Es müssen nicht immer schillernde Persönlichkeiten sein, die dem Teufel ihre Seele verkaufen: Ein Abgesandter der Hölle begibt sich in ein Kaff in Vermont, um in Castle Freemans neuem Roman einem Säufer und Eigenbrötler ein Angebot zu machen.
„Ein Mann mit vielen Talenten“ bietet eine teuflisch unterhaltsame Geschichte über Gut und Böse, mit spitzer Feder geschrieben und einer Moral, die sich zwischen amüsanten Episoden versteckt. Der alleinstehende Langdon Taft lebt im Hinterland. Wenn er schon am Vormittag trinkt, dann aber nur, wenn er am Abend vergessen hat, damit aufzuhören. „Wo ist die Story?“, sinniert er. Der spöttische und verführerische Dangerfield, unterwegs im Namen des Teufels, macht Taft ein Angebot.
Er könne ihm die Story ermöglichen, nach der er sucht. Freemans Bücher sind, bezogen auf die Seitenanzahl, aber keineswegs auf den Inhalt, dünn und in einem Sitz zu lesen. Der US-Autor schafft es, auf recht wenigen Seiten schräge, interessante und vielfältige Charaktere dem Leser vertraut zu machen. Sein Stil: trocken und nicht ausschweifend, Freeman bringt’s gekonnt auf den Punkt. Er verpackt Lebensklugheit und Menschlichkeit und präsentiert einen ungewöhnlichen Helden. „Castle Freeman ist der Meister der coolen Verzauberung“, urteilt Michael Köhlmeier über seinen Kollegen.
Castle Freeman: Ein Mann mit vielen Talenten. Carl Hanser Verlag, 170 Seiten, 23,50 Euro