Von Ameisen und Katzen

Ant-Man in „Quantumania“ als grellbunte Comic-Sci-Fi-Haudrauf-Oper

„Quantumania“, ein zweistündiges mit Special Effects überladenes Spektakel
„Quantumania“, ein zweistündiges mit Special Effects überladenes Spektakel © Disney

Da sind plötzlich zwei Ant-Man, schwups, vier, nein, unzählige Versionen des Superhelden. Dieser befinde sich nun in Schrödingers Kiste, höhnt der Bösewicht: „Und du bist die Katze!“ Die uns bekannte Realität ist nämlich aufgehoben im subatomaren Raum. Dorthin hat es Ant-Man (Paul Rudd) samt Anhang in „Quantumania“ verschlagen.

Der dritte Teil der Ant-Man-Reihe ist ein optisches Spektakel, das bewährte Team um Produzent Kevin Feige und Peyton Reed, Regisseur der Trilogie, geht allerdings noch einen Schritt weiter und siedelt das gesamte Abenteuer in jenem Quantenreich an, das in den vorangegangenen Episoden angeteasert wurde. In dieser alternativen Dimension, in der Raum und Zeit keine Rolle spielen, ist alles möglich: Die Trickabteilung durfte sich entsprechend austoben!

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Im Vorgänger „Ant-Man and the Wasp“ wurde Ex-Wasp Janet Van Dyne (Michelle Pfeiffer) aus dem Quantenreich zurückgeholt, in dem sie 30 Jahre verschollen war. Sie ist die Mutter der neuen Wasp (Evangeline Lilly als Hope Van Dyne) und Ehefrau des brillanten, mit Ameisen kommunizierenden Wissenschafters Hank Pym (Michael Douglas), dem ersten Ant-Man. Was Janet so passiert ist in jenen drei Jahrzehnten als geschrumpftes Wesen unter Mikroorganismen und welche Gefahren in subatomaren Raum lauern, das hat sie ihren Lieben besser verschwiegen.

Es kracht, scheppert und raucht gewaltig

Mit jenen Bedrohungen sieht sich nun aber der Familienverband konfrontiert, als Cassie Lang (Kathryn Newton), Tochter des aktuellen Ant-Man Scott Lang, ein Tor ins Quantumuniversum öffnet und die alten und neuen Wasp-Frauen und Ant-Männer hineingezogen werden — samt Cassie. Gemeinsam gilt es, sich — mehr sei nicht verraten — dem Schurken Kang dem Eroberer (toll: Jonathan Majors) entgegen zu stellen. Es kracht, scheppert und raucht gewaltig in dem zweistündigen mit Special Effects überladenen Spektakel.

„Quantumania“ wartet mit einer Unmenge an Kreaturen auf. Das kann durchaus überfordern, die Dosis der Reizüberflutung zu hoch eingestellt wirken. Aber dank der großartigen Schauspielerriege (mit einem herrlichen Gastauftritt von Bill Murray) funktioniert das im Gesamten. Der fantastischen Michelle Pfeiffer wurde mehr Raum für ihr Talent gegeben, Michael Douglas bewegt sich im generierten Quantenuniversum so natürlich, als wäre er an einem „normalen“ Filmset — und niemand kann wohl so überzeugend über niemals aufgebende Ameisen sprechen, wie er. Und ein ganz wichtiges Element der „Ant-Man“-Reihe fehlt auch diesmal nicht: der Humor.

Eine „epische Erfahrung“ nennt Regisseur Reed „Quantumania“. Nun, neu erfunden hat sich das Marvel Cinematic Universe damit nicht, den Charme vor allem des ersten „Ant-Man“ erreicht er auch nicht, aber als grellbunte Comic-Sci-Fi-Haudrauf-Oper funktioniert der Film gut — und er öffnet die Tür für weitere Abenteuer (man möge bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben).

Von Wolfgang Hauptmann