Für reichlich Schock und Rock haben beide Musiker gesorgt: Alice Cooper lässt sich heute noch auf der Bühne köpfen, Ozzy Osbournes Eskapaden sind dem breiten Publikum spätestens seit der MTV-Reality-Show bekannt. Beide Sänger brachten Alben heraus, die als Rockklassiker gelten. Mit etwas Verspätung feiern zwei reichlich bebilderte Biografien „75 Jahre Ozzy“ bzw. „75 Jahre Alice Cooper“. Die Autoren zeichnen darin Leben und Karrieren nach, berichten über Skandale und Erfolge.
Beide Publikationen sind im Großformat gehalten und bieten neben informativen, kurzweilig verfassten Texten eine Unmenge an (sehr gelungen kuratierten) Fotos sowie ausklappbare Zeitleisten. Gary Graff, Musikjournalist aus Detroit, beschäftigt sich mit Cooper, der ebenfalls aus der „Motor City“ stammt. „Ich müsste längst tot sein“, wird der Musiker gleich im ersten Satz der Einleitung zitiert. Denn nach seinem Durchbruch mit der Band Alice Cooper standen bei ihm Alkohol und Drogen auf der Menüliste (man sieht es ihm auf Fotos aus den 70ern an). Der Erfolg blieb da irgendwann aus.
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Graff beschreibt aber auch das Comeback des Schockrockers mit der Schlange um den Hals, der mit „Poison“ bald wieder ein Millionenpublikum fand, seither ohne Pause um die Welt tourt und längst die Rauschmittel gegen den Golfschläger eingetauscht hat. Die Texte sind in übersichtliche Kapitel untergliedert, mit Fakten untermauert und mit Zitaten angereichert. Es gibt auch für eingefleischte Fans amüsante Geschichten nachzulesen: Etwa über ein Treffen von Alice Cooper mit Elvis Presley, bei dem der „King“ seinem Gast eine Pistole in die Hand drückte und ihm zeigte, wie man jemanden entwaffnet: „Und als nächstes liege ich auf dem Boden …“
Journalist Daniel Bukszpan, u.a. Verfasser einer Enzyklopädie des Heavy Metal, wiederum zollt nach demselben Muster dem Mann Tribut, der Tauben und Fledermäuse (tot) gebissen hat: Ozzy Osbournes Dasein mag auch viele Geschichten über Drogen und Eskapaden bieten, die hier nicht ausgespart bleiben – etwa Ozzys medial ausgeschlachtetes Vergehen, das Alamo-Denkmal in Texas mit einem Pissoir zu „verwechseln“. Aber es gibt auch viele künstlerische Meilensteine (sowohl solo als auch mit Black Sabbath), die der Autor ausführlich beleuchtet. Wie beim Cooper-Buch widmen sich einzelne Abschnitte den Alben und Tourneen, den Comebacks und dem Privatleben.
Ein bedeutendes Ereignis im Leben des „Prince of Darkness“ war eine Klage gegen ihn 1984. Zwei Teenager hatten Suizid begangen – laut deren Eltern, weil sie Ozzys Lied „Suicide Solution“ (eigentlich ein Text über die Gefahren des Alkoholismus) hörten. Das Buch zitiert dazu den Richter: „Auch bei intensivem Nachdenken könnte ich in so einem Fall nicht den Künstler dafür verantwortlich machen.“ Und selbst die jüngste Veröffentlichung von Osbourne, hat es noch in die Biografie in Magazinaufmachung geschafft. Bukszpan resümiert dazu: Das Album „Patient Number 9“ beweise, „dass es nicht klug ist, gegen Ozzy zu wetten“.