CDU und CSU uneinig zu Entscheidung über Kanzlerkandidatur

Tauziehen zwischen CDU-Chef Merz und CSU-Vorsitzenden Söder

Zwischen den Schwesterparteien CDU und CSU in Deutschland deutet sich ein Streit über den Zeitpunkt der Entscheidung über die Unions-Kanzlerkandidatur an. Nachdem CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt am Wochenende zum zweiten Mal sagte, dass eine Entscheidung auch im Oktober fallen könne, widersprachen mehrere CDU-Politiker.

„Wenn die Brandenburg-Wahl rum ist, dann sind alle verabredeten Voraussetzungen erfüllt. Und direkt danach wird die Entscheidung getroffen“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, der „Rheinischen Post“ mit Blick auf die Landtagswahl am 22. September.

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„Friedrich Merz hat als CDU-Vorsitzender das erste Zugriffsrecht, er ist laut Markus Söder in der Favoritenrolle“, sagte CDU/CSU-Fraktionsvize Jens Spahn der „Rheinischen Post“ mit Blick auf die CDU- und CSU-Vorsitzenden. Die Entscheidung werde nach der Landtagswahl in Brandenburg (22. September) entschieden, sagte auch Spahn.

Es gibt nach Angaben aus Unionskreisen drei Varianten für den Zeitpunkt, an dem „die K-Frage“ geklärt wird. Entweder CDU-Chef Merz und der CSU-Vorsitzende Söder einigen sich noch vor der Brandenburg-Wahl, also bereits in den nächsten Tagen. Oder die Entscheidung fällt wie von Frei gewünscht direkt nach dem 22. September. In der CDU heißt es, dass die CSU eine Entscheidung offensichtlich bis Oktober hinauszögern wolle.

CDU-Chef Merz gilt als klarer Favorit. Bayerns Ministerpräsident Söder begann allerdings in den vergangenen Wochen, sich – wie schon 2021 – selbst ins Spiel zu bringen. „Die Kanzlerkandidatur ist offen, solange sie nicht beschlossen ist“, sagte Dobrindt nun der Funke-Mediengruppe.

„September und Oktober sind zwei gute Monate als Entscheidungskorridor.“ Mit Blick auf einige Umfragen, in denen Söder vor Merz liegt, fügte Dobrindt hinzu: „Umfragewerte sind immer relevant. Es sind aber auch nicht die einzigen Kriterien.“

Es gibt auch Umfragen, nach denen der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) größere Chancen hätte, die Bundestagswahl zu gewinnen als Merz oder Söder. Der designierte Vorsitzende des Sozialflügels der Union (CDA), Dennis Radtke, sagte der Funke-Mediengruppe, dass Merz eine fantastische Startposition habe. Aber auch Wüst habe „mit tollen bundesweiten Zustimmungswerten das Zeug dazu“.