Israel warnt den Libanon vor den Folgen eines Scheiterns der Feuerpause mit der Hisbollah. Sollte die Waffenruhe mit der libanesischen Schiiten-Miliz zusammenbrechen, werde Israel nicht mehr zwischen der Hisbollah und dem Libanon unterscheiden, sagt der israelische Verteidigungsminister Israel Katz am Dienstag. Die Regierung in Beirut müsse dafür sorgen, dass Libanons Armee ihren Beitrag leiste, die Hisbollah vom Fluss Litani fernhalte und ihre Infrastruktur zerstöre.
„Wenn die Waffenruhe scheitert, wird es für den libanesischen Staat keine Ausnahme mehr geben“, betonte Katz bei einem Besuch der Grenzregion zum Libanon im Norden Israels. Dann werde Israel das Abkommen mit „null Toleranz“ durchsetzen. Der Litani im Südlibanon markiert nach einer UNO-Resolution von 2006 ein Sperrgebiet für die Hisbollah und die israelische Armee.
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Elf Tote bei israelischen Angriffen im Libanon
Bei den bisher schwersten israelischen Angriffen seit Beginn der Waffenruhe im Libanon sind Behördenangaben zufolge mindestens elf Menschen getötet worden. Drei weitere wurden verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Ziel der Angriffe seien die Städte Haris und Talussa im Süden des Landes gewesen. In Haris meldeten die Behörden mindestens fünf Tote. Im Ort Talussa, vier Kilometer von der Demarkationslinie entfernt, waren es mindestens vier Tote.
Israels Militär erklärte, Terroristen sowie zahlreiche Abschussrampen und Einrichtungen der proiranischen Miliz Hisbollah bombardiert zu haben. Auch die Rampe, von der aus Stunden zuvor erstmals wieder Raketen der Hisbollah auf Israel abgefeuert worden waren, sei zerstört worden. Die Angaben des Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Zuvor hatte Israel angegeben, erstmals seit Beginn der Waffenruhe mit der Hisbollah vom Libanon aus beschossen worden zu sein. Ziel des Angriffs der Hisbollah-Miliz sei die Gegend von Har Dov direkt an der Grenze zum Libanon gewesen, teilte die Armee weiter mit. Die Projektile seien in offenem Gelände eingeschlagen, es habe keine Opfer gegeben. Har Dov, auch als Sheeba-Farmen bekannt, liegt ganz im Norden der israelisch besetzten Golanhöhen. Die Hisbollah bestätigte den Beschuss. Er sei als Warnung an Israel gemeint gewesen, das „die Waffenruhe wiederholt“ verletzt habe.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurde im Bezirk Marjayoun ein Mensch getötet. Laut libanesischen Sicherheitskreisen kam er bei einem Luftangriff auf ein Motorrad ums Leben. Die libanesische Staatssicherheit teilte mit, eines ihrer Mitglieder sei bei einem Drohnenangriff in Nabatiyeh getötet worden. Dies stelle einen schweren Verstoß gegen die Waffenruhevereinbarung dar, die letzte Woche in Kraft getreten war.
USA wollen Verstöße gegen Waffenruhe nicht überbewerten
Die USA warnten davor, Verstöße gegen die Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz überzubewerten. „Wenn man eine Waffenruhe hat, gibt es natürlich Verletzungen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, vor Journalisten in Washington. Miller beharrte jedoch darauf, dass die Waffenruhe erfolgreich sei. Die Kämpfe seien weitgehend gestoppt worden. Zugleich betonte er, die USA wollten nicht, dass der Waffenstillstand zusammenbreche.
Libanons Parlamentspräsident Nabih Berri warf indes Israel Dutzende Verstöße gegen die Waffenruhe mit der Hisbollah vor. In einer im Fernsehen übertragenen Rede sprach er von „aggressiven Aktionen der israelischen Besatzungstruppen“, die Häuser in libanesischen Grenzdörfern mit Bulldozern zerstörten, sowie mehreren Luftschlägen. Berri, ein Verbündeter der Schiitenorganisation, hatte in den Gesprächen über die Waffenruhe stellvertretend für die Hisbollah verhandelt.