Umstrittene Michaelerplatz-Umgestaltung in Wien finalisiert

Vieles neu am altehrwürdigen Michaelerplatz © APA/HANS KLAUS TECHT

„Wir haben viele Runden gedreht.“ Wiens Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat anlässlich der Eröffnung am Donnerstag erst gar nicht versucht zu verhehlen, dass die Neugestaltung des Michaelerplatzes nicht ohne Reibereien verlaufen ist. Nun sind die Arbeiten am runden Platz – flankiert von Hofburg, Looshaus und Michaelerkirche – abgeschlossen. Im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen wurden nach einigen Einwänden allerdings noch Änderungen vorgenommen.

„Der Michaelerplatz war ein bisschen der Schandfleck des 1. Bezirks“, meinte die Ressortchefin bei einem Medientermin. „Aber wir hoffen, die Quadratur des Kreises geschafft und möglichst viele Wünsche untergebracht zu haben.“ Neuerungen gibt es jedenfalls einige: So wurde die Fußgängerzone vom Kohlmarkt kommend über die Platzmitte bis zur Reitschulgasse verlängert. Das rumpelige Kopfsteinpflaster ist glatten, barrierefreien Bodenplatten bzw. hellen Pflastersteinen gewichen. Jetzt könne man auch als Radfahrer den Platz queren, „ohne sich eine Gehirnerschütterung zu holen“, freute sich Sima.

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Der neue rillenfreie Untergrund in Kombination mit einer Reduzierung des Fiakeraufkommens – nur vier Stellplätze sind geblieben – und Vorkehrungen für die Ableitung von Abwässern sollen dafür sorgen, dass es am Michaelerplatz künftig weniger stinkt. Immerhin war vor allem in den Sommermonaten der stechende Geruch des Pferdeurins ein oftmaliger Beschwerdepunkt.

Apropos Beschwerden: Derlei gab es einige, als der Baustart im Frühjahr erfolgte. Kritiker – darunter auch die Österreichische Gesellschaft für Architektur oder der Denkmalbeirat – monierten, dass das historische Erscheinungsbild beeinträchtigt oder gar zerstört werde. Auch Sorgen um den Welterbestatus für die Innere Stadt wurden geäußert. Daraufhin gab es einige Runde Tische, in Folge derer die Pläne noch einmal angepasst wurden.

Den Adaptierungen ist etwa das vorgesehene Wasserspiel mit 52 Düsen zum Opfer gefallen. Außerdem wurden zur Entschärfung der notorischen Hitzeinsel neben den sechs neuen Ulmen im Randbereich in der Mitte des Platzes nun drei Blaseneschen anstatt der höheren Blauglockenbäume gepflanzt. Die Grünbeete wurden außerdem teils in niedriger Form ausgeführt als anfangs projektiert. Zudem gibt es jetzt Sitzmöglichkeiten.

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Umgesetzt wurde die 8 Millionen Euro teure Umgestaltung – 800.000 Euro davon kamen von Privaten – in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Andreas Salcher, Landeskonservator für Wien, sprach von einem „sehr gelungenen Projekt“ und verwies in dem Zusammenhang auch auf die erfolgte Restaurierung des von Hans Hollein Anfang der 90er-Jahre gestalteten „Archäologiefelds“ mit seinen römischen Ausgrabungen. City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) freute sich u.a. über die Zurückdrängung des Autoverkehrs.

Künftig will die Stadt Interessenskonflikte zwischen Klimaanpassungsmaßnahmen und Welterbebewahrung im 1. Bezirk, wie sie beim Michaelerplatz zutage getreten waren, gleich hintanhalten. Deswegen hat die Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) begonnen, für die Innenstadt einen „Strategieplan für den öffentlichen Raum“ auszuarbeiten, bei dem zahlreiche Experten sowie der Bezirk mitwirken sollen, sagte MA 19-Chef Franz Kobermaier der APA. Das entsprechende Papier soll 2026 vorliegen.