Was bei Harnwegsinfekt hilft

Schmerzhaftes Harnlassen, häufiger Harndrang und Schmerzen im Unterbauch sind typische Anzeichen eines Harnwegsinfekts. Entzünden sich die Harnwege durch Bakterien, können Nieren, Harnleiter, -blase und -röhre betroffen sein. Am häufigsten kommt es zu einer Blasenentzündung, die bei Frauen aufgrund der kürzeren Harnröhre anatomisch bedingt öfter auftritt als bei Männern.

Viele Betroffene rätseln, wie die infektionsverursachenden Erreger in ihren Körper kamen. „Meist sind es Bakterien aus dem Darmtrakt, die sich über die Harnröhren- öffnung einschleichen“, erklärt Urologin Manuela Gruber vom Klinikum Wels-Grieskirchen: „In den seltensten Fällen handelt es sich aber um Fehler in der Körperhygiene.“

Wird die Harnröhre nicht regelmäßig ausgespült, kann dies das Aufsteigen von Keimen in der Harnröhre erleichtern: „Das geschieht zum Beispiel, wenn man zu wenig trinkt oder zu lange mit dem Toilettengang zuwartet“, erklärt die Oberärztin. „Auch gewisse anatomische Verhältnisse können Infekte begünstigen, etwa Engstellen, die durch einen Hormonmangel verursacht werden können, oder eine Knickbildung bei Scheidensenkung.“

Lesen Sie auch

Auch falsche Techniken beim Harnlassen steigern das Risiko. „Auf der Toilette ist es wichtig, richtig zu sitzen“, weiß Gruber: „Bei Kindern sollte auf Sitzverkleinerungen und Fußauflagen geachtet werden. Beim Harnlassen keinesfalls über die Toilette gebeugt hocken oder balancieren, sich Zeit lassen und nicht pressen.“

Auch vermehrte sexuelle Aktivität kann vor allem bei Frauen zur Häufung von Harnwegsinfektionen führen. „Dann spricht man von einer sogenannten ,Honeymoon-Zystitis‘. Nach dem Geschlechtsverkehr die Blase zu entleeren, senkt das Risiko. Bedarfsweise ist auch eine Einmaleinnahme eines Antibiotikums (Expositionsprophylaxe) möglich.

Unkomplizierte Harnwegsinfektionen, die auf die Blase begrenzt bleiben, heilen oft von alleine aus. „Bringt der Infekt Schmerzen und Krämpfe mit sich, können in der Apotheke erhältliche Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Paracetamol Abhilfe schaffen“, weiß Gruber. Ob der Einsatz von Antibiotika notwendig ist, muss individuell abgeklärt werden. „Mittels Harnkultur kann der Infektionserreger bestimmt und gegen verschiedene Antibiotika ausgetestet werden“, erklärt Prim. Priv.-Doz. Rainer Gattringer, Leiter des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin. „Das Antibiogramm gibt Auskunft über die Empfindlichkeit bzw. Resistenz des Erregers gegenüber Antibiotika. Über die Informationen aus Harnkultur und Antibiogramm kann die effektivste Antibiotikatherapie gefunden werden.“

Antibiotika in manchen Fällen erforderlich

Bei komplizierten Harnwegsinfektionen, bei denen die Gefahr besteht, dass sich die Infektion auf die Nieren ausbreitet, ist eine Antibiotikatherapie unbedingt erforderlich – auch während einer Schwangerschaft kann dies der Fall sein. „Bei Vorliegen einer symptomatischen Harnwegsinfektion, gekennzeichnet durch Brennen und Schmerzen beim Urinieren, häufigen und starken Harndrang und Schmerzen im Unterbauch, sollte diese mit Antibiotika behandelt werden, um ein sogenanntes Aufsteigen der Infektion zu verhindern und um Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden. Es stehen Antibiotika zur Verfügung, die dem ungeborenen Kind nicht schaden.“ Ein vorzeitiges Abbrechen der Einnahme nach Besserung der Beschwerden kann zu einem Wiederaufflammen des Infekts durch eine erneute Vermehrung der Bakterien führen.

Bei Männern sind Harnwegsinfekte seltener. „Wenn es aber dazu kommt, sind sie meist komplizierter und können auch zur Beteiligung der Samenwege, in Form einer Prostata- oder Nebenhodenentzündung führen“, so die Urologin. Bei Männern sollte eine Harnwegsinfektion neben einer raschen und ausreichend langen antibiotischen Behandlung immer zu einer urologisch fachärztlichen Abklärung führen. Für Frauen wird diese empfohlen, wenn innerhalb eines Jahres mehr als zwei Harnwegsinfekte auftreten.

Hilfreiche Tipps

  • Mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit täglich trinken, dadurch werden Bakterien aus dem äußeren Anteil der Harnröhre ausgespült und können nicht so leicht in die Harnblase gelangen.
  • Mit dem Harnlassen sollte nicht zu lange zugewartet werden.
  • Übertriebene Intimhygiene mit Spülungen oder Waschlotionen vermeiden, diese können die natürliche Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen. Eine Reinigung mit Wasser ist ausreichend.
  • Unterkühlungen vor allem der Füße vermeiden. Auch Baden kann bei manchen Blasenentzündungen auslösen.