Thomas Arzt-Stück über Stelzhamer feiert Uraufführung in Linz

„Ich habe Stelzhamer das Widersprüchliche gelassen“ — „Ich vergleiche ihn mit einem Volks-Rock 'n' Roller“

Der 1983 in Schlierbach geborene Autor Thomas Arzt hat sich die Grautöne in Franz Stelzhamers Biografie angesehen.
Der 1983 in Schlierbach geborene Autor Thomas Arzt hat sich die Grautöne in Franz Stelzhamers Biografie angesehen. © APA/Pfarrhofer

„Franz Stelzhamer hat es mir nicht einfach gemacht, und ich habe es mir nicht einfach gemacht mit ihm.“ Skeptisch war der oberösterreichische Erfolgsautor Thomas Arzt zu Beginn, als das Landestheater Linz an ihn herantrat mit der Idee, ein Stück über Franz Stelzhamer zu schreiben. Jenen Franz Stelzhamer, der als Statue im Volksgarten verewigt ist und dessen Hoamatgesang seit 1952 die offizielle Landeshymne Oberösterreichs ist. Jener Franz Stelzhamer, dessen Essay „Jude“ ohne Zweifel antisemitisch, judenfeindlich ist.

Zu verstaubt habe er das Thema gefunden, so Arzt und zwischen „Reißt die Statue nieder!“und „Unser Franzl“. „Es geht darum, Grautöne zu suchen“, so Arzt, der sich — soviel sei vorweggenommen — schließlich dazu entschieden hat, diesen Tönen auf den Grund zu gehen und das Stück „Das unschuldige Werk“ zu schreiben. Am 27. Jänner feiert es seine Uraufführung in den Kammerspielen, Regie führt — zum letzten Mal in seiner Funktion als Schauspielchef in Linz — Stephan Suschke.

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Es wird weder ein Stück der Verehrung, noch der Verteufelung. Davon kann bei einem Autor wie Arzt ausgegangen werden. Er hat recherchiert, kontextualisiert, „dem Stelzhamer das Widersprüchliche gelassen“, so der 1983 in Schlierbach geborene Autor. „Stelzhamer hoffte, verkauft zu werden. So schuldig und unschuldig ist er.“

„Ich halte mich an die Fährte der Frauen“

Erzählt wird der Dichter in „Das unschuldige Werk“ anhand der Frauen, die seinen Weg säumten. „Ich halte mich an die Fährte der Frauen, durch den Abend führt ein totes Kind.“Stelzhamer war einer, der die Frauen oft zurückgelassen hat. Ein Grund war sein Beruf. „Ich vergleiche ihn auch mit einem Volks-Rock ’n‘ Roller“, sagt Arzt. Stelzhamer musste vortragen, die Mundart aus dem Mund kommen lassen, um Geld zu verdienen. Das wiederum ließ die Frauen zurück.

Am Ende werde man mit mehr Fragen zu Stelzhamer aus dem Theater gehen, als man beim Hineingehen hatte, hofft Regisseur Suschke. „Es bleibt die Lücke, die Kunst auch schaffen darf“, bringt Thomas Arzt es auf den Punkt.

Erstmals inszeniert Suschke mit dieser Uraufführung ein österreichisches Stück, in dem Dialekt vorkommt. „Da verliert man als Regisseur eine gewisse Hoheit“, so der 1958 in Weimar Geborene: „Aber es ist ein beglückendes Gefühl, den Schauspielern ihre Sprache zurückzugeben. Die bewegen sich dann wie die Fische im Wasser.“Und ergänzt: „Wenn Leute ihre Sprache hören, hören sie anders zu.“

Die Rolle des Franz übernimmt am Landestheater Linz Julian Sigl, die Betty gibt Gunda Schanderer, das tote Kind Eva-Maria Aichner, die auch in die Rolle von Stelzhamers Mutter schlüpft.

Weitere Termine: 31. Jänner, 5., 8. und 20. Februar; Karten: www.landestheater-linz.at

Von Mariella Moshammer