Spirituelles im Toten Gebirge

Salzkammergut 2024: Der „Große Welt-Raum-Weg“ mindestens bis 2035

Gehen, liegen, nachdenken über das Verhältnis Mensch/Natur
Gehen, liegen, nachdenken über das Verhältnis Mensch/Natur © Vrbaski

Die große Bergtour beginnt im Bad. Stehen. Sehen. Den eigenen Körper wahrnehmen. Das Gewicht des fließenden Wassers spüren.

Dem Wasser im Gully nach-spüren. Die Stimme im Ohr macht das Selbstverständliche bewusst. Der geschlossene Raum verwandelt sich in einen offenen der „Allzugehörigkeit“, wie der weltweit bekannte spirituelle Lehrers David Steindl-Rast ausführt.

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Und dann geht´s los.

Der „Große Welt-Raum-Weg“ führt in fünf bis sieben Tagesetappen behutsam in die wilde, radikal ursprüngliche Natur des Toten Gebirges. Idee und Konzept des präzise komponierten und zu erwandernden Audio-Kunstwerks stammen von Christoph Viscorsum, gemeinsam mit Audioexperte Andreas Hagelüken.

Die Besucher wandern durch unterschiedliche Räume. Als Wegmarken fungieren Audiotracks am Smartphone, die man an genau festgelegten Stationen des Weges mittels Kopfhörer anhört.

Die Stimmen im Ohr stammen von Kirchenbesuchern, Almbauern, Wissenschaftlern sowie Experten aus verschiedenen Bereichen, darunter Bio-Engineering, Alpinismus, Tanz, Philosophie, Sozialpsychologie und spirituelle Praxis. Der „Große Welt-Raum-Weg“ ist einer jener Beiträge, die die Pfarre Bad Ischl zum Programm der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 beisteuert.

Sechstägige Ergehung

Viscorsum, Jahrgang 1975, in St. Georgen/Gusen aufgewachsen und in Berlin lebend, hat bereits mit mehreren Kunstprojekten international auf sich aufmerksam gemacht. Bekanntestes und seit 2007 erfahrbares Beispiel in Oberösterreich: der Audioweg Gusen, eine Wanderung durch das Gelände der ehemaligen Konzentrationslager Gusen I und II. Anders als beim Audioweg Gusen hören die Wandernden auf dem Großen Welt-Raum-Weg nicht permanent. Vielmehr verknüpft die Komposition Hörimpulse mit längeren Gehphasen zu einer sechstägigen Erfahrung.

An präzise markierten Positionen am Weg schaltet man das Smartphone ein und hört den jeweils dafür bestimmten Track. Stimmen von Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner, Musiker Hubert von Goisern oder von der Philosophin Elisabeth von Samsonow: Tiefeninterviews, die Viscorsum meist dort geführt hat, wo sie die Wandernden nun vernehmen.

Der Pfad ist mit guter physischer Konstitution sowie alpintauglicher Ausrüstung problemlos zu bewältigen. Die erste Etappe (Badezimmer, Pfarrkirche, Retten- bachalm) kann mit der Eröffnung der Kulturhauptstadt Europas ab Jänner 2024 besucht werden. Sie ist ganzjährig problemlos zugänglich, die Rettenbachalm auch mit Busshuttle oder Taxi erreichbar. Ab Juli 2024 ist der Weg zur Gänze begeh- und erfahrbar. Die Pfarre Bad Ischl trägt dafür Sorge, dass der Weg bis Ende 2035 begehbar bleibt.