Die Vertretungen der USA, EU und der Ukraine bei der OSZE haben in Wien anlässlich von 1.000 Tagen russischer Invasion in der Ukraine mit Vorführungen eines Spielfilms am Dienstag und Mittwoch an die dramatischen Ereignisse des Februar und März 2022 erinnert. Auf Grundlage wahrer Begebenheiten erzählt „Butscha“ von einem in der Ukraine lebenden Kasachen, der im Umland von Kiew unter Einsatz seines Lebens Zivilisten vor russischen Besatzern rettete.
„Wir sehen heute eine gestochen scharfe Erinnerung dafür, warum wir zusammenarbeiten müssen, um einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine zu erreichen und den Kreml für seine Handlungen zur Verantwortung zu ziehen“, sagte der Sprecher der US-amerikanischen Vertretung bei der OSZE, Omar Cardentey, am Mittwochabend in einem Wiener Kino. Vor 1.000 Tagen sei Butscha bloß eine kleine Stadt mit 37.000 Einwohnern gewesen, etwas weniger als im neunten Wiener Gemeindebezirk Alsergrund, erzählte er.
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Im Alsergrund wäre es schwer vorstellbar, dass russische Panzer einen Boulevard entlang rollten, russische Soldaten Straßensperren errichteten und aus Wohnungen Bewohner abführten, um sie zu vernehmen oder ihnen Schlimmeres anzutun. Letzteres sei in Butscha passiert. Während der einmonatigen Besetzung der Stadt hätten russische Einheiten systematisch Gewalt ausgeübt, wahllos getötet, vergewaltigt und schließlich Massengräber sowie Beweise für behelfsmäßige Folterkammern zurückgelassen, sagte der US-Diplomat.
Während internationale Medien sich in Bezug auf die zehn Kilometer außerhalb Kiews gelegene Kleinstadt zumeist auf ein Massaker in der Jablunska-Straße konzentrierten, zeigt der in Wien präsentierte Spielfilm „Butscha“ eine andere Perspektive: Im Mittelpunkt steht ein real existierender Kasache mit litauischen und jüdischen Wurzeln, dem es dank der Staatsbürgerschaft eines formal mit Russland befreundeten Staates gelingt, Zivilisten aus Butscha sowie Umgebung durch russische Straßensperren und auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet in Sicherheit zu bringen. Konstantin Gudauskas wird dabei Zeuge von mutmaßlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen Ende des Films kommt es auch zum Showdown mit einem Oberst des russischen Geheimdiensts FSB, der außerhalb von Kiew ausgerechnet in der Villa des berühmten Komponisten Ihor Poklad sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. Der Russe macht dabei kein Hehl aus seinem Hass auf alles Ukrainische und sieht sich als Herr über Leben und Tod.
Gedreht an Originalschauplätzen und mit dem polnischen Schauspieler Cezary Łukaszewicz in der Hauptrolle will sich „Butscha“ an ein breites Publikum auch außerhalb der Ukraine wenden. Stanislaw Tiunow, der zuvor als Filmproduzent von Komödien tätig war, setzte in seinem Regiedebüt auf emotionale Verstärkung drastischer Szenen durch Musik sowie unmissverständliche Darstellungen von Gut und Böse. Das Budget des aufwendig produzierten Films, der mit inhaltlicher Unterstützung des ukrainischen Militärgeheimdiensts HUR entstanden ist, war dabei mit etwa 570.000 Euro vergleichsweise gering. Es sei in der Ukraine derzeit relativ schwierig Filme zu finanzieren, erzählte Tiunow der APA. Investoren fragten, was passieren würde, wenn etwa der Regisseur und sein Team bei einem russischen Angriff ums Leben kämen.