Weihnachten kann wunderschön sein. Oder ein glatter Reinfall. Das gilt auch für Weihnachtsfilme – die meist diese Fallhöhe zwischen hoher Erwartung und nüchterner Realität zum Thema haben. „Frohes Fest. Weihnachten retten wir die Welt“, das Langfilmdebüt der französischen Regisseurin und Drehbuchautorin Jeanne Gottesdiener, das am Donnerstag in Österreich startet, ist da keine Ausnahme. Beim Sich-lustig-Machen darüber, was alles schiefgehen kann, ist alles schiefgegangen.
„Christmas Carole“ lautet der auf die berühmte Weihnachtserzählung von Charles Dickens anspielende französische Originaltitel, denn es geht um die Familie der Kleinstadtbürgermeisterin Carole (Noémie Lvovsky). Sie ist rund um die Uhr für ihre Wählerinnen und Wähler im Einsatz – von der Weihnachtsfeier im Altersheim bis zum Weihnachtsmarkt auf dem pittoresken Hauptplatz – und vergisst dabei auf die wenigen Aufgaben in der familiären Festvorbereitung, die Gatte Alain (Didier Bourdon) ihr zugedacht hat. Gut, dann gibt es eben keine Austern zum Festmenü! Hauptsache der Truthahn ist rechtzeitig im Rohr und Alains Spezialität, die Gänseleberpastete, schmeckt wie immer.
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Dass auch die erwachsenen Kinder den Heiligen Abend im Elternhaus verbringen, ist keineswegs selbstverständlich, doch Alain hat sich am Telefon ins Zeug gelegt. Nun sind sie alle da – und die Spannungen werden von Minute zu Minute größer. Denn die Kinder legen in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise auf Nachhaltigkeit, Awareness und Bioanbau größten Wert. Das Nesthäkchen Noa hat gar vor dem Haus ein Asylgehege für ausgesetzte Zwergschweine eingerichtet. Und der neue Freund der älteren Tochter Sarah entpuppt sich als penetrant lächelnd über den Realitäten des Lebens schwebender Yogi. Die familiären Diskussionen werden schärfer und verletzender. Wie kann daraus noch ein schönes Weihnachtsfest werden?, fragen sich Carol und Alain. Und wie eine leichte und beschwingte Weihnachtskomödie, fragt sich der Zuseher.
Gar nicht, lautet die Antwort. Denn fromme Wünsche gehen auch zu Weihnachten nicht immer in Erfüllung, und wenn man sich im Ton vergreift, tut das nicht nur zur Weihnachtszeit nicht gut. Gottesdiener hat das Problem, dass ihr eigenes Drehbuch lauter wiedererkennbare Situationen und Dialoge beinhaltet und sie das Publikum dazu bringen möchte, über sich selbst zu lachen. Als Regisseurin wählt sie dafür das falsche Mittel: grobe Überzeichnung. Dass der politische Einsatz der Bürgermeisterin dabei ebenso lächerlich gemacht wird wie das ökologische Engagement der jungen Generation, wäre zwar nicht gerade political correct, aber vielleicht in Kauf zu nehmen, wenn das lustig wäre. Ist es aber nicht. Merke: Es heißt ‚fröhliche Weihnachten‘ und nicht ‚dümmliche Weihnachten‘.