Finanzen der britischen Royals werfen Fragen auf

Charles III. profitiert von seinen Ländereien und Grundstücken © APA/AFP/POOL/FIONA GOODALL

Er ist nicht nur das feierlich gekrönte Staatsoberhaupt von Großbritannien. Charles III. ist auch so etwas wie der König der Landbesitzer. Dem britischen Monarchen und seinem ältesten Sohn Prinz William gehören riesige Flächen im Königreich. Möglich macht das die Tradition: Dem König fließen die Einkünfte aus dem Herzogtum Lancaster zu, das 1399 geschaffen wurde, und der Thronfolger bekommt jene aus dem Herzogtum Cornwall, das seit 1337 existiert.

Die Ländereien und Grundstücke bringen Charles, der an diesem Donnerstag seinen 76. Geburtstag feiert, und William jedes Jahr viel Geld ein. Eine Recherche der Zeitung „Sunday Times“ und des Senders Channel 4 ergab fürs vergangene Jahr Einkünfte in Höhe von insgesamt 50 Millionen Pfund (60 Millionen Euro).

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Für Aufsehen sorgten aber vor allem einige Posten auf der Liste. So erhält Charles‘ Herzogtum Lancaster über 15 Jahre insgesamt 11,4 Millionen Pfund (13,76 Mio. Euro) von einer Organisation des finanziell maroden Gesundheitsdiensts NHS. Dabei geht es um ein Lagerhaus in London, in dem Krankenwagen untergestellt werden.

Die Ländereien bekommen demnach auch Geld vom Verteidigungsministerium für den Zugang zum Anlegen von Booten und Auftanken von Kriegsschiffen, von staatlichen Schulen für die Nutzung ihrer Grundstücke und von einem örtlichen Gemeinderat für den Betrieb einer Mautbrücke. Auch ein Gefängnis steht auf königlichem Land, die millionenschwere Pacht wird vom Justizministerium mit Steuergeld beglichen.

Ein Sprecher des Herzogtums Cornwall sagte dem Sender BBC, dieses sei „ein privater Verwalter mit einem kommerziellen Anspruch“. Alle britischen Gesetze und regulatorischen Vorschriften würden befolgt. Vom Herzogtum Lancaster hieß es, es operiere „als kommerzielles Unternehmen, das eine breite Palette von Land- und Immobilienvermögen in England und Wales verwaltet“.

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Kritiker fordern seit Langem eine Reform, wie die königlichen Ländereien und Güter besteuert werden. Aufgrund einer Vereinbarung mit dem Finanzministerium werden weder Kapitalertrag- noch Körperschaftsteuer fällig. Auch an Eigentumsgesetze wie Enteignungsanordnungen müssen sich die Verwaltungen nicht halten.

König und Thronfolger zahlen freiwillig die höchste Einkommensteuerrate von 45 Prozent auf ihre Einnahmen. Bei der letzten Steuererklärung wurde bekannt, dass Charles 5,9 Millionen Pfund gezahlt hatte und damit 25 Prozent – er hatte Ausgaben abgezogen, die seiner Ansicht nach mit seinen offiziellen Pflichten verbunden waren.

Die frühere Unterhausabgeordnete und jetzige Oberhausabgeordnete Margaret Hodge von der regierenden Labour Party sagte der BBC: „Wir alle lieben die Monarchie, wir alle wollen, dass sie funktioniert. Aber wir wollen, dass sie mit gutem Beispiel vorangeht, was die Art und Weise angeht, wie sie ihre Finanzen verwaltet.“ Das Königshaus könne sich nicht die Vorteile beider Seiten herausziehen. „Wenn sie privat und kommerziell sein wollen, müssen sie den fairen Steuersatz zahlen, wie alle anderen auch, sonst bekommen sie einen Wettbewerbsvorteil“, sagte Hodge.

Die royalen Finanzen sind seit jeher ein Aufreger. Die öffentliche Finanzierung der offiziellen Amtssitze wie dem Buckingham-Palast geschieht über Einnahmen des sogenannten Kronguts, dem Crown Estate. Dem gehören ebenfalls große Flächen sowie wertvolle Immobilien, aber auch der Meeresgrund in der britischen Zwölf-Meilen-Zone. Von den Einnahmen dieses Liegenschaftsverwalters erhält das Königshaus einen Anteil von 25 Prozent, den sogenannten Sovereign Grant.

Hinzu kommt noch der Privatbesitz: wertvolle Pferde, historische Fahrzeuge, die größte Briefmarkensammlung der Welt oder Meisterwerke sowie Aktien. Ein gewaltiger Teil des Vermögens besteht aus Juwelen, die vor allem von Charles‘ Urgroßmutter Queen Mary gesammelt wurden und die der König von seiner Mutter Queen Elizabeth II. geerbt hat, ohne dass Erbschaftsteuer fällig wurde. Das ist alles von unschätzbarem Wert. Für die private Liquidität sorgen die Einnahmen der Herzogtümer.

Kritiker der Monarchie wie die Organisation Republic fordern seit Langem, die Royals sollten deutlich weniger Steuergeld erhalten und viel mehr privat finanzieren. Das wäre gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen ein wichtiger symbolischer Schritt.

Die Moderatorin Jean Johansson kritisierte in ihrer Kolumne für die Zeitung „The Sunday Mail“ vor allem Prinz William als Heuchler. Der 42-Jährige hat es zu seinem Ziel erklärt, die Wohnungslosigkeit zu beenden. Aber tatsächlich „melke“ William öffentliche Dienste, die deshalb weniger Geld für die Abgehängten (der Gesellschaft) hätten, betonte Johansson. „Wie kann es sein, dass nicht die ganze Nation darüber empört ist?“ Die Royals, so die Moderatorin, hätten Glück gehabt: Die US-Wahl habe die Veröffentlichung überschattet, der Aufschrei blieb aus.