Geblieben sind Stoff und Idee der Novelle von Prosper Mérimée für die weltberühmte Oper „Carmen“ von Georges Bizet, die das Landestheater Linz gerade vorbereitet. Neugierig macht die Tatsache, dass sonst ziemlich alle Bestandteile geändert sind. Eine Kurzfassung der Tragödie, noch brutaler gezeichnet in den einzelnen Charakteren, noch deutlicher, was Emotionen in ihrer Grausamkeit über Liebe, Eifersucht und Tod ausdrücken können.
Eine verdichtete Bearbeitung steckte hinter der Absicht des neuen Textes, geschaffen von dem erst im heurigen Sommer mit 97 Jahren verstorbenen Theaterregisseur Peter Brook. Nebenrollen entfallen, die Protagonisten sind auf vier Darsteller reduziert, der Chor, nicht nur im ersten Takt wichtiger Träger des Geschehens, ist eliminiert.
Don José desertiert wegen Carmen, wird zum Mörder, Eifersucht sorgt für Duellszenen, wenn Escamillo sich mit Hilfe von Carmen gegen den Erstgeliebten Don José zur Wehr setzt. Nicht nur Escamillo, für den sich Carmen entscheidet, stirbt (durch einen Stier), auch Carmen endet schicksalshaft durch die Hand Don Josés. Aber was macht die Musik? Dirigent Claudio Novati gefällt an der kleineren Version der Oper die größtmögliche Erhaltung der Substanz der Musik bei einer kleineren Besetzung im Orchester.
Marius Constant arbeitete die Arien der musikalischen Vorlage Bizets gekonnt zu delikaten Miniaturen um. Die dezimierten Figuren erscheinen ihm aus der anderen Perspektive als ein feines Aquarell bei aller Deutlichkeit der Tragik. Für die solistisch agierenden Musiker sicher eine große Herausforderung.
Die neue Carmen eine Österreichischen Erstaufführung, Intendant Hermann Schneider verweist auf das bewährte Opernstudio des Hauses als dessen Eigenproduktion. Die vier Darsteller: Sophie Kidwell als Carmen, Ángel Vargas als Don José, Tina Josephine Jaeger als Micaela und Navid Taheri Derakhsh als Escamillo. Premiere ist Sonntag, 25. September, in der BlackBox.G. Sz.