Bei nächtlichen russischen Luftangriffen sind mindestens sechs Menschen im Süden der Ukraine getötet worden. 21 weitere Personen wurden verletzt, darunter fünf Kinder, so die Lokalbehörden am Montag. Russland mobilisiert unterdessen zudem in der westlichen Region Kursk, um die ukrainischen Streitkräfte mit zehntausenden Soldaten aus den im Sommer verlorenen Gebieten zurückzudrängen, wie der oberste Befehlshaber der Ukraine am Montag erklärte.
Die Äußerungen von General Oleksandr Syrskyi erfolgten einen Tag, nachdem die New York Times berichtet hatte, dass Moskau 50.000 Soldaten, darunter auch rund 10.000 aus Nordkorea, in der Grenzregion zur Ukraine für einen Angriff zusammengezogen habe. Syrskyi machte keine Andeutungen über die mögliche Präsenz nordkoreanischer Truppen unter den russischen Streitkräften.
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Westliche Länder, Südkorea und die Ukraine behaupteten indes, Nordkorea habe Truppen nach Russland geschickt. Moskau hat die Anwesenheit nordkoreanischer Truppen auf seinem Territorium bisher weder bestätigt noch dementiert. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete jedoch am Samstag einen Vertrag über die strategische Partnerschaft seines Landes mit Pjöngjang, der eine Bestimmung zur gegenseitigen Unterstützung bei der Verteidigung enthält.
Im Süden der Ukraine seien am Montag zudem mehrere Gebäude in Brand geraten, hieß es weiter. In der Region Mykolajiw kamen demnach fünf Menschen ums Leben, in Saporischschja wurde eine Person bei der Zerstörung eines Wohnhauses getötet. Unter den Verletzten in Saporischschja sind fünf Kinder im Alter von 4 bis 17 Jahren.
Das ukrainische Militär warnte unterdessen vor möglichen Bodenangriffen der russischen Infanterie in der Region Saporischschja. Diese könnten bereits in einigen Tagen beginnen, erklärt ein Militärsprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Angriffe könnten die ukrainischen Truppen zusätzlich unter Druck setzen. Schon jetzt seien sie im Osten des Landes in der Defensive. Saporischschja liegt im Süden der Ukraine. Dort war das Kampfgeschehen in den vergangenen Monaten weniger intensiv.
Bei einem neuen russischen Raketenangriff auf ein mehrstöckiges Wohnhaus sind in der südostukrainischen Großstadt Krywyj Rih mindestens sieben Menschen verletzt worden. „Russland strebt nur eine Fortsetzung des Krieges an, und jeder Schlag widerlegt Russlands Erklärungen zur Diplomatie“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram.
Angesichts der schweren russischen Angriffe bei Kurachowe im Osten der Ukraine droht den Verteidigern nach Angaben des regierungsnahen ukrainischen Militärkanals Deep State unterdessen eine Katastrophe. Die Stadt sei bereits von drei Seiten eingeschlossen. Inzwischen versuchten die russischen Einheiten, das dort postierte ukrainische Militär von der Versorgung abzuschneiden und einzukesseln, so die Militärexperten.
Die Lage der ukrainischen Truppen im Donezker Gebiet verschlechterte sich seit Anfang August rapide. An diesem Frontabschnitt rückt die russische Armee nicht nur auf das inzwischen stark zerstörte Kurachowe vor, sondern hat sich auch dem nahe gelegenen Verkehrsknotenpunkt Pokrowsk bedenklich genähert.
Im Verlauf der schweren Kämpfe um Kurachowe ist nach offiziellen ukrainischen Angaben durch die Russen ein Staudamm bei Stari Terny zerstört worden. Flussabwärts sei der Pegelstand der Wowtscha bereits um über einen Meter angestiegen. Die russische Seite machte hingegen die Ukrainer für die Zerstörung verantwortlich. Möglicherweise sollte dadurch das Vorrücken russischer Einheiten erschwert werden.
Zudem kam es angesichts der vorrückenden russischen Truppen ist im ostukrainischen Gebiet Charkiw die Zwangsevakuierung von zehn weiteren Ortschaften angeordnet worden. „Der Feind beschießt dort ständig unsere zivilen Siedlungen“, begründete der Gouverneur Oleh Synjehubow die Maßnahme im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Es betreffe Orte um die Siedlung Borowa auf dem Ostufer des Flusses Oskil.
Vorher gab es solche Anordnungen für Ortschaften im nördlicher gelegenen Großraum Kupjansk. Seit 10. September seien insgesamt gut 6.500 Menschen evakuiert worden, darunter gut 500 Minderjährige, so der Gouverneur.
Selenskyj forderte erneut mehr Waffen. „Ohne prinzipielle Entscheidungen und eine starke Unterstützung der Ukraine wird Russland keine Motivation haben, Frieden zu suchen.“ Selenskyj veröffentlichte Bilder von dem Haus, das die Rakete zerstörte. Krywyj Rih ist seine Heimatstadt. In den Trümmern werde nach möglichen Verschütteten gesucht, hieß es. In Kiew und mehreren, anderen Regionen in der Ukraine wurden unterdessen präventive Stromabschaltungen vorgenommen.
Grund dafür sei die Bedrohung durch einen russischen Raketenangriff, teilten das Militär und der Energieversorger DTEK mit. Stromabschaltungen gab es demnach auch in den Regionen Kiew, Odessa, Dnipropetrowsk und Donezk. Für das gesamte Land wurden Luftalarme ausgelöst.
Das ukrainische Militär teilte zudem mit, zwei Raketen und 39 von 74 Drohnen, mit denen Russland angegriffen habe, seien abgeschossen worden. Weitere 30 Drohnen seien vermutlich von der elektronischen Luftabwehr abgefangen worden. Drei weitere Drohnen seien Richtung Belarus und russisch besetzter Gebiete abgedreht.
Die Ukraine wehrt sich mit westlicher Hilfe seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen die großangelegte russische Invasion.