Viele Themen in einem Zug

Festival der Regionen von 23. 6. bis 2. 7. in und an der Summerauerbahn

Arbeit aus der mobilen Druckerei
Arbeit aus der mobilen Druckerei © FdR/Jürgen Grünwald

„Höchste Eisenbahn“ ist es für eine Unmenge an Themen und Anliegen, derer sich das unter diesem Motto stehende Festival der Regionen (FdR) heuer annimmt. Der rote Faden ist die bespielte Strecke entlang der Summerauerbahn und deren Stationen auf dem 65 Kilometer langen Weg von Linz bis zum böhmischen Horni Dvoriste. Von 23. Juni bis 2. Juli geht es um viele brennende Fragen unserer Zeit: von Klimakrise und Mobilität über Migration bis hin zu Frauenthemen.

„Uns geht es um zeitgenössische, mutige, kritische und partizipative Kunst und darum, dass am Ende etwas bleibt in der Region“, sagt Geschäftsführer Otto Tremetzberger beim Pressegespräch. Etwas, das Macher wie Gottfried Hattinger mit Festivalausgaben vergangener Zeiten bereits gelungen ist. „Das Festival der Regionen ist seit der ersten Ausgabe vor 30 Jahren eine feine Adresse, deren Markenzeichen das Neue, die Jungen, das Zeitgenössische, das Regionale und die Beteiligung sind“, gratuliert LH Thomas Stelzer.

40 Projekte mit rund 100 Akteuren

Das Festival spielt sich heuer in und an der Summerauerbahn u.a. in Linz, Steyregg, St. Georgen, Pulgarn, Lungitz, Wartberg, Kefermarkt, Freistadt und Horni Dvoriste ab: Insgesamt 40 Projekte mit rund 100 Akteuren, darunter viele heimische, aber auch internationale Künstler aus unterschiedlichsten Sparten, hat das nunmehr fünfköpfige Kuratorenteam des Festivals — bestehend aus Fina Esslinger, Marlene Hausegger, Janina Wegscheider, Mario Friedwagner und Davide Bevilacqua — programmiert. Als Austragungsorte dienen u.a. Züge, Lagerhäuser, Straßen, alte Bahnhöfe oder Haltestellen. Die Veranstalter freuen sich über die große Beteiligung und viele Kooperationspartner an Ort und Stelle.

Schon früher hat es gestaut

Am Kreuzungspunkt von Pferde- und „moderner“ Eisenbahn in Summerau etwa entsteht wie einst, als hier die erste Dampflok fuhr — so sagt es eine Legende —, ein Stau, beim Festival einer aus alten Leiterwagen und Schlitten, die der Künstler Francois Davin dafür sammelt und am besagten Ort kulminieren lässt. Die Orgel aus 1778 in der Kefermarkter Kirche nimmt sich Tom Bogaert als Inspiration für ein riesiges Objekt aus alten Luftmatrazen, Schwimmflügeln und Co..

Immer wieder finden sich Möglichkeiten zum Mitmachen, etwa, wenn man auf Mark Borsanyi und seine mobile Druckerei trifft, mit der dieser spontan erstellte Skizzen umsetzt. Mika Satomi führt im Rahmen von „Indigo Hyphae“ an die Technik des Blaudrucks heran und lässt eine Textil-Installation entstehen. Teilnehmen kann man auch an Happenings wie der Frauentor-Besetzung und dem Frauengassen-Fest in Freistadt, mit dem die Aktionsgruppe Fraustadt Freistadt* auf die mangelnde Sichtbarkeit von Frauen aufmerksam macht. Wie überhaupt die Stadt schon am ersten Festivalwochenende auch mit einer Begegnungszone mit Workshops, Diskusionen und Präsentationen vorwiegend zum Thema Mobilität, für die die Salzgasse gesperrt wird, und mit Kooperationen mit den Landgängen und der Local-Bühne zu einem zentralen Ort des Festivals wird.

30 Jahre sind auch ein guter Grund, auf die Festivalgeschichte zu blicken, das findet im Rahmen einer von Gerhard Dirmoser und Gerald Priewasser gestalteten Ausstellung statt. Und es gibt auch Themen, die quasi die Region vorgibt: So beschäftigt sich das Projekt „Giveaways/Hideaways“ von Antoine Turillon und Seth Weiner mit dem Konzentrationslager Lungitz-Gusen III, von dem noch relativ wenig bekannt ist. Erst 2018 wurden bei Gleisarbeiten Gräber von Opfern entdeckt.

Gallneukirchen hätte eigentlich irgendwann ans Bahnnetz angeschlossen werden sollen, das ist aber nie zustande gekommen. Das FdR schließt den Ort jetzt an sein Netz an und kooperiert mit dem am 30. Juni und 1. Juli stattfindenden Klangfestival, mit dem das seit 2013 geschlossene alte Hallenbad erstmals wieder einer Nutzung zugeführt wird. Thomas Auer kündigte 24 Projekte im Spannungsfeld „Zeitgenössische Musik und Literatur trifft auf Soundinterventionen aus der Region“an.

Über Kooperationen mit Schäxpir und der communale freut sich Landeskulturdirektorin Margot Nazzal. Am Linzer Hauptbahnhof wird ein partizipatives Jugendstück aus dem Schäxpir-Programm gezeigt, ein FdR-Projekt wiederum von der communale ausgestellt.

Im Sinne des Klimaschutzes kann man sich das gesamte Festival mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschließen, dementsprechend gibt es Ticketangebote, die freie Fahrt mit ebendiesen inkludieren.

Am Eröffnungstag kann man mit dem Sonderzug ab Linz mit Zusteigemöglichkeiten und Live-Performances zum Eröffnungsevent in Horni Dvoriste fahren — Rückreise um 22 Uhr, Reisepass nicht vergessen.

www.fdr.at

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