Wiener Festwochen machen das Funkhaus zur Festivalzentrale

Das Funkhaus wird 2025 zur Festwochen-Zentrale © APA/THEMENBILD/HERBERT NEUBAUER

Keine Funkstille im Funkhaus: Die Wiener Festwochen werden 2025 die einstige Heimstätte der ORF-Sender Ö1, FM4 und Radio Wien okkupieren. Entsprechende APA-Informationen wurden auf Nachfrage bestätigt. Demnach wird der Clemens-Holzmeister-Bau aus den 1930er-Jahren fünf Wochen lang als Festivalzentrale dienen. Im Mittelpunkt der zweiten von Intendant Milo Rau verantworteten Festivalausgabe steht die Liebe.

„Republic of Love“ wird das Motto der kommenden Festwochen lauten. Sie werden von 16. Mai bis 22. Juni über die Bühne gehen. Und das Konzept der „Freien Republik Wien“, mit der Rau heuer seinen viel diskutierten Einstand gefeiert hat, wird weitergezogen. „Nicht minder politisch und revolutionär“ werde das Programm ausfallen, wobei die Liebe und „die damit verbundenen Aspekte gesellschaftlicher Strukturen“ im Mittelpunkt stünden, heißt es.

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Die Festivalzentrale, die nun also vom Volkskundemuseum ins Funkhaus an der Argentinierstraße weiterzieht, wird erneut zum „Haus der Republik“ erklärt. Neben künstlerischen Produktionen soll es dort Diskussionen, Partys, Clubnächte und „Lagerfeuerromantik“ geben. Außerdem sind Konzerte von LUV, der eigens noch zu gründenden „Band der Republik“, angekündigt. Für deren Besetzung unter der Leitung des Schweizer Musikers, Lyrikers und Regisseurs Elia Rediger ist kürzlich die Bewerbungsfrist abgelaufen, das Casting findet Ende Oktober statt.

Das Funkhaus stand nach dem großflächigen Auszug des ORF – der öffentlich-rechtliche Sender bespielt mit dem RadioKulturhaus (u.a. Großer Sendesaal und RadioCafe) nur noch einen kleinen Teil der Immobilie – und dem Verkauf an das Bauunternehmen Rhomberg länger leer und bietet in nächster Zeit Platz für diverse Zwischennutzungsprojekte. Die Festwochen werden konkret das Erdgeschoß, das Souterrain, das dritte Geschoß und diverse Freiflächen bespielen. Damit teilt man sich dann das denkmalgeschützte Gebäude im 4. Bezirk mit dem Verein „Never At Home“. Dieser nutzt das erste und zweite Stockwerk schon jetzt für rund 70 Künstlerateliers, die zumindest bis in die Sommermonate 2025 als kreative Arbeitsplätze zur Verfügung stehen sollen und derzeit sukzessive besiedelt werden.

Was die Festwochen betrifft, verknüpft Rau in seiner zweiten Festivalausgabe das breite Angebot an Theater, Tanz, Musik und bildender Kunst wieder eng mit diskursiv-performativen Formaten. So wird der heuer eingeführte „Rat der Republik“ weiter aktiv sein. Zusätzlich ist unter dem Titel „Revolutionary Love“ eine Veranstaltungsreihe geplant, die der kroatische Philosoph und Aktivist Srećko Horvat konzipiert.

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Horvat ist zudem Teil einer Gesprächsrunde, die Milo Rau im Rahmen der „Resistance Now!“-Tour der Festwochen am 5. November ab 20 Uhr im RadioKulturhaus moderiert. Ebenfalls am Podium sind Dóra Büki vom ungarischen Proton Theatre und Matej Drlička, der von der Regierung unter Robert Fico entlassene Direktor des Slowakischen Nationaltheaters. Gemeinsam will die Runde erörtern, „wie wir in einer Zeit, in der nationalistische Parteien auf dem Vormarsch sind, gemeinsam für Demokratie, Diversität und die Freiheit der Kunst einstehen können“, heißt es im Ankündigungstext. Der Eintritt zur auf Englisch abgehaltenen Veranstaltung ist frei. Unter dem Motto „Resistance Now“ diskutierte der Festwochenchef in den vergangenen Wochen bereits in Schweden, Belgien, Serbien oder den USA mit Vertreterinnen und Vertretern von Kulturinstitutionen sowie Künstlern und Aktivistinnen über mögliche globale und solidarische Antworten auf die Gefahren des erstarkenden Nationalismus.

Infos zum „Resistance Now“-Talk am 5. November unter festwochen.at