Ford Focus ST X: Fokussiert auf Leistungssport

Der Focus ST X ist einerseits ein kräftiger Kompaktsportler – und andererseits ein durchaus alltagstauglicher Weggefährte, mit dem man vornehm dezent unterwegs sein kann.

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Das Feld der leistungsfähigen Kompaktwagen ist groß. Kein Wunder: Die Power unter der Motorhaube ist groß und halbwegs leistbar sind diese Boliden auch; egal, ob es sich um einen Civic Type R, einen Megane R.S. oder i30N handelt.

Natürlich hat auch Ford einen solchen Wagen im Talon: den Focus ST – im Falle des Testwagens in der sogenannten Ausstattungslinie ST X.

Kostenpunkt: 54.000 Euro inklusive Extras

Inklusive Extras kostet der optisch harmlos wirkende Focus ST X gut 54.000 Euro. Das ist ein hübsches Sümmchen. Um den Preis quetscht der Kompakte unter anderem diverse Assistenzsysteme, Alarmanlage, Klimaanlage, Rückfahrkamera, Sitz- und Lenkradheizung, abgeflachtes Lederlenkrad, LED-Tagfahrlicht, Sportfahrwerk sowie einen aufgeladenen Reihenvierzylinder mit 280 Pferdchen auf seine 4,393 Meter Länge.

Typenschein

Ford Focus ST X

Preis: ab € 48.960,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 54.020,- unter anderem inklusive Easy-Parking-Paket € 400,-, Track Pack € 450,-, ST-Sportfahrwerk € 1.000,-, eCall € 150,-, B&O Sound-System € 600,- und Metalliclackierung Fantastic Red € 1.100,-; einen Ford Focus (1.0 EcoBoost Titanium) gibt es ab € 30.100,- NoVA/Steuer: 16 %/ € 1.944,- jährlich Garantie: 2 Jahre ohne km-Begrenzung, danach weitere 3 Jahre bis maximal 100.000 km, 12 Jahre gegen Durchrostung Service: alle 30.000 km oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: R4, 16V, Turbolader, Partikelfilter, 2.261 cm³, 206kW/280 PS bei 5.500 U/min, max. Drehmoment 420 Nm bei 3.000-4.000 U/min Getriebe: Sechsgangschaltung Antrieb: Frontantrieb Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 5,7 s Leistungsgewicht: 5,16 kg/PS WLTP-Verbrauch: 8 Liter VOLKSBLATT-Testverbrauch: 8,4 Liter CO2-Ausstoß: 183 g/km Euro 6d

Eckdaten: L/B/H: 4.393/1.825/1.454 mm Radstand: 2.700 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1.444/2.020 kg Kofferraum: 392-1354 Liter Anhängelast gebr./ungebr.: 1.600/750 kg Tank: 52 Liter (Benzin) Reifen: 4 x 235/35 R19 91Y auf 19“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 7

Geländedaten: Bodenfreiheit: 120 mm

Anzumerken ist: Die Basisvariante startet bei knapp 49.000 Euro und wer eben auf Track Pack, Sportfahrwerk, B&O-Soundanlage und die „fantastische“ Metalliclackierung namens Fantastic Red nicht verzichten will, muss nochmals gut 5.000 Euro bereitstellen.

Die 280 PS haben es dann jedenfalls in sich: Mit 420 Newtonmetern spurtet der Focus ST X unter lautem, tiefem Röhren hurtig davon, die Kraft bringt der Zweilitermotor dabei einigermaßen gut auf die Vorderräder. Nach 5,7 Sekunden ist der Spurt in Richtung Tempo 100 vollbracht. Der Focus ST X entpuppt sich also von Beginn als reinrassiger Sportler. Der Karacho-Bolide pickt wie ein Kaugummi auf der Straße, erweist sich als wendiger Giftzwerg, lediglich bei Nässe neigt er in flotten Kurvenpassagen rasch zum Übersteuern.

Bei Trockenheit sieht die Sache ein wenig anders aus: Da hilft das elektronische Sperrdifferenzial bei der optimalen Wahl der Kurven-Kampflinie. Ausgestattet ist der Focus noch dazu mit einer direkten, leichtgängigen und präzisen Lenkung und die fein dosierbaren Bremsen haben es zur Not in sich. Die Schaltwege sind darüber hinaus präzise und kurz, auch der Schaltknüppel liegt gut in der Hand; das trifft auch auf das Sportlenkrad zu.

Höhen und Tiefen bei der Innenraumgestaltung

Ansonsten ist der Innenraum ein Mix aus Höhen und Tiefen, insbesondere wenn es um die Materialqualität geht. Einfaches Plastik trifft auf sehr ansehnliche, mit Kontrastnähten verzierte, Armaturenfronten. Sportlichkeit strahlt der ST innen nicht aus, vielmehr übt er sich in Understatement und Normalo-Look.

Gewöhnungsbedürftig sind jedenfalls die Sportsitze, die sich eng an die Körper von Fahrer und Beifahrer anschmiegen. Das Platzangebot reicht dafür jedenfalls auf allen fünf Sitzen, wiewohl der 1,83 Meter breite und 1,45 Meter hohe Kompaktsportler kein Raumwunder ist.

Die meisten Funktionen werden über den Touchscreen gesteuert, der 31,2 Zentimeter Bildschirmdiagonale aufweist. Das allein ist schon ein Hammer, aber darüber hinaus arbeitet das System pfeilschnell und die Bedienung ist intuitiv aufgebaut. Die Spracherkennung versteht zudem Anweisungen, die in ganzen Sätzen gesprochen werden, in 15 verschiedenen europäischen Sprachen; und ja, das funktioniert wirklich gut. Hier hat Ford gegenüber den Mitbewerbern deutlich aufgeholt.

Der Touchscreen hat – im Unterschied zum Vorgänger – auch die Steuerung der Klimatisierung übernommen. Entsprechende physische Schalter oder Drehknöpfe entfallen. „Ergebnis: eine harmonische, fahrerfreundliche Gestaltung des Armaturenträgers.“ Das ist zumindest der Jargon der Marketingabteilung und optisch mag das auch stimmen.

In der Praxis sind Knöpfe und Schalter für die Klimaanlage deutlich insassenfreundlicher. Wenigstens gibt´s einen Knopf, um schnell einmal die Scheiben enteisen zu können und die Freunde des Drehreglers für die Lautstärke können auch frohlocken. Auch der ist noch an Bord.

Überraschend sparsam beim Verbrauch

Wer jetzt noch denkt, der Zweiliterbenziner säuft wie ein Loch und nach 300 Kilometern ist der 52-Liter-Tank leer, der irrt. Bei sanftem Gasfuß auf der Autobahn und Landstraße unterbietet der Focus ST X sogar den Acht-Liter-WLTP-Referenzwert. Bei ambitionierter Fahrweise – etwa im Track-Modus – sind Werte zwischen 8,5 und neun Liter realistisch. Wer schnell nach Spielberg düsen, dort ein paar Runden auf dem Ring drehen und dann wieder heimdüsen will kommt auch von Freistadt mit einer Tankfüllung locker hin und wieder retour.

Fazit: Der Ford Focus ST X ist ein Brandstifter im Biedermann-Kleid, der gekonnt den Spagat zwischen Praktikabilität und Sportsgeist schafft. Wer auf ausgefeilte Fahrdynamik steht, dem versüßt der 280 PS starke Bolide genussvoll den Alltag.

Von Oliver Koch

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