Barrierefreie Paketstation

Für Menschen mit einer Behinderung kann das Abholen eines Pakets von einer Paketstation zur Herausforderung werden. Dem begegnet ein Pilot-Projekt in Linz, angesiedelt bei der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Die UnLock4All-Paketbox kann von allen Paket- und Zustelldiensten, für Click & Collect und auch von Dritten genutzt werden.

V. l.: Matthias Steinbauer (Variocube), Helmut Marschik, Mitglied der Hilfsgemeinschaft, und Bgm. Klaus Luger bei der Eröffnung der Paketstation © Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs

Der Online-Handel wächst und wächst. Wer seine Pakete nicht entgegennehmen kann, muss diese in Paketshops oft an unterschiedlichen Plätzen abholen. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ergeben sich zusätzliche Hürden, etwa für Rollstuhlfahrende, wenn das Paketfach zu hoch gelegen ist, oder für blinde und sehbehinderte Personen, für die die Bedienung des Touch-Terminals eine große Herausforderung darstellt.

Um das Paketproblem für Menschen mit Behinderung zu erleichtern, haben vier österreichische Unternehmen unter der Leitung von Univ.-Prof. Sebastian Kummer (WU Wien) das Projekt Unlock4All gestartet, das eine barrierefreie, flexible und zudem klimafreundliche Paketabholung für alle ermöglicht.

Vorerst als Pilotprojekt, kann man die UnLock4All-Paketstation seit Juni bei der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs in der Linzer Anzen- gruberstraße 6 ausprobieren. Alle interessierten Linzer mit und ohne Behinderung sind herzlich eingeladen, die barrierefreie Paketstation kostenlos zu testen.

Sie wurde gemeinsam mit betroffenen Personen in einem offenen Dialog entwickelt, gefördert wird die Paketstation vom Umweltministerium. Dahinter steht das White-Label-Prinzip, das bedeutet, dass die UnLock4All-Paketbox sowohl von allen Paket- und Zustelldiensten als auch für andere Zustellungen nutzbar ist (z. B. für Click & Collect) – oder sogar von Dritten verwendet werden kann.

Online-Registrierung

Um die Paketstation zum Empfang von Sendungen zu nutzen, registriert man sich über unlock4all.at oder direkt an der Paketstation via QR-Code und kann seinen Bedarf an Barrierefreiheit angeben. Bei der Online-Bestellung kann dann die Paketbox als Empfangsadresse angegeben werden, wodurch die Sendung in einem barrierefreien Fach der UnLock4All-Paketstation landet.

Innovativ ist auch der klimafreundliche Zugang des Projektes. Durch White-Label- Paketboxen sollen vermehrte Fahrten durch erfolglose Zustellungsversuche vermieden werden. Für die letzte Meile nach Hause stehen bei der Paketstation sogar Leih-E-Bikes des österreichischen Herstellers RocknRolla mit Lademöglichkeit bereit.

„Unsere Paketstation mit den white-label Empfangsboxen bietet eine in jeder Hinsicht zugängliche Lösung und ist universell funktional. Das Konzept ist umweltfreundlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltig“, schwärmt Elmar Fürst, Vorstandsvorsitzender der Hilfsgemeinschaft. Sein Stellvertreter Klaus Höckner ergänzt: „Barrierefreiheit wird meist mit Rampe und Brailleschrift gleichgesetzt. Dabei gibt es eine Vielzahl von Aspekten, die hier mitgedacht werden müssen, eben auch, dass alle Menschen mit Behinderungen ohne Barrieren einkaufen können.“

Der Standort der Hilfsgemeinschaft in Linz feierte im Übrigen am 12. Oktober sein ein-jähriges Bestehen. Standortleiterin Christine Bürgstein ist im ständigen Austausch mit der Stadtverwaltung, um Barrieren für Sehbehinderte abzubauen – u. a. wurden etwa GEHspräche, Sensibilisierungsspaziergänge in Sachen Sehbehinderung, ins Leben gerufen.