gilbert Grape — Irgendwo in Iowa“ spielte er 1994 den ältesten Sohn, der sich um den behinderten Bruder (Leonardo DiCaprio) kümmert. Independent-Regisseur John Waters castete ihn 1990 in „Cry Baby“ als 50er-Jahre-Rocker. Tim Burton holte ihn als „Edward mit den Scherenhänden“ vor die Kamera, Seite an Seite mit seiner damaligen Freundin Winona Ryder. Burton gab Depp einige seiner besten Rollen in Filmen wie „Ed Wood“, „Sleepy Hollow“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Sweeney Todd“ oder „Alice im Wunderland“.
Doch Millionengagen und Mega-Ruhm hat er Captain Jack Sparrow zu verdanken. Fünf Mal spielte Depp in der „Fluch der Karibik“-Reihe den kultigen Piraten. Damit holte er sich 2004 seine erste Oscar-Nominierung, weitere folgten für die Peter-Pan-Geschichte „Wenn Träume fliegen lernen“ (2005) und „Sweeney Todd“ (2008).
Häufiger steht Depp nun als Rocker im Rampenlicht. Mit Alice Cooper und Aerosmith-Gitarrist Joe Perry gründete er die Supergroup Hollywood Vampires, mit denen er am 18. Juli zum zweiten Mal auf Clam auftreten wird.