Salzburger Festspiele 2024: Auslastung von über 98 Prozent

Die Salzburger Festspiele waren heuer zu 98,2 Prozent ausgelastet. © APA/BARBARA GINDL

Einen Tag vor dem Ende haben die Salzburger Festspiele am Freitag mit Zufriedenheit Bilanz gezogen: Mit knapp über einer Viertelmillion Besucherinnen und Besuchern wurde heuer eine Auslastung von 98,2 Prozent erreicht. Damit lag man nur hauchdünn unter der Rekordmarke aus dem Vorjahr (98,5 Prozent). Mit Bruttoeinnahmen von 30,4 Millionen Euro konnte das Vorjahresergebnis (29 Mio. Euro) hingegen überschritten werden, wie aus einer Aussendung der Festspiele hervorgeht.

Das Programm beinhaltete heuer 172 Aufführungen in 44 Tagen an 15 Spielstätten (2023: 178 Aufführungen in 43 Tagen). Bei den regulären Veranstaltungen saßen 217.993 Kunstinteressierte in den Sälen, zählt man die 28 Einlass- und Generalproben und die 50 Sonderveranstaltungen (Meisterklassen, Eröffnung etc.) dazu, ergibt das unterm Strich 255.152 Besucherinnen und Besucher. Zusätzlich wurden noch rund 40.000 Gäste bei den 46 Übertragungen der Siemens Festspielnächte auf dem Kapitelplatz gezählt. Das Festspielpublikum kam in diesem Jahr aus 77 Ländern, davon 40 aus außereuropäischen Ländern.

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In der Oper gingen 34 Vorstellungen von fünf szenischen und vier konzertanten Produktionen über die Bühne. Bei den Konzerten standen 85 Aufführungen auf dem Programm, 14 davon entfielen auf die Reihe Ouverture Spirituelle, eine weitere Reihe stand im Zeichen des Komponisten Arnold Schönberg, dessen 150. Geburtstag heuer begangen wurde. Und in der Sparte Schauspiel waren in diesem Sommer drei szenische Neuproduktionen, zwei Uraufführungen, eine multidisziplinäre Performance, ein Ballett und Lesungen zu sehen. Von den 14 Aufführungen des „Jedermann“ konnten heuer neun auf dem Domplatz abgehalten werden. Im Jugendprogramm „jung & jede*r“ gab es 33 Vorstellungen.

Im Pressebüro waren in diesem Festspielsommer 424 schreibende Journalistinnen und Journalisten aus 32 Ländern akkreditiert. Weiteren 270 Medienvertretern wurden Akkreditierungen für die TV- und Fotoproben szenischer Produktionen ausgestellt. Insgesamt berichteten 694 Journalisten in 281 Medien über die 104. Salzburger Festspiele.

Künstlerisch war das Programm, das Intendant Markus Hinterhäuser an dem Albert-Camus-Zitat „Ich revoltiere, also sind wir“ orientiert zusammengestellt hatte, nicht revolutionär, sondern auf dem gewohnt hohen Niveau. Salzburg-Debütantin Mariame Clément erzählte Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ aus der Filmwelt heraus und eröffnete einige sinnige neue Blicke auf die Oper, bei der Benjamin Bernheim in der Titelpartie vor allem stimmlich überzeugte. Sergej Prokofjews schwieriges Frühwerk „Der Spieler“ funktionierte dank herausragendem Ensemble und kluger Regie von Peter Sellars. Die zweite Oper nach einer Dostojewski-Romanvorlage, Mieczysław Weinbergs selten aufgeführtes Werk „Der Idiot“, beeindruckte vor allem musikalisch dank Mirga Grazinyte-Tylas Dirigat und starken Stimmen der Solisten in der Felsenreitschule, die von Regisseur Krzysztof Warlikowski zur riesigen, holzvertäfelten Halle umgebaut wurde.

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Viel Jubel gab es für die Neueinstudierung von Romeo Castelluccis „Don Giovanni“-Inszenierung von 2021, bei der die Änderungen auf der Bühne minimal ausfielen, dafür solistisch hochkarätige Neuzugänge zu verzeichnen waren. Ebenso positiv fiel die Wiederaufnahme der bei den Pfingstfestspielen herausgebrachten Mozart-Oper „La Clemenza di Tito“ aus, bei der Cecilia Bartoli, Daniel Behle und Dirigent Gianluca Capuano begeisterten und Robert Carsen den Polit-Thriller grau in grau in Szene setzte. Der kanadische Regisseur sorgte mit seiner Neuinszenierung des „Jedermann“ auch für den Höhepunkt im Schauspiel: Mit viel Party-Personal setzte er Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ opulent in Szene und rückte die katholische Komponente in den Vordergrund. Philipp Hochmair überzeugte als gedankenloser Neureicher an der Seite einer selbstbewussten Deleila Piasko als It-Girl-Buhlschaft.

Ansonsten fiel das erste von Marina Davydova verantwortete Schauspielprogramm durchwachsen aus. Thom Luz‘ Interpretation von Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“ war keine Sternstunde: In einer erratischen Spurensuche verknüpfte der Schweizer Textfetzen aus Zweigs Lebensprojekt zu einem installativen, konfus anmutenden Theaterabend im Museumsdepot, das die Zuschauer im Landestheater verwirrt zurückließ. Ähnlich chaotisch präsentierte sich auch Nicolas Stemanns „Orestie“-Projekt, das als Koproduktion mit dem Hamburger Thalia Theater auf der Perner Insel seine vierstündige Premiere feierte. Die Neudeutung des antiken Stoffs nach Euripides, Aischylos und Sophokles verlor sich zwischen Live-Videos, kommentierenden Auftritten des Regisseurs und schließlich einem doppelten Ende, an dem das Publikum über die Begnadigung Orests abstimmen durfte.

Einen Tanzabend der anderen Sorte kredenzten schließlich Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) und Sasha Waltz in der Szene Salzburg mit „Spiegelneuronen“, in dem das Publikum vor einem riesigen Spiegel dazu eingeladen wurde, kollektiv in die Bewegung zu kommen. Bleiern in die Sitze gedrückt wurde das Publikum dann bei Krystian Lupas Dramatisierung von Thomas Manns „Zauberberg“, das nicht nur aufgrund der litauischen Sprache des Jaunimo Teatras zu einer Konzentrationsübung wurde, sondern in fünfeinhalb Stunden dank der schlussendlich konventionellen Inszenierung kaum einen Funken überspringen ließ. Mit einer Nachdenkübung über die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts beschloss schließlich die sechs Jahre alte, ästhetisch ansprechende Performance „Everything That Happened and Would Happen“ von Heiner Goebbels auf der Perner Insel das Schauspielprogramm, das sich zwar mit dem Nachdenken über die Geschichte einen inhaltlichen Bogen gegeben hat, künstlerisch jedoch weitgehend nicht überzeugen konnte.

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