Ford Tourneo Courier: Packesel mit Schönheitsanspruch

Der US-Autokonzern Ford hat den Kubismus entdeckt. Zu sehen beim Bronco, aber auch beim Tourneo Courier. Letzterer, der 4,34 Meter lange Tourneo Courier besticht daher vor allem mit einem tollen Platzangebot

Stauraum, Gepäckabteil, Platzangebot, Effizienz, Preis-Leistungs-Verhältnis, Sicherheit, Offroad, Kinder, Ablageflächen oder auch gutmütig, günstig und sparsam.

Das sind wohl Attribute, die man sich von Familienautos erwartet. Denn da ist das Budget nicht immer groß, die Ansprüche an Raum und Verbrauch schon. Und der Bronco von Ford ist da wohl zu teuer.

SUV sind da nicht immer die beste Wahl, denn in der Regel bieten speziell die kompakten Vertreter nicht das mehr an Kofferraum als ein Kompaktwagen. Und ein Kombi ist mancherorts zu lang; also: her mit einem Hochdachkombi.

Typenschein

Ford Tourneo Courier 1,0 EcoBoost

Preis: ab € 34.155,25 inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 35.715,25 unter anderem inklusive Klimaanlage mit automatischer Temperaturkontrolle € 455,-, Winter-Paket 2 € 520,- und Halogenscheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht € 195,-; einen Ford Tourneo Courier (Trend) gibt es ab € 26.957,50 NoVA/Steuer: 13 %/ € 812,16 jährlich Garantie: 2 Jahre ohne km-Begrenzung, danach weitere 3 Jahre bis maximal 100.000 km, 12 Jahre gegen Durchrostung Service: alle 30.000 km oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: R3, 12V, Turbolader, Partikelfilter, 998 cm³, 92 kW/123 PS bei 6.000 U/min, max. Drehmoment 200 Nm Getriebe: Siebengangautomatik Antrieb: Frontantrieb Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 11,1 s Leistungsgewicht: 11,46 kg/PS WLTP-Verbrauch: 7,3 Liter VOLKSBLATT-Testverbrauch: 6,6 Liter CO2-Ausstoß: 167 g/km Euro 6e

Eckdaten: L/B/H: 4.344/1.876/.1836 mm Radstand: 2.692 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1.433/2.025 kg Kofferraum: 570-2.162 Liter Anhängelast gebr./ungebr.: 1.000/735 kg Tank: 45 Liter (Benzin) Reifen: 4 x 215/55 R17 94H auf 17“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 6

Diese Gattung hat sich leise, still und heimlich eine Fangemeinde erarbeitet und punktet unter anderem mit den oben genannten Eigenschaften. Auf die Schönheit wurde dabei nicht unbedingt Wert gelegt. Vielmehr spielt die Praktikabilität die größte Rolle.

Es geht aber eine Spur anders. Das beweist nun Ford mit der aktuellen Generation des Tourneo Courier. Denn Schönheit und Effizienz können schon miteinander, ist sich die US-Autoschmiede sicher.

Jedenfalls hebt sich die aktuelle Generation des Tourneo Courier mit kubischen Proportionen und großen, präzise definierten Fensterflächen von der Masse ab. Sie verdankt ihren Charakter unter anderem dem großen, selbstbewusst aufrecht stehenden Kühlergrill mit den integrierten Hauptscheinwerfern, der die markante Fahrzeugbreite, wir reden hier von 1.876 Millimetern, nochmals betont.

Für die (teuerste) Active-Ausstattungslinie im SUV-Design gilt dies erst recht. Bei ihr schützen Kunststoffverkleidungen die Radläufe und Flanken, während Front- und Heckpartie jeweils einen Unterfahrschutz erhalten haben.

Im Innenraum tritt ein digitales Display an die Stelle einer analogen Instrumententafel. Es zeigt dem Fahrer neben der Geschwindigkeit auch bestimmte Verkehrsschilder an, gibt Navigationshinweise oder informiert über ausgewählte Fahrzeugdaten. Die seitlichen Displays lassen sich dabei nach individuellen Vorlieben konfigurieren.

Eine induktive Ladestation versorgt das Smartphone drahtlos mit Energie. Darüber hinaus stehen USB-Ports zur Verfügung. Für das Smartphone steht ab Werk eine ebenso clevere wie sichere Vorrichtung für Handy-Halterungen neben dem Display bereit.

Das alles ist auch schön und gut, aber zwei Schwachpunkte weist der Tourneo dennoch auf: eine mittelmäßige Verarbeitung und einen mittelmäßigen Materialmix – also einen hohen Plastikanteil.

Der Ford Tourneo Courier ist allerdings fahrtechnisch keine Offenbarung. Zu einer schwerfälligen und synthetischen Lenkung kommen noch indifferente, schwer zu dosierende Bremsen. Der tief grummelnde, 123 PS starke Dreizylinder mit Turboaufladung hat unter der kurzen Motorhaube seine liebe Mühe, den 1,4 Tonnen schweren Fünfsitzer schwungvoll in Gang zu bringen.

Das große Plus, das der Tourneo Courier Active dafür mitbringt, ist der zurückhaltende Verbrauch. So gönnte sich der Fronttriebler im Test nur 6,6 Liter je hundert Kilometer und damit deutlich weniger als die laut WLTP veranschlagten 7,3 Liter. Bei vorausschauender, sanfter Fahrweise auf der Landstraße oder Autobahn im Ecomodus sind sogar 6,2, 6,3 Liter möglich.

Ein Schnäppchen ist der Hochdachkombi allerdings auch nicht. Zwar geht es prinzipiell bei knapp 27.000 Euro los. Wer auf eine üppigere Serienausstattung Wert legt, muss aber mindestens 34.000 Euro berappen.

Zuzüglich Extras – etwa Klimaanlage – geht’s dann auf gut 35.700 Euro nach oben. Dann ist der geräumige Fünfsitzer allerdings wirklich sehr gut ausgestattet.

Vom Band rollt der praktische Tourneo Courier – man denke beispielsweise an die Schiebetüren – im rumänischen Craiova. In der Anlage baut Ford auch den Puma, seinen aktuellen Bestseller in Europa.

Übrigens folgt demnächst mit dem E-Tourneo Courier auch eine rein elektrisch angetriebene und damit lokal abgasfreie Version. Sie wird im Laufe des Jahres bestellbar sein. Und ein Evergreen kehrt auch retour: Der Ford Capri.

Fazit

Verlässlichkeit und Vielseitigkeit sind Trümpfe, die der Ford Tourneo Courier gekonnt ausspielen kann. Das Platzangebot des ist für 4,344 Meter Länge phänomenal gut und auch optisch macht der Hochdachkombi viel her. Lediglich bei Materialmix und Fahrleistungen muss der preislich wettbewerbsfähige Rumäne Federn lassen.

Von Oliver Koch

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