Der Tenor Joseph Calleja zählt zu jenen seltenen Künstlern, die mit ihrer Stimme behutsam umgehen und sich nicht so schnell wie möglich der Karriere wegen zu einem Senkrechtstarter verheizen lassen.
Er ist ein Musterbeispiel dafür, dass es sich wohl bezahlt macht, seinem Können genug Zeit zu lassen. Heute blickt er auf Bühnenerfolge oder auf Tonträger, CDs, DVDs und Filmaufnahmen zurück.
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Dabei wurde Calleja eigentlich per Zufall für die Oper entdeckt, weil man zunächst unter den Fittichen von heimischen Lehrern den frühreifen Glanz seiner Stimme feststellte. Auf ein Rollendebüt als Macduff in Verdis „Macbeth“ kamen fachgerechte Rollenverpflichtungen.
Man sprach von Luciano Pavarottis Erbe, das Calleja übernahm, von Caruso des Jahrhunderts, von Erinnerungen an Mario Lanza und lobt seine souveränen Interpretationen, sein helles Timbre, dezentes Vibrato – wie er das Instrument seiner markanten Stimme behandelt.
In seinem neuesten Album „Secred Arias“ findet man diese Tugenden wieder. Sakrale Ave Marias von Mascagni, Massenet und Schubert auch mit Überraschungen wie das Ave Maria Massenets als ein brandneues Arrangement der Transkription des Komponisten seiner populären „Meditation“ aus der Oper „Thais“ oder Schuberts klassisch arrangiertes Ave Maria. Ein Marienfest ohne ein Calleja Ave Maria sollte es also nicht geben.