Polestar 2: Hoher Verbrauch aber auch viel Freude

Das erste – und bislang einzige – Modell der Volvo-Tochter wurde grundlegend überarbeitet.

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Auch bei den Elektroautos setzen die Hersteller vornehmlich auf SUV, die de facto höhergelegte Kombis sind, ohne die kompletten Nutzen eines Kombis zu bieten. Davon abgesehen, sind Vertreter anderer Gattungen im E-Auto-Bereich eher spärlich gesät.

Eine der wenigen Limousinen, die mit Strom fahren, hört auf den Namen Polestar 2. Dahinter steckt eben Polestar, die schwedische Nobeltochter von Geely.

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Die Karosserie des 4,606 Meter langen Polestar 2 ist auch nach dem aktuellen Facelift von Klarheit und Bestimmtheit geprägt; und trotz des im Fahrzeugboden untergebrachten Akkupakets bleibt der Polestar 1,48 Meter flach und damit der Form einer klassischen Limousine verpflichtet.

Typenschein

Polestar 2 Long Range Single Motor

Preis: ab € 55.890,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 66.390,- unter anderem inklusive Pilot-Paket € 2.500,- und Plus-Paket € 4.800,-; einen Polestar 2 (Standard Range Single Motor) gibt es ab € 48.790,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich Garantie: 2 Jahre, 2 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf den Akku Service: alle 30.000 km oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: Permanent-Synchronmotor, 200 kW/272 PS Spitzenleistung, max. Drehmoment 490 Nm Getriebe: Eingangautomatik Antrieb: Heckantrieb Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 6,2 s Leistungsgewicht: 7,55 kg/PS WLTP-Verbrauch: 18,8 kWh VOLKSBLATT-Testverbrauch: 21,8 kWh

Eckdaten: L/B/H: 4.606/1.985/1.479 mm Radstand: 2.735 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.053/2.500 kg Anhängelast gebr./ungebr.: 1.500/750 kg Kofferraum: 405-1.095 Liter Frunk: 41 Liter Akku brutto/netto: 82/79 kWh Reifen: 4 x 245/40 R20 99V auf 20“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 7

Ein Nachteil ist geblieben, nämlich der lediglich 405 bis maximal 1095 Liter fassende Kofferraum. Immerhin erleichtert die große Heckklappe das Einladen von sperrigem Transportgut, aber als Transporteur eignet sich der Fünfsitzer nur bedingt.

Und nur bedingt eignet sich der Schwede für Leute über 1,80, die im Fond des Wagens Platz nehmen müssen. Die Sicht nach hinten als „mau“ zu beschreiben, ist indessen eine gewaltige Untertreibung.

Zum Glück ist der Nobelschwede mit mehreren Kameras, darunter natürlich auch eine Rückfahrkamera, ausgestattet, was das Rangieren nach hinten erleichtert.

Hochwertige Materialien, sehr gute Verarbeitung

Abgesehen davon fühlt man sich in dem Fünfsitzer wohl, denn Materialmix und Verarbeitung im mindestens 55.890 Euro teuren Wagen sind hochwertig. Darüber hinaus ist das Cockpit klar strukturiert und man findet sich im funktionalen Raum sehr gut zurecht. Die Ablagen sind indessen nicht gerade üppig.

Generell ist die Bedienung des Polestar 2 einfach. Ein Knopfdruck auf den linken Button am Lenkrad, und das aktuelle Tempo wird gehalten. Ein Fingertipp auf den rechten Button, und der Stromverbrauch wird angezeigt.

Dazu kommt eine bildschöne Google-Earth-Darstellung der Navigations-Karte auf dem hochkant stehenden, hochauflösenden Touchscreen. Die tiefgehende Zusammenarbeit mit Google macht sich zudem bezahlt: speziell die Navigation samt Sprachsteuerung funktioniert bestens.

In der Version namens Long Range Single Motor verrichtet ein Permanent-Synchronmotor mit 272 PS und 490 Newtonmetern seinen Dienst. Der Antrieb über die Hinterräder erfolgt prompt, mit kaum Schwierigkeiten bei der Traktion. Die Lenkung reagiert präzise, aber etwas träge.

Übertrieben straff federt der rund zwei Tonnen schwere Stromer nicht, allerdings beeinträchtigen die Fahrwerksgeräusche den Abrollkomfort. In der Stadt ist es kein Kunststück, den Stromer unter 15 Kilowattstunden (kWh) pro hundert Kilometer zu halten.

Auf der Autobahn steigen die Werte allerdings stark an. Über den gesamten Testzeitraum ergab sich ein durchaus hoher Verbrauch von 21,8 kWh. Die tiefen Temperaturen reichen dafür nicht als Erklärung. Beim Aufladen kratzte der Polestar an der DC-Säule an der 90er-kW-Marke; das ist mittlerweile die untere Grenze der Akzeptanz.

Besser also, den Polestar über Nacht an der Wallbox aufladen. Die Reichweite ist mit rund 400 Kilometern in der Praxis hingegen zufriedenstellend. Sehr zufriedenstellend ist zudem die Arbeit der zahlreichen Assistenzsysteme, die noch dazu nicht hypernervös sind oder Verkehrszeichen falsch interpretieren.

Vegane Stoffe, kohlenstoffarmes Aluminium

Zu guter Letzt will Polestar mit veganen Stoffen, kohlenstoffarmem Aluminium in Rädern und Batterieträger oder der Umstellung auf Strom aus erneuerbaren Energien im chinesischen Werk zudem den nachhaltig interessierten Kunden überzeugen; das nur noch als Detail am Rande.

Darüber hinaus ist Oberösterreich für Polestar ein wichtiges Pflaster. Davon zeugt beispielsweise die kürzliche Eröffnung des Polestar Space in der Regensburger Straße.

Fazit

Das Update hat dem Polestar 2 gutgetan. Die Limousine präsentiert sich ausgereift, fahrtechnisch ausgewogen und sie ist von der Anmutung her hochwertig. Lediglich der hohe Verbrauch trübt den ansonsten sehr positiven Eindruck.

Von Oliver Koch