Prix Ars Electronica mit Umweltthemen und KI-generiertem Musikvideo

Aus der Siegerarbeit in New Animation Art „Smoke and Mirrors" der Britin Beatie Wolfe © Beatie Wolfe

Zum Prix Ars Electronica hat es heuer 2950 Einreichungen gegeben. Neu ist die Kategorie AI in Art, deren Goldene Nica an den US-Amerikaner Paul Trillo für Washed Out „The Hardest Part“ ging, das erste offizielle Musikvideo, das mit dem Text-zu-Video-Modell Sora von OpenAI umgesetzt wurde. Viele Projekte beschäftigten sich mit Umwelt und Klimakrise, wie das Siegerprojekt in der New Animation Art „Smoke and Mirrors“ von Beatie Wolfe.

Auf Strömungen reagieren

Die Ars habe immer wieder neue Kategorien in ihren Prix aufgenommen, um auf Strömungen zu reagieren. War es Anfang der 1990er-Jahre die Computeranimation, sind es jetzt generative Modelle, führte Gerfried Stocker, Künstlerischer Direktor der Ars Electronica, in einer Pressekonferenz mit Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) am Montag in Linz aus.

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„Qualität, die KI zu zähmen“

Ob die Goldene Nica in der Kategorie „AI in Art“ längerfristig vergeben wird, werde sich weisen. Ihr erster Sieger, Paul Trillo, überzeugte mit seiner „Qualität, die KI zu zähmen, sie zum Werkzeug zu machen und seine Ideen in überzeugender Weise umzusetzen“. Das rasante Musikvideo über ein Paar, das sich in der Schule kennenlernt, ist zur Gänze mit Text-zu-Video generiert, was man durchaus merkt. Aus 700 Sequenzen wählte Trillo 55 aus, damit sei der Award ein „Preis, der unter Beweis stellt, es geht nicht darum, was die KI kann, es geht darum, was Menschen mit der KI machen“, so Stocker.

Bewegende Arbeit über Methanausstoß

Bei den Einreichungen seien VR-Projekte sehr präsent gewesen, inhaltlich hätten Umwelt, Klimakrise und auch Lösungsvorschläge dominiert, sagte Festivalleiterin Veronika Liebl. Mit diesem Themenkreis beschäftigt sich auch Beatie Wolfe (GB) in „Smoke and Mirrors“, der Siegerarbeit in New Animation Art. In ihrer bewegenden Videoarbeit stellt die Künstlerin und Aktivistin von den Industrien ausströmende Methanwolken den beschwichtigenden Lügen der großen Unternehmen gegenüber. 1984 sprach Mobil von „Lügen, die unseren Kindern erzählt werden“ und 2017 verkündete das American Petroleum Institute „Oil pumps life“ – bis die ganze Erde in einer ockergelben Methanwolke verschwindet, basierend auf dem „Blue Marble“-Foto der Nasa und Daten der Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA und der europäischen Umweltagentur. Die Musik dazu „Oh my Heart“ wurde als erste Platte aus Bioplastik produziert, mitgewirkt haben Michael Stipe und Brian Eno.

Abbildung kultureller Identität in KI

In der Kategorie Interactive Art+ ging die Goldene Nica an die Französin Diane Cesutti für „Nosukaay“. In der als Spiel generierten Installation verschmilzt ein Webstuhl der westafrikanischen Manjago mit einem Computer zur textilen Maschine, ein handgewebter Lendenschurz dient als Tastatur, mit der die filmische Erzählung gesteuert wird. „Die Spieler müssen den Kulturen Respekt entgegenbringen“, erklärte Liebl, sonst gehe es zurück an den Start. Die Abbildung kultureller Identität und ihrer Symbole in KI sowie die Verbindung von Computern, Mathematik und traditionellem Webwissen zeichne diese Arbeit aus.

In der U19-Kategorie Create Your World fänden sich „geopolitische und umweltpolitische Themen“, so Lang-Mayerhofer, die Medienkunst sei eine „Anschubform, das in die Welt zu tragen“. Den Hauptpreis holte sich Jakob Gruber aus Henndorf am Wallersee mit dem zehnsekündigen Video „Fluten der Freiheit“, das die gefährlichen Flüchtlingsrouten über das Mittelmeer thematisiert und ohne ein gesprochenes Wort alles sagt – allein mit orangen Schwimmwesten.

Der vom österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten ermöglichte Award für Digital Humanity, wie die Goldenen Nicas mit 10.000 Euro – U19 mit 3000 Euro – dotiert, geht an die niederländische Theatergruppe De Toneelmakerij, die in „Patchwork Girl“ Sexting, Slut-Shaming, Empowering und den Umgang mit der eigenen Sexualität sowie fehlende Ethik im Internet aufgreift.

In jeder Kategorie gibt es weitere Anerkennungspreise und Auszeichnungen. Die Arbeiten sind beim Ars Electronica Festival von 4. bis 8. September in Linz im Kunstmuseum Lentos zu sehen, verliehen werden die Goldenen Nicas – sowie der Digital-Humanity-Award, der STARTSPrize der EU-Kommission, der STARTSProize Africa und der Citizen-Science-Preis – am 5. September in einer feierlichen Zeremonie im Design Center.